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Der Kreuzweg

Kreuzweg Schaubild_Endversion

In der Fastenzeit finden in vielen Kirchen Veranstaltungen rund um den Kreuzweg statt.

Hier möchten wir Ihnen den Warther Kreuzweg vorstellen:

Station I - Jesus wird zum Tode verurteilt

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Der Kreuzweg beginnt mit der Verurteilung Jesu.

Die Evangelientexte berichten von Kompetenzstreitigkeiten zwischen jüdischen Behörden und der römischen Obrigkeit. Schließlich hat der römische Statthalter Pontius Pilatus zu entscheiden. Dabei entsteht ein kurzes Gespräch von äußerster Tragweite.

Pilatus fragt: ,,Bist du der König der Juden?"

Jesus antwortet: ,,Das sagst du. Ich bin dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit zeuge. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme."

Worauf Pilatus die skeptische Frage stellt: ,,Was ist Wahrheit?"

Schließlich lässt er Jesus geißeln, und die Soldaten setzen ihm die Dornenkrone auf und legen ihm den Purpurmantel an. Dann wird er hinausgebracht und der Volksmasse gezeigt. Als die Hohepriester und die Volksmasse ihn sehen, schreien sie noch lauter: ,,Kreuzige ihn, kreuzige ihn!"

 

Soweit die Evangelientexte, die das Bild der ersten Station bestimmen, und drei Komponenten sind es, die den Kreuzweg einleiten:

1. Christus, der von sich sagt, für die Wahrheit zu zeugen und dafür geschlagen und verhöhnt wird.

2. Die Volksmasse, die seine Ausschaltung durch den Kreuzestod verlangt.

3. Pilatus, der ,,keine Schuld an ihm findet" und gleichzeitig seine eigene Unschuld beteuert: ,,ich wasche meine Hände in Unschuld!"

Station II - Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

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Der Evangelientext der zweiten Station ist kurz.

Bei Johannes heißt es: Sie zogen ihm den Purpur aus und seine eigenen Kleider an, und selbst das Kreuz tragend ging er hinaus. Was hier gezeigt werden soll, ist die Bereitschaft Jesu, das Kreuz auf sich zu nehmen. Es bedarf eines Knechtes, um es ihm aufzulegen. Und Jesus  lässt sich dieses  Kreuz nicht einfach aufladen, vielmehr  greift er entschlossen zu. Und in dieser Annahme  erfüllt er den Auftrag seines Vaters zu unserem Heil.

Für uns gilt die Aufforderung  von Jesus  zu lernen, auch unsere kleinen und großen  Kreuze mutig auf uns zu nehmen und  zu tragen.

Dabei dürfen wir gewiss sein, dass all unsere Kreuze bereits von Jesus  mitgetragen wurden.

Station III - Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

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Die dritte Station zeigt, wie Jesus zum ersten Mal unter der Last des Kreuzes zusammenbricht.

Dieser Zusammenbruch wird sich noch zweimal wiederholen. Dadurch wird die Schwere der Last verdeutlicht, die Jesus auf seine Schultern geladen hat. Ist das Tragen unserer Kreuze nicht  auch für uns  oft mit dem Gefühl  von Auswegslosigkeit verbunden,  mit Augenblicken, in denen wir meinen, nicht mehr weiter zu können und von der Last  erdrückt zu werden?

Aber es gibt auch noch einen anderen Aspekt:

Wir neigen dazu, das Kreuz der anderen, unserer Mitmenschen, oftmals teilnahmslos und gleichgültig „zu übersehen" und muten ihnen zu, ihr Kreuz allein zu tragen.

Station IV - Jesus begegnet seiner Mutter

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In der vierten Station wird die Begegnung Jesu mit seiner Mutter gezeigt, die ja auch später mit anderen Frauen und Johannes unter  dem  aufgerichteten Kreuz  beim Sterbenden  Jesu stehen wird.

Es ist ein Bild, das zu Sentimentalität  keinerlei Anlass gibt.

Maria hat über 30 Jahre hinweg den Weg ihres Sohnes miterlebt, manchmal war sie sicherlich der Verzweiflung nahe und hat wohl auch, so deuten es die Evangelien an, gemeint, er sei verrückt geworden. Und dennoch ist sie in seiner größten Not liebend bei ihm, vielleicht versteht sie erst jetzt so richtig die Worte ihres Sohnes, des Engels und des greisen Simeon und von Hanna im Tempel in ihrer letzten Tragweite.

In diesem Zusammenhang  ist es aber auch wichtig, sich an ein Wort Marias zu erinnern, das sie zu Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu, bei der Hochzeit von Kana, gesprochen hat: ,,Tut alles, was er sagt." Hinhören und das Gehörte tun, wäre der Wunsch Mariens an uns.

Station V - Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

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„Und als sie hinausgingen, griffen sie einen gewissen Simon von Zyrene, der vom Feld kam. Diesen nötigten sie, Sein Kreuz zu tragen.“

Das ist der Evageliumstext zur fünften Station, in der Simon hilft, Jesus das Kreuz zu tragen. Er ist ein Bauer, ein einfacher Mensch, dem das Kreuz aufgezwungen wird.

Es soll noch einmal daran erinnert werden, dass die Kreuzweg-Andacht nicht einen historischen Bericht nacherzählen will, sondern durch Betrachtung zur Meditation führen will. Wir sollen einbezogen werden in ein Geschehen, das über historische Fakten weit hinausreicht. Es ist  ein einfacher Mensch, der ausersehen ist, das Kreuz Jesu mitzutragen, ein Mann, der von seiner schweren Arbeit kommt. Hilfsbereit und widerspruchslos führt er diesen Dienst aus.

In Simon von Zyrene wird ein Unbeteiligter genötigt, das Kreuz tragen zu helfen. Soll uns das zeigen, dass es ein Unbeteiligtsein an Jesu Kreuzweg und an den Kreuzen unserer Mitmenschen nicht geben darf?

Station VI - Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

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Dass die Stationsbilder des Kreuzweges von einem tieferen Hintergrund  sprechen, wird besonders deutlich in der 6. Station.

In den Evangelientexten kommt Veronika nicht vor. Die Erzählung von der Frau Veronika, die den das Kreuz tragenden Christus von ihrem Fenster aus vorbeigehen sieht, von Mitleid ergriffen hinausgeht und ihm ein Tuch reicht, mit dem er sein Gesicht von Blut und Schweiß trocknet, ist eine Legende. Der Name selbst ist vermutlich aus ,,vera icon" gebildet, was man mit ,,wahres Bild" übersetzen könnte. ,,Vera icon" heißt im lateinischen Verständnis: das am wahrsten zu verehrende Bild.

Es ist die Passion, der Leidensweg, in dem sich das  zu verehrende Bild Christi am wahrsten ausdrückt. Und es ist  die mutige Frau Veronika, die trotz der wütenden „Kreuzige ihn!“ rufenden Menge sich voll Mitleid Jesus zuwendet  und uns im Abdruck des Schweißtuches  das wahre Bild Christi, die vera icon, des für uns leidenden Christus zeigt.

Station VII - Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

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"Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, der Leute Spott, vom Volk verachtet" (Ps 22,7).

Diese Psalmworte kommen einem in den Sinn beim Anblick Jesu, der zum zweiten Mal unter dem Kreuz zusammenbricht. Da liegt nun Jesus im Staub am Boden. Niedergedrückt vom Gewicht seines Kreuzes. Die Kräfte verlassen ihn mehr und mehr. Trotzdem steht er mühsam wieder auf, um seinen Weg fortzusetzen.

Mehr noch als beim ersten Zusammenbruch sollen wir ermutigt werden, wieder aufzustehen, uns immer wieder aufzurichten auf unseren eigenen Kreuzwegen.

Cyprian Norwid hat geschrieben: "Nicht hinter sich selbst (hergehen) mit dem Kreuz des Retters, sondern hinter dem Retter mit dem eigenen Kreuz". Es ist ein äußerst knappes Wort mit einer starken Aussage. Es erklärt, warum das Christentum die Religion des Kreuzes ist. Es gibt uns zu verstehen, dass jeder Mensch hier auf Erden, der ein  Kreuz trägt und darunter zusammenbricht, dem leidenden Christus begegnet.

Und von Ostern her ist uns Christen das Kreuz ein Siegeszeichen geworden.

 

Station VIII - Jesus begegnet den weinenden Frauen

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An der 8. Station nehmen wir an der Begegnung Jesu mit den weinenden Frauen teil.

Es ist heute noch bei vielen Völkern üblich, dass  sogenannte „Klageweiber“ das Sterben und den Tod eines Menschen mit lautem Weinen und Klagen begleiten. Zu ihnen spricht Jesus, indem er ihnen schroff das Klagen untersagt, wie Lukas mit Furcht einflößenden Worten berichtet:

,,Weinet nicht über mich, vielmehr weint über euch selbst und über eure Kinder. Denn siehe, es kommen Tage, an welchen man sagen wird:

Selig die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren und die Brüste, die nicht genährt haben... und man wird sagen zu den Bergen: fallt über uns, und zu den Hügeln: bedeckt uns... "

Jesus will uns damit sagen, dass es nicht ausreicht, nur Missstände zu beklagen und zu beweinen. Mitleid allein genügt nicht. Wir müssen uns ändern – im Anblick Jesu und seines  Kreuzes.

Station IX - Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

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Christus ist unter der Last des Kreuzes erneut zu Boden gestürzt. Neugierig beobachtet die Menge, ob er wohl  die Kraft hat, noch einmal aufzustehen.

Der hl. Paulus schreibt: "Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod am Kreuz" (Phil 2,68).

Wenn Jesus zum dritten Mal fällt, scheinen genau diese Paulusworte bildhaft vor uns auf: die Entäußerung, die kenosis des Gottessohnes, die Erniedrigung unter dem Kreuz.

Kurz zuvor erst hatte Jesus zu den Jüngern gesagt, er sei nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen (vgl. Mt 20,28). Als er sich im Abendmahlssaal niederbeugte und ihnen die Füße wusch, wollte er sie gleichsam an seine Erniedrigung gewöhnen.

Aber gleichzeitig forderte er auch uns auf, es ihm gleich zu tun und einander in hingebungsvoller Liebe zu dienen.

Station X - Jesus wird seiner Kleider beraubt

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Die Soldaten nahmen Jesus seine Kleider ab und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen. Sie nahmen auch sein Untergewand, das von oben her ganz durchgewebt und ohne Naht war. Sie sagten zueinander: Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand.

Joh 19, 23-24

Dass man Jesus seiner Kleider beraubt und unter sich verlost, zeigt den tieferen Grund einer das Unrechttun begleitenden Haltung:

In welcher Art und Weise böse Gesinnung - selbst unbewusst - über das ,,Gewand der Wahrheit" verfügt, es läuft immer auf Beraubung hinaus.

Und diese Beraubung stellt bloß, sie demütigt und erniedrigt, sie nimmt dem Beraubten jegliche menschliche Würde.

Station XI - Jesus wird ans Kreuz genagelt

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Er trug sein Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelhöhe, die auf Hebräisch Golgota heißt. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte Jesus. Pilatus ließ auch ein Schild anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden.

Dieses Schild lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag. Die Inschrift war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefasst. Die Hohepriester der Juden sagten zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.

Joh 19, 17-22

Die Tortur des Ans-Kreuz-Nagelns wird an Ihm vollzogen. Der Leidensweg hat seinen Höhepunkt erreicht! Welche Schmerzen muss er ertragen haben,  Nagel für Nagel, und das für dich und mich, für jeden Leidenden und verfolgten auf der ganzen Welt. Das muss uns doch zu denken geben!

Station XII - Jesus stirbt am Kreuz

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Der Tod Jesu am Kreuz ist der Inhalt der 12. Station.

Dieser Tod, aus Liebe und damit um der Wahrheit willen, wird vom ,,gewöhnlichen" Sterben begleitet, vom Tod zweier hingerichteter Verbrecher. Von der sechsten bis zur neunten Stunde herrschte eine Finsternis im ganzen Land. Um die neunte Stunde rief Jesus laut: „Eli, Eli, lema sabachtani?“, das heißt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Hier hören wir wieder Worte aus dem Psalm 22.

Jesus fühlt sich von Gott verlassen und schreit seine Not vom Kreuz herab in die Welt. Er ist der Verzweiflung nahe, wie so viele Menschen, die ein hartes Schicksal zu Boden ringt und ihrer Existenz beraubt.

Mit ihnen richtet er seine vorwurfsvolle  Anfrage an seinen  Vater, ja er klagt ihn nahezu an. .

Und am Ende seiner Zwiesprache mit seinem Vater legt er sein Leben, sein Schicksal, seinen Geist  vertrauensvoll in die Hände seines Vaters.

Wir alle sind sterblich, das wissen wir, verdrängen es aber gerne. Klagen wir am Ende Gott an oder legen auch wir unser Leben in die Hände des Vaters, vertrauend darauf, das er es gut mit uns meint und alles  Leid in ihm einen letzten Sinn hat?

Station XIII - Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt

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In der 13. Station wird das Mysterium der Pietà angesprochen.

Maria, der Schrein Gottes, sein Tabernakel, aus der er als Kind geboren, erhält nun einen Leichnam zurück, nachdem sich alles so ereignet hat, wie der Engel ihr schon vor der Geburt verkündet hatte: ,,Er wird sein Volk von den Sünden erlösen."

Maria hat auf dem Kreuzweg Jesus bis zur letzten Minute begleitet. Diese liebende Mutter ist zur Mutter der Kirche geworden. Sie glaubt an die Botschaft des Engels. Maria will allen nahe sein, die an der Abwesenheit des Herrn zu verzweifeln drohen und unsere Mutter im Glauben sein.  Wir Christen sollten uns wieder mehr an Maria wenden, wenn  wir uns in unseren täglichen Sorgen von Gott und der Welt verlassen fühlen.

Station XIV - Der Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt

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Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist. An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten, und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. Wegen des Rüsttages der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei.

Joh 19, 40-42

Und nun? Ende aus?

Es fehlt doch das sogenannte „Happy End“! Mitleiden hin oder her, das ändert doch schließlich nichts  an unseren ganz persönlichen Schicksalen und Notsituationen. Und zumeist sind wir dabei doch ganz schön allein  und einsam.

Eigentlich fehlt eine letzte  Kreuzwegstation, die all diese  Anfragen und Sorgen aufhebt. Es müsste eigentlich noch eine letzte Station geben, die die Auferstehung Jesu zum Thema hat.

Aber ein Kreuzweg ist ein  Weg des Mitleidens, die letzte Station feiern wir gemeinsam in der Feier der Auferstehung unseres Herrn, im Osterfest.

Station XV - Auferstehung

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Diese 15. Station ist keine übliche Station für unsere Kreuzwege, sie enden zumeist mit der 14. Station.

Aber bei uns in der Warth  schließt ihn eine solche Station beseelt vom österlichen Glauben österlichen Glauben ab.

Das Mitgehen auf dem Leidensweg  Jesu führt uns am Ende zu einer Teilhabe an seiner Auferstehung, die wir an Ostern feiern.

Paulus lehrt uns, dass die Auferstehung die Grundlage für unseren Glauben ist. Nicht das Resultat neugieriger Untersuchungen gibt uns die Gewissheit der Auferstehung, sondern allein das Wort Gottes durch den Mund des Engels am leeren Grab : ,,Er ist nicht hier; Er ist auferstanden."