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Sag mir, wann ist Advent?

Advent ist eine Zeit voller Erwartungen. Wir erwarten das Weihnachtsfest. Eine alljährlich wiederkehrende Fernsehsendung für Kinder heißt: Wir warten aufs Christkind.
2021-30-11_Advent-Regenbogen
Datum:
30. Nov. 2021
Von:
cj

Und wir, jung und alt, leben mitten in einer Erwartungshaltung.

Wir erwarten von den Politikern, die wir gewählt haben und die sich in langen Koalitionsverhandlungen zusammenraufen mussten, eine gute Politik.

Wir erwarten von der Kirche, dass sie sich endlich bewegt und verändert, dass sie im Heute ankommt und mutig die Frohe Botschaft verkündet und lebt.

Wir erwarten, dass die Pandemie nicht mehr so stark unser Leben bestimmt und einschränkt und dass wir wieder freier und ohne Angst leben können.

Wir erwarten, dass die Politiker und Mächtigen der Welt den Klimawandel aufhalten oder zumindest so bremsen, dass er halbwegs beherrschbar bleibt.

„Alles wird gut“, das war zu Beginn der Pandemie ein Schlagwort, tausendfach kopiert und gemalt, zusammen mit dem Regenbogen. Kinder und Familien wollten damit ausdrücken, dass sie die Hoffnung haben, die Krise zu überwinden, die uns die Pandemie zumutet.

Aber wir wissen heute, dass das Virus in Wellen kommt. Mal belastet es uns stark, besonders in der kalten Jahreszeit, und im Sommer lässt es uns weitgehend in Ruhe. Alles wurde gut, um dann wieder schlechter zu werden. Und zu Beginn einer neuen Welle wurde alles schlimm und dramatisch, um dann irgendwann wieder besser zu werden.

Es wird noch lange dauern, bis das Virus aus dem Jahre 2019 unser Leben nicht mehr einschränkt oder verändert. Alles wird gut. Aber wann?

Wieder so eine große Erwartung.

Alles wird gut, wenn die Kirche sich sichtbar verändert, mehr Demokratie zulässt, die Zulassungsbedingungen zum Priesteramt verändert, die Missbrauchsfälle sauber aufklärt und neue verhindert.

Alles wird gut, wenn die neue Regierung erst einmal gut eingearbeitet ist und ihre Ideen auch in die Tat umsetzen kann.

Alles wird gut, wenn die Klimaziele eingehalten werden.

Alles wird gut, wenn überall auf der Welt ein Leben in Freiheit und ohne Not möglich ist und es keinen Grund mehr gibt, in andere Länder zu fliehen.

Und dann erkennen wir schnell, dass es Ziele gibt, die erreichbar sind und andere, die wir niemals erreichen werden. Es liegt ein wenig an der optimistischeren oder pessimistischeren Sicht der Dinge, wenn wir sagen sollen, welche Ziele wir für erreichbar halten.

Aber selbst, wenn bestimmte Erwartungen da sind, kann es sehr lange dauern, bis sie erfüllt werden. So lässt uns die Pandemie auch nach zwei Jahren noch nicht in Ruhe. Die Synodalen sind auch nur Menschen und in der Politik wird meist mit Wasser gekocht. Wir brauchen Geduld. Die Hoffnung des Advents ruht auf den Schultern eines Kindes, eines Neugeborenen. Es sieht uns an und will sagen: Alles wird gut.

Aber bevor dieses kleine Kind damit anfängt, die Welt zu retten, muss es erst einmal wachsen und reifen, Kindheit und Jugend hinter sich lassen, um schließlich bei der Hochzeit zu Kana von seiner Mutter entlassen zu werden hin zu der Bestimmung, die das Leben haben muss für einen Sohn Gottes, der die Welt verändern oder sogar retten wird.

„Meine Stunde ist noch nicht gekommen“, sagt er, aber seine Mutter drängt ihm. „Was er euch sagt, das tut“. Und so geschieht in Kana in Galiläa das erste Wunder Jesu nach seinen Kindheitserzählungen. Und wie bei der Botschaft des Engels, dass die Jungfrau ein Kind empfangen, einen Sohn gebären wird, stehen wir staunend da und bekommen eine einzige Erklärung: „Für Gott ist nichts unmöglich“. Solange wir in der Erwartung leben, dass für Gott nichts unmöglich ist, ist Advent. Vielleicht brauchen wir ein Wunder, um die Pandemie zu überwinden. Vielleicht hat es auch schon Wunder gegeben, ohne die wir heute viel schlechter dastehen würden.

Vielleicht hilft nur noch ein Wunder, um die Klimakrise zu überwinden.

Und vielleicht wird auch die Kirche als Trägerin der frohen Botschaft und als Verkünderin des Wortes Gottes wieder glaubwürdig und wichtig für das Leben vieler Menschen.

Alles wird gut.

Wer daran glaubt, lebt in der Erwartung, im Advent.

Ich glaube, dass alles gut wird. Vermutlich schaffen wir es nicht allein, aber mit Gottes Hilfe.

Bleiben Sie adventlich. Bleiben Sie voller Hoffnung.

Alles wird gut, weil Gott mit uns unterwegs ist.