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Unsere Kirche (19. Sonntag im Jahreskreis 2003)

Datum:
10. Aug. 2003
Von:
Heinz Büsching

Der Grundriss unserer Kirche ist ein Kreuz. Langschiff und Querschiff bilden ein Kreuz. Es ist ein breites Kreuz. Viele Menschen haben darauf Platz. Das Kreuz ist unser Fundament. Ich bitte, das nicht abergläubig zu verstehen. Das Kreuz ist kein Zauber, sondern ein Hinweis auf Gottes Liebe. Wir sind da, es gibt uns, wir leben, weil Gott uns will. Weil Gott uns trägt, weil Gott uns liebt.

Die Liebe Gottes ist etwas Genaues. Sie ist sichtbar geworden im Kreuz. So viel sind wir Gott wert, so sehr liebt er uns, dass er seinen Sohn ans Kreuz gegeben hat. Das Kreuz ist so etwas wie ein Beweis seiner Liebe.

Der Grundriss unserer Kirche ist ein Kreuz, Hinweis auf Gottes Liebe. Spüren Sie in unserer Kirche etwas von Gottes Liebe? Nicht so, als würde uns Gottes Liebe erst hier erreichen, als wäre hier ihr einsamer Landeplatz und sonst nirgendwo. Nein. Gott will uns im Alltag gut sein. Doch im Getümmel merken wir es oft nicht. Erst wenn wir uns hier im Bewusstsein der Gegenwart Gottes versammeln, könnte es uns zuweilen wie in einem Aha-Erlebnis aufgehen, wie viel Liebe uns im Alltag erreicht. Haben Sie schon einmal erlebt, dass Ihnen hier aufging, wie Gott Ihnen im Alltag gut gewesen ist? Ist Ihnen hier schon einmal der Alltag heller geworden?

Über dem Kreuzes-Fundament erhebt sich ein romanischer Kirchenbau. Romanische Kirchen haben dicke Mauern und runde Bögen. Sie wirken wie eine Burg. Und im Mittelalter haben sie ja auch schon mal als Festung gedient.

Die Proportionen unserer Kirche scheinen mir gut gelungen. Sie ist stabil, aber nicht erdrückend, bei aller Festigkeit doch gelöst und leicht. Der Raum wirkt harmonisch. Er ist stark. Die Kirche als Burg. Gott, du bist mein Fels und meine Burg, heißt es im Psalm. Die Kirche als Burg. Das will Hinweis sein auf die Geborgenheit, die Gott gibt. Unsere Kirche ist sogar, wie die Burg im Psalm, auf Fels gebaut. Unser Kirchberg ist Fels.

Spüren Sie in unserer Kirche etwas von der Geborgenheit, die Gott gibt? Haben Sie in einer persönlichen Not hier schon einmal Geborgenheit erlebt? Empfinden Sie hier so etwas wie Heimatgefühl?

Ich möchte Sie aufmerksam machen auf die runden Bögen. Haben Sie schon einmal versucht, die vielen großen und kleinen Bögen zu zählen? Es ist kaum möglich. Was bedeuten die Bögen? Sie tragen das Ganze. Runde Bögen tragen gut. Jeder auf seine Weise. Jeder an seinem Platz. Ich will darin ein Gleichnis sehen. Ich will darin sehen die vielen großen und kleinen Talente in unserer Pfarrgemeinde. Es gibt in unserer Pfarrgemeinde viel mehr große und kleine Talente, als unsere Kirche darstellen kann. Und jeder trägt auf seine Weise das Ganze. Wenn sich alle Talente in das Ganze einfügen, dann ist unsere Pfarrgemeinde stark, dann ist sie harmonisch, dann gibt sie Geborgenheit. Die Bögen sind wie ein lebendiger Aufruf: Trag mit! Sei ein tragender Bogen. Einsame Bögen sind sinnlos. Eingefügt ins Ganze kommen sie zur Erfüllung. Eingefügt ins Ganze sind sie schön.

Wenn Sie hier in der Kirche ein bisschen meditieren und sich vom Kirchenraum anregen lassen, dann suchen Sie sich doch einmal einen Bogen aus und sagen: dieser Bogen bin ich. Bin ich ein guter Bogen? Welche Bögen muss ich tragen? Welche Bögen tragen mich?

Unsere Kirche hat keinen Turm. Sie hat nur einen kleinen Dachreiter. Für mich hat dieser Dachreiter drei Bedeutungen.

Einmal ist er wie der Finger in der Schule. Gott fragt: Wer ist bereit, mich zu hören? Wer ist bereit, meinen Willen zu tun? Und unsere Pfarrgemeinde zeigt auf. Sie hebt den Finger, ein wenig zaghaft, aber doch. Gott, wir sind für dich bereit.

Die andere Bedeutung, auch sie für mich ganz wichtig, ist der Verzicht auf den hohen Turm. Der kleine Dachreiter will uns sagen: Lasst uns bescheiden sein.

Die dritte Bedeutung ist die wichtigste. Der Dachreiter zeigt auf den Himmel. Er erinnert uns am Gott. Lassen Sie sich erinnern?

Lasst uns einen Augenblick ganz still und ganz wach für ihn sein.