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Braucht Polen noch unsere Hilfe?

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Datum:
2. Okt. 1996

AK Polenhilfe informiert - Transport Oktober 1996

Im Oktober 1996 haben wir, der AK Polenhilfe von St. Bruno, unseren 6. Kleidertransport durchgeführt. Diesmal konnten wir 4 Tonnen an Kleidung, Gardinen, Bettwäsche und Spielzeug nach Gleiwitz in Oberschlesien bringen. Wir sind dem LKW mit privaten Autos zur Verteilung der Sachen nach Polen gefolgt. Dabei haben wir noch viele Spenden nach Gleiwitz transportiert, die beim offiziellen Transport nicht mitgenommen werden dürfen (Schuhe, Kinderwagen, Süßigkeiten, etc.)

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Inzwischen kannten wir alle Formalitäten, die wir an der Grenze und beim Zoll- bzw. Finanzamt erledigen mussten. Es hat zwar trotzdem 3 Tage gedauert, bis unserer Transport als Caritastransport anerkannt wurde (obwohl wir alle Unterlagen mit den benötigten Stempeln und Unterschriften hatten), aber dann konnten wir die Sachen in der Gemeinde „Mutter der Kirche“ in Gleiwitz verteilen. Dort haben wir Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt bekommen, wo wir die Kleidung ausladen und dann verteilen konnten.

Am Samstag, den 05.10.96, haben wir etwa 30 Familien eingeladen, die wir schon seit über 6 Jahren betreuen, von der Gemeinde „Mutter der Kirche“ kamen ca. 150 Leute aus bedürftigen und kinderreichen Familien. Jeder konnte sich selbst die Sachen aussuchen. Wir haben dieses Jahr um freiwillige Spenden pro Kleidersack gebeten, damit nur die Sachen mitgenommen werden, die wirklich gebraucht werden. Dabei waren wir erstaunt über den gesammelten Betrag von umgerechnet 120 DM, die wir für die Mittagessenausgabe an die ärmsten Kinder der Gemeinde gespendet haben. 

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Die restliche Kleidung (etwa die 1/3 der Ladung) bekam die Caritas der Gemeinde. Alle waren sehr dankbar für die vielen, schönen Sachen. Die Kinder hat vor allem das Spielzeug, das von den Schulkindern aus der Grundschule Lohrbergstraße verschenkt wurde, begeistert.

Es war schön wieder unsere polnischen Freunde zu sehen. Dass manche Leute in Polen Deutsch oder Englisch sprechen, war zu erwarten, aber dass manche Leute unserer Gruppe die Unterhaltung auf Polnisch geführt haben (ich werde Edith Gasper nicht persönlich erwähnen), hat alle erstaunt, vor allem unsere polnischen Freunde. Da war zu hören: „Wenn ein Deutscher polnisch lernt, müssen wir für ihn wichtig sein.“ Wir haben wieder gemeinsame Ausflüge mit allen Kindern unternommen, danach konnten wir bei einem Lagerfeuer uns unterhalten, singen und tanzen.

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Wir haben den Abend mit Johanna gefeiert, für die wir 1991 einen Rollstuhl gekauft haben. Johanna leidet an Muskelschwund, einer Krankheit die unaufhaltsam weiter fortschreitet. Aber sie sagte zu uns: „Wenn man so viel Gutes erfährt, dann hat man Mut weiter zu machen.“ Ein Teil der Kleidung, haben wir bei Johanna gelassen und sie hat es dann persönlich an bedürftige Familien in Neiße verteilt.

Nach unseren Artikeln in verschiedenen Kölner Zeitungen haben wir auch Anrufe bekommen, ob es noch nötig ist, den Leuten in Polen zu helfen - „... die Polen haben jetzt die Freiheit und können alles in den Geschäften kaufen, wozu dann die Hilfe?“ Wir meinen, dass die Situation in Polen für die Mehrheit der Leute weiterhin sehr schwierig ist.

Vor allem Arbeitslose, Rentner und kinderreiche Familien stehen in der Hierarchie ganz unten. Von Politikern werden die Leute alleine gelassen und sehr vielen geht heute schlechter als noch vor Jahren. In vielen Fällen reicht der Verdienst beider Eltern nicht aus, um den Lebensunterhalt der Familie zu bestreiten.

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Unsere polnischen Freunde haben uns einstimmig gebeten, dass wir weitermachen sollen. Dank unserer Hilfe brauchen sie das Geld nicht für Kleidung ausgeben und können das gesparte Geld für andere wichtige Dinge verwenden.


Wir freuen uns über immer bessere Kontakte und Freundschaften zwischen Polen und Deutschen. Dadurch können wir alle einander näherkommen und dann auch besseres Verständnis für die Probleme der Anderen aufbringen. Denn unsere polnischen Freunde haben längst gemerkt, dass der „Goldene Westen“, von dem sie immer geträumt haben, manchmal nur so goldig glänzt. Wir sind uns wieder nähergekommen und haben so zur Völkerverständigung ein Stück beigetragen. Vielleicht ist das nur ein sehr kleiner Schritt, aber viele solche kleinen Schritte führen auch ans Ziel.

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