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Viele Eindrücke - Die ersten Tage in Herøya

So, da bin ich! Endlich angekommen in Norwegen. Mittlerweile ist es schon drei Tage her, dass ich mich mitten in der Nacht zum Düsseldorfer Flughafen aufgemacht habe, um das Abenteuer zu beginnen!
2012-08-22_Voluntariat Melina 01
Datum:
22. Aug. 2012
Von:
Benedikt Groß

Obwohl mein Koffer viel zu schwer war, haben sie mich mitgenommen. Auch mein neuer Rucksack hat letztendlich Ausmaße angenommen, die ich nicht erwartet hätte. Da der Flieger nach Kopenhagen sowieso recht klein war, mussten meine Beine dem überfüllten Rucksack weichen und es war eher unbequem. Dafür war mein Sitznachbar ein ziemlich lustiger Vogel. Er hat zwar außer "Iich freii miech!", auf meine Frage, ob ich mich neben ihn setzen dürfte, nicht viel gesagt, aber er sah einfach lustig aus. Ein Geschäftsmann im Körper von Horst Lichter! In Kopenhagen musste ich dann erstmal quer durch den Flughafen zum Gate nach Oslo laufen, aber auch das klappte. Und so bin ich dann um 10.20 Uhr im Regen in Norwegens Hauptstadt gelandet.

Nachdem ich den Koffer vom Band geholt hatte ging ich Richtung Zugstation. Auf dem Weg hab ich dann erstmal ein paar, nein, es waren natürlich direkt ein paar mehr, Kronen für ein eineinhalbtes Frühstück (also das Frühstück zwischen dem ersten und dem zweiten) ausgegeben. Auf spor 4 hab ich dann eine Stunde gewartet, weil ich keine Lust hatte wieder mit dem schweren Koffer ins überhitzte Gebäude zu laufen. Draußen war's angenehm frisch. 20° C und bewölkt... genau mein Ding! Dann ging es 2,5 Std. mit dem komfortablen Zug nach Larvik und von dort mit dem Bus nach Porsgrunn.

In Porsgrunn holte mich Pastor Gordon ab. In einem Auto, das einfach unbeschreiblich ist. Ein alter Toyota Van. Uralt. Eine richtige Rostlaube.

Auf dem Weg nach Herøya hab ich dann eine Mini-Sightseeingtour durch Porsgrunn bekommen. Auf den ersten Blick ein nettes Städtchen! Herøya ist eine Art kleine Halbinsel mit einer Hauptstraße, auf der wir dann erstmal, bedingt durch die rush hour, im Stau standen. So kamen wir dann irgendwann hier an, in der Herøya Misjonskirke.

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Zuerst habe ich Elin kennengelernt. Sie arbeitet auch hier, mit ihr teile ich mir die kleine Wohnung über der Kirche. Dann kam Clare, meine Mentorin vorbei und wir sind mit Gordon nach Porsgrunn zum Thailänder gefahren. Leckeres Essen und einen tollen Ausblick über den Fluss und die schönen Häuser am Ufer gab's dort!

Danach sind wir wieder zurück und Elin und ich sind noch ein Ründchen spazieren gegangen, weil es noch so lange hell war. Und dann hab ich gut und lange in meinem neuen Bett geschlafen.

Dienstag gab es dann ein paar organisatorische Dinge mit Gordon und Bodil, seiner Frau, zu klären. Danach sind wir einkaufen gegangen und haben Essen für die Kafeteria am Mittwoch vorbereitet, ein bisschen aufgeräumt usw. Der Nachmittag war frei und am Abend stand die erste Chorprobe an. Ich bin sehr nett aufgenommen worden und es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, weil der Chor wirklich sehr gut ist. Und alle sind dort willkommen! Ganz verschiedene Menschen sind dabei, das Können steht nicht im Vordergrund. Besonders süß ist der alte Groupie-Opi. Er kommt zur Chorprobe und gehört dazu, obwohl er nicht mitsingt, sondern im Zuschauerraum sitzt, Kaffee trinkt und mitwippt. Ein echt tolles Gemeinschaftsgefühl! Und im Chor habe ich auch Annlaug kennengelernt, eine richtig nette. Ich kann nicht einschätzen, wie alt sie ist, vielleicht Mitte dreißig. Wir haben uns ein bisschen unterhalten und sie fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr ein bisschen wandern zu gehen, weil sie montags, wenn hier ein Wandertreff stattfindet, meistens keine Zeit hat. Da hab ich natürlich nicht nein gesagt! Und dann fragte sie mich, ob ich gerne tanze. Tja, und jetzt werde ich wohl mit in ihren Tanzkurs kommen. Einfach so. Wir kennen uns zwar erst seit ein paar Minuten, aber sie war direkt so offen und einladend.

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Heute, am Mittwoch, war quasi mein erster richtiger Arbeitstag. In der Midtukegudstjeneste wurde ich den 15 Senioren, die jeden Mittwoch zu dieser Art "Gebetstreff" kommen, vorgestellt. Und die waren völlig hin und weg von meinem bisschen Norwegisch. "Jeg heter" und "Jeg kommer fra" hat sie so fröhlich gemacht, die haben alle so nett gelächelt und sich riesig gefreut. Und dann habe ich mit Bodil weiter das Essen für die Kafeteria weiter vorbereitet. Eigentlich kann von Essen gar nicht die Rede sein. Was sie kocht und bäckt und schnibbelt und anrichtet (im besten Sinne), ist Kunst. Kanel- und vaniljeboller, vafler und sandwiches, alles ist mit Liebe gemacht und viel zu schade, um es aufzuessen. Während der Kafeteria hab ich mich dann gut mit den Senioren unterhalten. Ich musste zwar genau hinhören, um sie zu verstehen, aber sie haben sich Mühe gegeben, langsam zu reden und wollten so viel von mir wissen. das hat unglaublich viel Spaß gemacht!

 


Gegen ein Uhr hat sich die Runde dann aufgelöst und es wurde alles für etter skoletid vorbereitet. Die Kinder kommen von der Schule und kriegen in der Kirche dann warmes, aber vor allem süßes Essen. Nudler, Pizza, Selbstgebackenes, Brownies, Cola, Fanta... det er ikke sunt! Ich muss sagen, dass ich mittlerweile echt gut mit den Kronen und dem Verkaufen klar komme. Also ich könnte eigentlich an der Supermarktkasse anfangen! Hva skal du ha? - Det koster fem kroner. - Takk. - Og ti kroner tilbake, vær så god.

Die Kinder sind sehr freundlich und machen nicht den Eindruck, als ob sie so viele Probleme machen würden. Vielleicht weil sie gerne zu etter skoletid kommen und froh sind, dass es so etwas gibt. Besonders toll ist, dass zwei bis drei pensionierte Lehrer, eine Lehrerin ist 92, mittwochs dabei sind, um den Kindern mit den Hausaufgaben zu helfen. Die haben echt noch was drauf! Den Kindern wird viel geboten.


Um halb 5 ist der Spaß dann vorbei und alles muss aufgeräumt werden. Haben wir heute auch ganz fleißig gemacht und danach war ich unglaublich glücklich. Wir hatten noch ein Gespräch mit Bodil, also Elin und ich, und sie sagte, dass sie unglaublich froh ist, so tolle Hilfe zu bekommen und dass es schon beim ersten Mal so toll geklappt hat. Das ist sehr motivierend! Und jetzt sitze ich hier und sollte besser schlafen, denn morgen geht es nach Skien, erst zur Polizei zur Anmeldung und dann in die Moflata Misjonskirke. Dort ist donnerstags etter skoletid, wo ich arbeiten werde. Ich bin schon so gespannt!

Oh, dieser Beitrag ist tatsächlich sehr sehr lang und ausführlich geworden. Aber es ist gut, um die ganzen Erlebnisse (es waren so viele) Revue passieren zu lassen. Also, wenn ihr bis zum Ende durchgehalten habt... Takk! Und ich werde vermutlich öfters schreiben, damit ich nicht immer hundert Leuten das gleiche berichten muss. Ha det bra!