Zum Inhalt springen

Wir sind nicht von dieser Welt. (7. Sonntag der Osterzeit 2003)

Datum:
1. Juni 2003
Von:
Heinz Büsching

Wir sind nicht von dieser Welt. So steht es hier im Evangelium. Jesus hat es gesagt. Wir sind nicht von dieser Welt. Wenn wir Jesus glauben, wenn wir zu ihm gehören, wenn wir die Seinen sind, dann sagt Jesus das auch von uns: Wir sind nicht von der Welt, wie auch er nicht von der Welt ist.

Nicht von dieser Welt sein – entspricht das unserem Lebensgefühl? Möchten wir nicht mit beiden Beinen auf der Erde stehen? Setzen wir nicht alles ein, um es uns hier absolut gemütlich zu machen? Bauen wir nicht so und richten wir uns nicht so ein, als blieben wir auf ewig hier? Und da kommt dieser Jesus und sagt: Wir sind nicht von dieser Welt. Unsere Heimat ist im Himmel, schreibt Paulus im Philipperbrief, und in einem vielgesungenen Lied heißt es: Wir sind nur Gast auf Erden. Möchten wir da nicht lieber weghören? Ist das nicht etwas, was uns stört? Wir hören das Gelächter der Welt über die Christen, die sich hier nichts gönnen in der Erwartung, dass es im Himmel Kuchen gibt. Wir hören die Mahnung menschenfreundlicher Atheisten, die sagen, wo die Not vor der Haustür so groß ist, wie könnt ihr Christen euch da auf den Himmel konzentrieren? Bleibt der Erde treu, ruft uns Nietzsche zu.

Offensichtlich gab es diese Spannung auch schon zur Zeit Jesu. Jesus sagt über seine Freunde: Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Distanz zur Welt haben und darum eine gewissen Souveränität ihr gegenüber besitzen – das kann die, die nur die Welt haben und sonst nichts, neidisch machen bis zum Hass.

Es kann mich nicht irritieren. Es ist eher eine Bestätigung der eigenen Position. Eine gewisse Distanz zur Welt haben erfahre ich als gut. Es gibt mir innere Freiheit.

Wie anders sollte ich dieses Evangelium verstehen? Gott liebt seine Schöpfung. Er liebt alles, was er geschaffen hat. Gott ist Mensch geworden, ein Stück Welt geworden, hat das Fleisch dieser Welt angenommen, nicht um die Welt mies zu machen, sondern weil er ihr rundherum gut will. Das kann es also nicht sein, dass er uns die Freude an der Welt verderben will oder dass unser Engagement für die Menschen nicht wichtig wäre.

Ich frage jetzt aber, wer den Spaß an der Welt verdirbt. Ob es nicht die sind, die – wie alle Menschen – glücklich sein wollen, aber ihr ganzes Glück aus dieser Welt herausholen müssen, nur aus dieser Welt, weil sie Gott nicht haben. Wenn sie die Sehnsucht ihres Herzens stillen müssen allein mit dem, was diese Welt zu bieten hat, dann haben sie mächtig viel zu tun. Mögen Menschen nicht an Gott glauben, ihre Ansprüche bleiben göttlich, und das gibt unsere Welt nicht her. Wenn sie trotzdem diese Welt als einzige Fundgrube für Glück betrachten, dann geraten sie irgendwie außer Atem, der Mitmensch wird zum Konkurrenten und die Welt geht dabei kaputt. Ist es nicht genau das, was wir im Augenblick erleben? Wer ist es, der den Spaß an der Welt verdirbt? Es sind die Toren, die hier auf der Erde Scheunen für die Ewigkeit bauen wollen.

"Für dich, Gott, hast du uns erschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir."

In einem alten Erstkommunionlied heißt es: Keine Lust ist in der Welt, die mein Herz zufriedenstellt. Deine Liebe, Herr, allein kann mein ganzes Herz erfreun. Die Herausgeber des Gotteslobs hielten das Lied wohl für zu kitschig, darum steht‘s nicht mehr im Gebetbuch. Ich finde es immer noch prima und geradezu aktuell. Lust. Wo heute so viel Hoffnung auf Lust gesetzt wird, wo doch jeder die Erfahrung macht, wie begrenzt das Glück ist, das sich dem abgewinnen lässt, was man heute so Lust nennt. Keine Lust ist in der Welt, die mein Herz zufriedenstellt. Deine Liebe, Herr, allein kann mein ganzes Herz erfreun.

Von Kind an habe ich Ferienlager gemacht. Zeltlager, Kinderferienlager, Jugendlager. Immer mit Leidenschaft. Lager ist für mich immer noch ein tolles Abenteuer. Auf Lager habe ich immer Lust. Aber wenn dann die zwei oder drei Wochen vorbei sind, dann freue ich mich immer auf zu Hause. Für immer im Lager leben, im Zelt, in einer Herberge – dazu hätte ich keine Lust, und das würde ich auf die Dauer auch nicht aushalten. Ein Lager ist nur schön, wenn es begrenzt ist. Ein Lager ist nur schön, wenn es ein Zuhause gibt. Das Leben auf dieser Erde ist ein tolles Abenteuer. Aber es kann nur schön sein, wenn es ein anderes Zuhause gibt.

Wo lässt Gott Sie schon jetzt ein bisschen Ahnung von Himmel spüren?