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Dieser unsympathische Mensch – warum ist der so? (Pfingsten 2003)

Datum:
8. Juni 2003
Von:
Heinz Büsching

Nächstenliebe macht Spaß, wenn der Nächste ein Freund ist oder eine Fee. Aber wie ist es mit der Nächstenliebe, wenn der Nächste ein Ekel ist? Meinen Chef lieben ist eine Kleinigkeit, wenn er mir eine Gehaltserhöhung gibt und im Umgang menschlich ist. Aber wie ist es mit der Liebe, wenn er nichts anderes auf Lager hat, als mir Druck zu machen?

Die Krankenpflege, ein klassischer Ort der Nächstenliebe, kann durchaus Auftrieb gebend sein, wenn der Kranke geduldig ist. Aber wie ist es mit der Liebe, wenn er undankbar ist und mich nur rumkommandiert? Was bleibt von der Liebe, wenn mir jemand ein Beinchen gestellt hat? Und wenn jemand hintenrum schlecht über mich redet – wie kann ich den noch lieben?

Wir haben ständig mit Menschen zu tun, wo uns nach menschlichem Ermessen und natürlichem Empfinden nichts motiviert und gar nicht antreibt, sie zu lieben. Wo im Gegenteil Kälte, Abneigung und Hassgefühl das Normale ist. Wir werden in solchen Einstellungen bestätigt, weil die andern in ähnlicher Situation genauso empfinden.

Aber vielleicht haben Sie dagegen und trotzdem schon einmal plötzlich gedacht: dieser unsympathische Mensch – warum ist der so? Welche miese Erfahrung mag der gemacht haben, dass er so geworden ist. Und Sie entdecken auf einmal in sich selbst, dass Sie versuchen, ihn zu verstehen. Vielleicht ist Ihnen gegen das Übliche einmal plötzlich eingefallen, jemanden, der Ihnen weh getan hat, in Ihr Gebet aufzunehmen, so mit dem Gedanken: wenn ich ihm schon nicht mehr freundlich gegenübertreten kann, dann will ich wenigstens für ihn beten. Vielleicht hat es Sie schon einmal gegen das Normale angeweht, dass Sie sich nicht wohl dabei fühlten, mit Ihrem Arbeitskollegen ständig in einem inneren Kriegszustand zu sein, und Sie nehmen plötzlich in sich selbst wahr, dass Sie damit angefangen haben, nach einer Lösung zu suchen.

Wenn Sie solche Erfahrungen schon einmal gemacht haben, in sich gemacht haben, dann haben Sie auch schon einmal den Geist Gottes, den Heiligen Geist, in sich erfahren. Haben Sie? Wo?