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Krankheit (5. Sonntag im Jahreskreis 2003)

Datum:
9. Feb. 2003
Von:
Heinz Büsching

Vor einiger Zeit sprach ich mit einem Bekannten über das Thema Krankheit. Da es mir damals sehr schlecht ging, kamen auch meine Beschwerden zur Sprache. Bei der Verabschiedung sagte mir mein Bekannter: "Weißt du: ich habe keine Zeit, krank zu werden. Ich hab viel zu tun."

Dem hätte ich am liebsten eine runtergehauen. Als ob das Kranksein mir Spaß machen würde. Als wären gesundheitliche Beschwerden ein Zeitvertreib.

Erstaunlich viel Verständnis für kranke Menschen haben die Kinder. Wenn in einem Kindergottesdienst die Kinder ihre Fürbitten frei formulieren – frisch von der Leber weg –, dann können Sie sicher sein, dass von 10 Fürbitten drei für die Kranken sind. Kinder haben ein gutes Gespür dafür, wie viel Leid Krankheit über einen Menschen bringen kann. Immer gerät durch Krankheit der     g  a  n  z  e     Mensch in die Krise, und immer ist die ganze Familie betroffen.

Kinder bekommen das mit, sie bringen es in ihr Gebet. Wir sollten es genauso machen und nicht müde werden, im persönlichen Gebet an unsere Kranken zu denken. Das ist auch so das erste, was mir aus diesem Evangelium entgegenkommt: dass sich Jesus für die Kranken interessiert, dass er sie ernst nimmt, sich ihnen zuwendet. Dass er sich in die Einsamkeit zum Gebet zurückzieht, verstehe ich so, dass er selbst erschüttert ist von der Begegnung mit dem Leid und dass er das im Gespräch mit dem Vater verarbeiten muss. Aus dem Gebet gewinnt er die Kraft, das Leid der andern an sich heranzulassen und sich von neuem den Kranken zuzuwenden.

Wir können Jesus nicht alles nachmachen. Wir sind keine Wunderheiler. Aber sich liebevoll und geduldig den Kranken zuwenden, das können wir auch. Oder doch nicht?

Wenn in einem Gespräch der eine Gesprächspartner anfängt, von seiner Krankheit zu erzählen, dann steigt nicht selten alsbald Unbehagen auf, und zwar in beiden. Der Gesunde denkt vielleicht: das interessiert mich nicht. Was geht mich das an. Das geht mir auf den Geist oder so ähnlich.

Wenn jemand nie krank ist, tut er sich schwer, für einen Kranken Verständnis aufzubringen. Der andere merkt das schnell, wird stumm und schluckt‘s runter. Oft treten bei einem Kranken dabei die Hemmungen in Kraft, die uns durch gängige Sprüche eingeflößt werden, etwa: Lerne leiden, ohne zu klagen. Über Krankheiten spricht man nicht – oder wie diese grausamen und unmenschlichen Parolen alle heißen.

Natürlich kann es eine echte Beanspruchung sein, sich die Krankheiten eines anderen anzuhören. Aber wenn mir einmal aufgegangen ist, dass ich dem andern durch geduldiges Zuhören helfe; dass ich es ihm nicht nur leichter mache, seine Krankheit durchzustehen, sondern sogar zu seiner Heilung beitrage, dann wird geduldiges Zuhören im wahrsten Sinne des Wortes zu einer wunderbaren Aufgabe.

Vielleicht ist Ihnen an diesem Evangelium aufgefallen, wie stark der Akzent liegt auf der Befreiung von Besessenheit; also der Befreiung von inneren Zwängen, von inneren Nöten. Vielleicht haben Sie auch schon selbst die Erfahrung gemacht, wie gut es tut, wenn man sich eine Sorge von der Seele reden kann.

Unsere Kranken. Wie können wir helfen? Heute ging es mir einmal besonders ums Zuhören. 

Aber es gibt ja noch viel mehr. Zum Beispiel: die Kranken besuchen. Überlegen Sie einmal, welchen Kranken Sie besuchen sollten. Oder sind Sie sogar bereit, in unserem Krankenhausbesuchsdienst mitzumachen? Mitglieder unserer Pfarrgemeinde besuchen regelmäßig unsere Kranken in den Krankenhäusern. Immer wieder bekomme ich als Pastor die Freude und Dankbarkeit zu spüren, die unsere Kranken dort empfinden, wenn sie Besuch aus ihrer Pfarrgemeinde bekommen. Wenn Sie da mitmachen wollen, dann fragen sie doch einfach bei mir an, wie das geht. Unserem Krankenhausbesuchsdienst möchte ich hier ein herzliches Dankeschön sagen.

Unsere Kranken. Wie ihnen helfen? Überlegen Sie, wo und wie Sie helfen können.