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New in Norway

.. so heißt die Broschüre, die ich letzten Donnerstag im Einwohnermeldeamt mitgenommen habe. "New in Norway", mittlerweile habe ich schon 10 Mal hier geschlafen und jedes Mal, wenn ich wieder aufwache, gibt's was Neues zu entdecken.
2012-08-30_Voluntariat Melina 01
Datum:
30. Aug. 2012
Von:
Melina Berka

Mein letzter Bericht hörte damit auf, dass ich ins Bett musste, um am nächsten Morgen fit für Moflata zu sein. So anstrengend war es aber im Endeffekt gar nicht. Die Misjonskirke versuchen den Kindern mit der etter skoletid eine Freude zu machen und sie wollen sie spüren lassen, dass sie etwas Besonderes sind. Also hab ich jetzt einen neuen Job: Türsteherin. Jedes Kind wird nett begrüßt und willkommen geheißen. Manchmal haben die Kinder schon an der Tür irgendwelche Fragen, mittlerweile weiß ich, was da kommen kann und wenn nicht, ist die Ausrede immer "Jeg er fra Tyskland, så jeg forstår ikke alt". Es macht aber unglaublich viel Spaß, nach einer halben Stunde an der frischen Luft, rein zu gehen und mit den Kindern zu spielen. Letzte Woche haben wir gekniffelt, heute habe ich mein Norwegisch bei "Wer bin ich?" und die Körpersprache beim Gummitwist verbessert. Eine halbe Stunde vor Ende gibt's dann immer ein Quiz (konkurranse), über alles Mögliche. Darauf fahren die Norweger total ab, das ist mir in der kurzen Zeit enorm aufgefallen. Aber dazu später mehr...

Also, am Freitag hab ich lange geschlafen und bin mit Elin und Bodil nach Porsgrunn City gefahren. Bodil hat mir die Stadt gezeigt und wir haben in der Bibliothek ein paar DVDs ausgeliehen, denn ich habe jetzt eine Karte. Freitagabends um 19 Uhr beginnt dann TreffpUNGt, ein Jugendtreff. Nachdem ein sehr instabiles Volleyballnetz aufgebaut und der Kiosk nach draußen verlegt worden war, spielten wir alle zusammen Volleyball und ich habe mich ein bisschen mit ein paar von den Jugendlichen unterhalten. Sehr populär ist hier das Wikinger-Schach ("Kubb"), das darf an solch einen Abend nicht fehlen. Weil so um die 20 Jugendlichen da waren, haben wir einfach ein Turnier veranstaltet, das war sehr spaßig. Zur Feier des Tages wurde dann auch noch der Grill aufgebaut. Der Jugendclub geht bis elf, danach habe ich mit Bodil ihren ältesten Sohn Markus und zwei Freunde noch nach Helgeroa gefahren, weil sie nicht im Dunkeln alleine nach Hause fahren wollte. Sehr verständlich, da das wunderschöne Örtchen (ja, es war dunkel, aber die großen weißen Holzhäuser sind im Schein der Laternen zu erkennen und das Meer auch) über eine Straße durch den Wald zu erreichen ist.

Samstag sind Elin und ich zu Stine (etter skoletid Chef in Moflata) nach Skien gefahren. Dort war ein Markt, auf dem man allerlei Speisen aus unterschiedlichsten Ländern probieren und kaufen konnte. Und da ist mir das mit der Quizsucht wieder aufgefallen. Auf solchen Märkten gibt's ja oft diese Buden, an denen man irgendein iPad oder Auto oder Handy gewinnen kann. Und dann muss man trotzdem wieder seine (Email-)Adresse und Telefonnummer angeben und wird mit Newslettern und Werbung zugekleistert. Aber die Norweger stört das überhaupt nicht! Ich mache da aus Prinzip nicht mit, aber sobald an irgendeinem Stand ein paar Zettel, Kulis, Werbegeschenke rumliegen, stürzen sie sich drauf. Auch wenn sie gar nicht wissen, was es zu gewinnen gibt. Dabei sein ist alles! Abends sind wir dann nach Stathelle zu einem Konzert der Worship-Band "Impuls" gefahren. Das war echt ein toller Abend, weil ich neben Malin und Andreas, die für TreffpUNGt verantwortlich sind, noch zwei nette Menschen, Ida und Magnus, kennengelernt habe. Und Stine ist ganz spontan auch noch mitgekommen. Nach dem Konzert sind wir dann noch zu Malin und Andreas nach Hause gefahren und haben dort den Abend sehr gemütlich mit Spielen ausklingen lassen.

Sonntag habe ich frei, da haben wir ordentlich relaxt und einen Film nach dem anderen geguckt. Sehr international, wenn man als Deutsche einen französischen Film mit norwegischen Untertiteln guckt! So im Großen und Ganzen habe ich aber verstanden, worum es ging... Außerdem waren wir zum Essen bei Kleppes eingeladen. Sonntags um 18 Uhr ist møte, da hab ich dann die ganzen süßen alten Leute, sowie Malin (die wunderbar gepredigt hat), Andreas (der dazu die Powerpointpräsentation bedient hat) und Stine (die die Simultanübersetzerin für mich gespielt hat) wiedergesehen. Kari, eine von den Seniorinnen, setzt sich dann ans Pianoforte und begleitet den Gesang. Am Montag bin ich dann mit der alten Rostlaube der Gemeinde nach Skien zum Norwegischkurs gefahren. Inger, eine schlaue alte Dame, Tamar, die spanische Freiwillige in Skien und ich hatten eine Menge Spaß, da Tamar aus dem Spanischen kein ü oder o oder u aussprechen kann. Ich kam mir vor wie bei der Logopädie! Und nachmittags ging es dann das erste Mal på tur. Jeden Montag findet sich hier eine kleine Wandergruppe zusammen und erklimmt die nicht allzu hohen Berge in der näheren Umgebung. Diesmal ging es zum Blåfjell. Oben angekommen hatten wir eine tolle Aussicht über Skien und Porsgrunn. Dienstags haben wir immer ein Organisationsgespräch, um den Verlauf der Woche zu klären. Einkaufen für Mittwoch, Garage aufräumen, Handtücher waschen... Und gestern war dann wieder der übliche Mittwochstrubel. Es wird mittlerweile immer einfacher, die Norweger zu verstehen. Alle bemühen sich möglichst langsam und dialektfrei zu sprechen. Für mich hört sich das nicht komisch an, aber für die Norweger unter sich ist das natürlich seltsam zu hören. Weil es im Laufe des Tages immer so viel Gutes und süßes und Reste zu essen gibt, hab ich abends noch einen kleinen Spaziergang um den halben See gemacht. Es waren aber so viele Fliegeviecher bei den Büschen am Wasser unterwegs, dass es nicht ganz so viel Spaß gemacht hat.

Und heute war ich dann nochmal beim Einwohnermeldeamt, um meine Geburtsurkunde abzugeben, weil sie meinen Perso nicht anerkannt haben. Und ich dachte immer, dass nur die Deutschen so pingelige Bürokraten sind... Und was heute bei etter skoltid passierte, steht ja ganz oben. Gleich geht's nach Porsgrunn ins Kino, dort läuft jetzt Kon-Tiki, den wollen alle sehen. Mal gucken, wie viel ich verstehe. Vielleicht sollte ich mir vorher nochmal die Geschichte von Thor Heyerdahl zu Gemüte führen. Morgen ist wieder Sprachkurs und am Samstag geht's nach Bergen zum Ankunftsseminar.