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Entdecke mich! Aachener Heiligtumsfahrt 2023

Nach der Verschiebung aufgrund der Covid-19 Pandemie um zwei Jahre, war es dieses Jahr wieder so weit: In Aachen fand die Heiligtumsfahrt statt. Sie stand unter dem Motto: Entdecke mich!
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Datum:
23. Juni 2023
Von:
km

Die Heiligtumsfahrt findet alle sieben Jahre statt. Dabei wird der Marienschrein im Dom geöffnet, die vier Stoffreliquien entnommen und zehn Tage lang den Pilgern präsentiert. Bei diesen Reliquien handelt es sich der Überlieferung nach um das Kleid-Mariens, die Windel Jesu, das Enthauptungstuch Johannes des Täufers und das Lendentuch Jesu vom Kreuz.

Auch wenn die Echtheit der Reliquien nicht bewiesen ist bzw. angezweifelt werden kann, faszinieren sie auch heute noch viele Menschen. Vielleicht liegt es daran, dass sie veranschaulichen, dass die Personen, durch die Gott gewirkt hat und von denen wir regelmäßig in der Bibel lesen, tatsächlich auf dieser Welt gelebt haben und Menschen wie wir alle waren.

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Nachdem ich ein paar Jahre in der Nähe von Aachen gelebt hatte und in der Zeit die Heiligtumsfahrt das erste Mal 2014 miterleben durfte, kam mit der Zeit der Wunsch auf, jetzt, wo ich wieder in die Heimat zurückgekehrt bin, einmal nach Aachen zu pilgern und die Heiligtumsfahrt als Pilger mitzuerleben. Somit beschloss ich mich über einen möglichen Pilgerweg von Hennef nach Aachen zu informieren. Ich schrieb deshalb das Pilgerbüro an, von dem ich ein paar Informationen erhalten hatte, und ich erfragte Tipps und Empfehlungen bei meinem pilgererfahrenen Freund Uwe Steffens. Dieser entschloss sich anschließend mit mir nach Aachen zu pilgern. Somit machten wir uns am 13.06.2023 zu Fuß auf den Weg nach Aachen. Nachdem ich mit der ersten Station, unserer Liebfrauen-Kirche, startete, trafen wir uns an der Kirche in Stoßdorf. Dort wurde uns nach dem Besuch der Heiligen Messe durch Pfarrvikar Wolfgang Rick der Reisesegen gespendet und uns Anliegen mit auf dem Weg gegeben. Dann ging es gemeinsam los. Mit dem Siegburger Michaelsberg als erstes Zwischenziel ging es nach Köln, wo unsere erste Etappe endete. Gerade zum Ende des Weges, der uns am Rhein entlangführte, merkten wir schnell, was es bedeutet zu pilgern. Der Weg wollte nicht enden und obwohl wir recht sportlich sind, waren wir erschöpft im Hotel angekommen.

Die anstrengendste Etappe sollte allerdings am nächsten Tag auf uns warten. Es ging von Köln über 45 Kilometer nach Düren. Auch an dem Tag legten wir ein Zwischenziel fest und wir besuchten das Marienfeld bei Kerpen, wo 2005 der Abschlussgottesdienst des Weltjugendtags in Köln stattfand, den wir beide damals besucht hatten. Dort entstand auch die Idee der Nightfever-Initiative, von der wir schon viele Abende besucht haben und bei der ich bis heute noch in Aachen aktiv bin. Weiter ging es teilweise auf dem offiziellen Jakobsweg Richtung Düren. Der Weg verlief hauptsächlich zwischen Feldern und Wiesen hindurch und die Sonne schien die ganze Zeit auf uns herab. Dies führte dazu, dass trotz guter Vorbereitung und Ausstattung unsere Getränke knapp wurden. Als wir endlich den nächsten Ort erreicht hatten, versuchten wir mit Hilfe unserer Smartphones eine Möglichkeit zu finden, wo wir etwas 

zu trinken herbekommen konnten. Dies sah ein junger Mann, der an uns vorbeigefahren ist. Auf seine Nachfrage hin, was wir suchen, lud er uns zu sich nach Hause ein und er gab uns Wasser. Er und auch weitere Personen am nächsten Tag boten uns Verpflegung an, auf Toilette zu gehen oder uns mitzunehmen. Sie sehen es als Aufgabe an, Pilger zu unterstützen, die bei ihnen vorbeikommen. Das war eine tolle Erfahrung und ich musste danach direkt an die entsprechenden Stellen im Evangelium denken: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.“ Und „Was ihr einem meiner Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan." Von daher war es schön zu sehen, dass die Worte Jesu auch heute noch gelebt werden. Frisch gestärkt haben wir dann auch Düren erreicht.

 

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Am nächsten Tag ging es auf eine kürzere Etappe zum Aachener Vorort Kornelimünster. Dort übernachteten wir im Benediktinerkloster, wo wir zusammen mit den Mönchen die Messe gefeiert und zu Abend gegessen hatten. Am nächsten Tag erreichten wir dann unser Ziel der Pilgerreise: Den Aachener Dom. Die Pilgermesse fand auf dem Katschhof zwischen Dom und Rathaus statt. Das Pilgerbüro hatte uns angeboten Plätze zu reservieren und unsere Gruppe vor der Messe zu begrüßen. Das Angebot hatten wir gerne angenommen, weshalb wir unsere vorgesehenen Plätze einnahmen. Mir persönlich wurde noch eine Ehre zu teil. Im Vorhinein wurde ich vom Domkapitel ausgesucht bei der Messe eines der Heiligtümer zu zeigen. Deshalb suchte ich die Sakristei auf. Dort bekamen wir, die die Heiligtümer in der Messe zeigen sollten, eine kleine Einführung. Ich durfte gemeinsam mit einer anderen Person das Kleid Mariens tragen. Anschließend gingen wir in den Dom, um die Heiligtümer zu holen. Danach ging es zur Aufstellung in den Kreuzgang und dann mit einem großen Einzug raus auf dem Katschhof. Dort wurden zu Beginn der Messe den Pilgern auf dem Katschhof die Heiligtümer gezeigt und dann für die Feier im Altar aufgebahrt. Am Ende der Messe wurden sie wieder aus dem Altar entnommen und mit einem feierlichen Auszug wieder zurück in den Dom gebracht. Zusammen mit den Messdienern, Priestern und allen Verantwortlichen in den Dom zu gehen, die Heiligtümer entgegenzunehmen, diese durch den großen Einzug, während der Messe und beim Auszug den Gläubigen zu präsentieren, war für mich ein sehr ergreifendes Erlebnis. Auch vor allem, als wir die Heiligtümer in den Dom zurückgebracht hatten und alle zusammen aus vollem Herzen „Großer Gott wir loben dich“ gesungen hatten und das Lied durch den ganzen Dom schallte. Das war ein sehr bewegender Augenblick.

Nach einer Stärkung zum Mittag gingen wir dann zusammen in den Dom, um uns die Reliquien in Ruhe anzusehen und die mitgebrachten Anliegen und Gebete darzubringen.

Somit war die diesjährige Aachener Heiligtumsfahrt für uns persönlich eine ganz besondere, bei der wir auf unterschiedliche Art und Weise den lebendigen Glauben miterleben durften, wodurch das Motto sich erfüllt hat.

Es war ein schönes Glaubensfest, abgerundet durch tolle Rahmenbedingungen und ein vielfältiges Programm. Nach dem Abschluss der Heiligtumsfahrt verkündete das Bistum Aachen, dass über 110.000 Menschen die Heiligtumsfahrt an den zehn Tagen besucht hatten. Dies halte ich für die heutige Zeit für eine stattliche Zahl.

Ich freue mich schon auf die nächste Heiligtumsfahrt. Ich habe mir fest vorgenommen, diese auf irgendeine Art und Weise wieder besuchen zu wollen und ich kann jedem Interessierten nur empfehlen, die Heiligtumsfahrt zu besuchen. Aufgrund der Pandemie bedingten Verschiebung, findet die nächste Heiligtumsfahrt auch schon 2028 statt.

Adieda Aachen!