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Welches Zeichen gibt Gott Ihnen? (Fest der Erscheinung des Herrn 2003)

Datum:
6. Jan. 2003
Von:
Heinz Büsching

Neuer Untertitel

Fest der Erscheinung des Herrn.

Das heißt also: Der Herr ist erschienen. Gott hat sich gezeigt. Menschen können ihn erleben. Menschen können ihn erfahren. Menschen können ihn sehen. Wir haben seine Herrlichkeit geschaut, sagt Johannes.

Manch einer von uns mag denken: Wie schön für die Menschen von damals. Die waren dabei. Die hatten es leicht mit dem Glauben. Unsereins muss sich mit der Dunkelheit abplagen. Wo bist du, Gott, möchte man fragen im Durcheinander der Meinungen. Wo bist du, Gott, in den Ungerechtigkeiten der Welt und in den persönlichen Enttäuschungen. Ja, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkelheit die Völker.

Ist er wirklich erschienen? Erscheint er gar heute noch?

Wenn wir an Gott denken, dann will uns eher der Gedanke kommen, dass er verborgen ist, nicht, dass er erscheint, sondern dass er sich verbirgt. Ja, was haben denn die Weisen gesehen, die aus dem Morgenland kamen, um dem König der Welt zu huldigen? Sie haben lauter Dinge gesehen, die wir auch sehen können: einen Stern, einen Stall, eine Krippe, ein Kind. Vor dem knien sie nieder. Dem huldigen sie. Was ist daran Erscheinung des Herrn?

Im Evangelium vom Fest der Erscheinung des Herrn gibt es keine blendende Helligkeit, kein umwerfendes Ereignis, keinen mitreißenden Gottesbeweis. Das Evangelium vom Fest der Erscheinung des Herrn bietet uns alltägliche Zeichen. Es erzählt von Menschen, die an solchen Zeichen nicht vorübergingen, die sich mit diesen Zeichen befasst haben und die sich alle Mühe gaben, hinter diesen Zeichen Gott zu suchen und zu finden.

Gott zeigt sich ihnen nicht in gleißendem Licht, sondern als Stern in der Dunkelheit, als Andeutung, der sie sich zuwenden, als Anspielung, auf die sie reagieren, als Anregung, auf die sie eingehen. Sie lassen sich auf die Zeichen ein, gehen ihnen nach, wagen sich auf neues Land, suchend, fragend, und je mehr sie sich einlassen, desto sicherer werden sie, bis sie niederknien und anbeten.

Ein solches Evangelium muss als Zeichengeschichte gehört werden, aber man kann auch die Frage stellen, ob ein solches Evangelium noch eine Frohe Botschaft ist. Ich denke an die Menschen, die sagen: ja, wenn die Kirche überzeugender wäre, dann will ich auch fromm werden. Wenn die Christen erlöster aussehen, dann würde ich auch mitmachen. Wenn die Messe mehr Faszination hätte, dann würde ich auch niederknien und anbeten.

Es ist der Wunsch nach dem helleren Lichtstrahl, nach dem mitreißenden Gottesbeweis, nach der handfesten Sicherheit. Den Wunsch kann man weiß Gott verstehen. Den Wunsch hab ich auch.

Aber Gott macht es anders.

Die Zeichen, die er gibt, sind verhalten und scheu. Die ganze Heilsgeschichte ist eine Geschichte von Zeichen, die ich bemerken, aber die ich auch übersehen kann, von Zeichen, die ich aufgreifen und die ich lassen kann. Die Zeichen, die Gott uns gibt, können wir uns auf den Leib rücken lassen, aber wir können sie auch beiseiteschieben. Sie lassen uns frei. Gott verzaubert uns nicht, er schlägt uns nicht in Bann, er nimmt uns nicht gefangen. Er will nicht Sklaven, sondern Partner; er will nicht Knechte, sondern Freunde.

Darum gibt er uns so viel Zeichen, dass wir glauben können. Darum gibt er uns so wenig Zeichen, dass wir die ganze Kraft unseres Menschseins einsetzen müssen, den Weg zu ihm zu finden und zu gehen.

An dieser Aufgabe wachsen und reifen wir. An dieser Aufgabe gewinnen wir die Selbständigkeit, die nötig ist, damit man Freund sein kann. Und alles Freundsein dieser Welt ist Einübung und Vorstufe zugleich dafür, Freund Gottes zu sein und es immer mehr zu werden. Das ist der Sinn unseres Lebens auf dieser Erde.

Dass Gott für uns so ist, dass Gott für uns so in Erscheinung tritt, das ist für mich frohe Botschaft. Jede Freundschaft ist einmalig. Darum sind die Zeichen, die Freunde einander geben, auch einmalig und für andere oft unverständlich und ohne Bedeutung. Manchmal ist es nur ein bestimmter Blick, den nur die beiden wirklich verstehen.

Welches Zeichen gibt Gott Ihnen?