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Kinder (Neujahrstag 2002)

Datum:
1. Jan. 2002
Von:
Heinz Büsching

Ich will weder über den Euro reden noch über Katastrophen. Mir geht es um Zeichen der Hoffnung. Ein Zeichen der Hoffnung sind die Kinder. Mein Thema: die Kinder.

Die Kinder sind unsere Zukunft. Wir in Liebfrauen müssen für die Kinder besonders wach sein. In den Siedlungen, die hier immer weiterwachsen, wimmelt es von Kindern. Es werden noch mehr werden. Die Kinderfreundlichkeit der jungen Familien, die hier einziehen, ist ein Mut machendes Zeichen. Ihre Kinder sind auch uns anvertraut. Nicht nur, weil sie die Zukunft unserer Pfarre sind. Sondern einfach so. Wir haben das von Jesus gelernt. Lasst die Kinder zu mir kommen.

Wenn wir sie kommen lassen, wenn wir sie annehmen, dann spüren wir, wie Recht Jesus hat: die Kinder brauchen uns. Aber auch wir brauchen ihre Fröhlichkeit, ihre spontane Art, ihre verwunderten Fragen, ihre erstaunten Augen, die positive, strahlende Kraft, die von ihnen ausgeht.

Lasst die Kinder zu mir kommen, sagt Jesus, und: wer sie aufnimmt, nimmt mich auf. Spüren wir ihn nicht oft mitten-dazwischen auch hier in der Kirche: wenn die Kinder ihre Fürbitten sagen, wenn sie singen, wenn sie sich in der Familienmesse einbringen und in der Christmette tanzen?

Siehe ich mache alles neu, sagt Gott. Es ist das tröstliche Leitmotiv für sein Wirken in dieser Welt. Siehe ich mache alles neu. Ob er nicht gerade durch die Kinder unsere Pfarre neu macht, Neues in das Leben der Pfarre trägt, sie erneuert, ähnlich wie er durch den jungen Samuel und den kleinen David Israel erneuerte und durch das Kind von Betlehem die ganze Welt?

Mit jedem Kind fängt Gott neu an. Jedes Kind ist ein Wunder des Neuanfangs, und Kinder haben durch ihre einmalig neue Existenz die Ausstrahlung des sprudelnden Beginns. Und solange Kinder wirklich Kinder bleiben, tragen sie die Frische und Kreativität des Neuen auch in das Leben einer Pfarrgemeinde.

Wach sein für unsere Kinder und für das, was Gott durch unsere Kinder an uns wirken will, das scheint mir ein gutes Motto für das kommende Jahr.

Es ist schon viel Aufgeschlossenheit für Kinder da. Die vielen Katechetinnen und Katecheten, die den Sonntagsgottesdienst vorbereiten und sich um unsere 64 Erstkommunionkinder kümmern, verstehen es, unsere Kinder zu begeistern und sich von ihnen begeistern zu lassen. Diesen guten Engeln unserer Kinder gebührt ein inniges Dankeschön.

Zu diesen guten Geistern gehören aber auch die vielen Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter, die sich unserer Kinder annehmen. Wir haben vier Jugendorganisationen: Pfadfinder, KJG, Messdiener und Jugendchor. Es sind rund 150 Kinder, eher mehr, die hier regelmäßig mitmachen, und ich beobachte immer wieder mit Freude, wie einfühlsam und kameradschaftlich die vielen Jugendleiter mit den Kindern umgehen und wie viel Zeit und Kraft die jungen Leute in ihr Engagement für die Kinder investieren. Auch den Gruppenleiterinnen und Gruppenleitern ein heftiges Dankeschön.

Ich erlaube mir jetzt einen kleinen Schlenker. Es sind ja nicht nur Katecheten und Gruppenleiter, die Zeit und Kraft und Liebe für andere einsetzen. Wenn ich versuchen würde, die vielen Helferinnen und Helfer in unserer Pfarrgemeinde aufzuzählen, die sich um Gotteslohn für andere den Kopf zerbrechen, die Hände schmutzig machen, die Hacken abwetzen und sich mit Zeit und Zuwendung an andere verschenken – wenn ich versuchen würde, die alle aufzuzählen, dann käme ich ins Schleudern und würde bestimmt welche vergessen.

Gegen allen Kirchenknatsch und Kirchenfrust, gegen alle marktgängige Kirchenhäme möchte ich mal anfragen, welche Einrichtung in dieser Welt vergleichsweise so viel Einsatz für andere mobilisiert wie das kleine Stückchen Kirche, das wir Pfarrgemeinde nennen.

Den vielen, kaum noch zu zählenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer Pfarrgemeinde ein Rundum-Dankeschön.

Jeder Einsatz – egal wo in der Pfarre – kommt letztlich unseren Kindern zugute. Kinder haben ein Gespür für Glaubwürdigkeit. Wenn unsere Pfarrgemeinde glaubwürdig lebt, wenn unser Glaube fröhlich ist und tatkräftig, dann überzeugt er auch die Kinder. Nur so überzeugt er auch die Kinder.

Die einzelne Familie – auf sich allein gestellt – schafft es kaum noch, den Glauben an die Kinder weiterzugeben. Wir sind als ganze Pfarrgemeinde in der Pflicht. Es ist eine schöne Pflicht.

Habe ich nicht etwas vergessen? Habe ich nicht vergessen, dass Kinder frech sind und laut und sich zanken. Auch hier in der Kirche? Ich habe es nicht vergessen. Ich habe mich immer gefragt, warum die Jünger seinerzeit die Kinder, die zu Jesus wollten, weggeschickt haben. Es muss wohl auch damit zusammenhängen, dass Kinder ganz schön nerven können.

Lasst die Kinder zu mir kommen. Kinder sind unfertig. Sie müssen erst noch zu Form und Stil finden. Wir müssen ihnen dabei helfen. Dazu gehört Geduld. Viel Geduld. Wenn ich die Parole: "Wach sein für unsere Kinder" ausgebe, dann muss ich zugleich die Tugend und Geduld ganz hoch hängen. Ich wünsche mir für unsere Kinder, dass sie schon früh die Urgeborgenheit des Gottesdienstes in sich aufsaugen wie die Muttermilch und hier in unserer Kirche Heimatgefühle entwickeln. Dazu brauchen sie eine geduldige Gemeinde. Natürlich gibt es Grenzen der Störung. Ich traue den jungen Eltern zu, dass sie diese Grenzen erkennen; sie gehören ja auch selbst zu der geplagten Menschheit, die hier ein bisschen Ruhe sucht.

Aber eine Kirche ohne Kinder ist eine sterbende Kirche und bestimmt eine todlangweilige. Zu Jesus gehören Kinder. Kinder gehören zu Jesus. Lasst die Kinder zu mir kommen. Dazu ist Ihnen bestimmt noch viel mehr eingefallen.