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Beerdigung Heinz Büsching

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Datum:
6. Apr. 2016
Von:
Norbert Klein

In den frühen Morgenstunden des Ostermontags hat Heinz Büsching sein Leben in die Hand Gottes zurückgegeben.

„Komm Heinz, komm zu mir“, so hat Gott ihn gerufen und Heinz ist seinem Ruf gefolgt. Er hatte sich so sehr gewünscht an Ostern zu sterben. Gott hat ihm diesen Wunsch erfüllt. Mit einem Lächeln im Gesicht ist er gestorben. Und wir sind heute hier, um uns von ihm zu verabschieden und um für ihn zu beten. Denn der Tod ist für uns Christen nicht das Ende, sondern der Beginn eines neuen Lebens bei Gott.

So wollen wir heute dieses Leben feiern, die Auferstehung von Heinz Büsching. Vielleicht geht es vielen jetzt hier ein Stück wie den Emmausjüngern damals. Ihr Herz war voller Traurigkeit, weil sie mit Jesus, ihre Hoffnung, ihren Herrn, ihren Wegbegleiter, ihren Freund, den Messias verloren hatten. Doch am Ende gingen ihnen die Augen auf. Und wir wollen doch nicht trauern wie die, die keine Hoffnung haben.

Wir durften in Heinz Büsching jemand erleben, der ganz vieles für die Menschen, für uns war: Für die Familie der Bruder, für andere ein Weggefährte, der alte Schulkamerad und Studienfreund, der Lehrer und Supervisor, der Musiker, Chorleiter und Liedermacher. Für manch einen war er auch ein väterlicher Freund und Vaterersatz, ein guter und liebevoller Ratgeber. Aber vor allem war er Seelsorger und Priester, Pfarrer, Heinz Büsching. Nein, Heinz ist nicht tot. Er lebt.

Er ist mitten unter uns. Und er ist am Ziel seines Lebens, das Ziel, dass er selber immer verkündigt und für das er gelebt hat: Heinz ist bei Gott, bei unser aller Vater.

Doch trotz dieses Glaubens gibt es die Trauer um den Tod von Heinz. „Weißt du noch?“ höre ich die beiden Emmaus-jünger zueinander sagen: „Weißt du noch, wie es war als Jesus noch unter uns war?“ Erinnern Sie sich noch, als Heinz Büsching unter ihnen war und gewirkt hat?

Heinz hat mir und vielen anderen grenzenloses Vertrauen geschenkt. Wie oft habe ich ihn – wie andere auch – sagen hören: Sid esu jot un dot dat. Er war glücklich und froh über jeden, der sich engagierte. Er besaß die Fähigkeit, die Charismen, die Talente und Ideen, die Menschen in unseren Pfarreien hatten, zum Wirken, zum Leuchten zu bringen. So erblühte die Warth, Liebfrauen, seine Heimat, seine Familie und auch die anderen Pfarreien, in denen er um Jesu Christi Willen wirkte.

Sid esu jot un dot dat bedeutete aber auch, dass Heinz wieder unsagbare Kopfschmerzen, Migräne hatte und ihm dann verständlicher Weise auch alles zu viel war. Doch trotz der Schmerzen: Wenn Heinz gebraucht wurde, war er zur Stelle. Ich erinnere mich daran, dass jemand mich um die Mittagszeit anrief, weil er Heinz nicht erreichte. Er bat um die Krankensalbung für einen Sterbenden. Ich habe dann zaghaft an Heinz Tür geklopft. Trotz starker Migräne und einem schmerzverzerrten Gesicht ist Heinz ganz selbstverständlich zu dem Sterbenden gefahren. Ja, Heinz war Seelsorger. Die Alten und Kranken waren ihm wichtig.

Bis zum Schluss, bis er ins Krankenhaus musste, hat er Menschen die Krankenkommunion gebracht, hat er in Wilberhoven, in Schladern und Alten Hafen, das Zentrale unseres Glaubens gefeiert: Die Eucharistie.

Die beiden Emmausjünger gingen mit einander auf dem Weg. Viele Jahre durften wir mit Heinz Büsching gehen. So manches habe ich vom Pfarrer und vor allem Seelsorger Heinz Büsching gelernt. Als ich selber begann Menschen zu beerdigen, sagte Heinz zu mir: Versuche beim Trauergespräch herauszuhören, welche Botschaft der Mensch hinterlässt. Die Botschaft, die von Heinz Büsching zu mir herüberkommt lautet: Sei Barmherzig. Viele Male habe ich diesen Satz von Heinz gehört: Im persönlichen Gespräch, in Begegnungen mit Menschen, in seinen Predigten. Immer wieder: Seid barmherzig! Wie Gott euer Vater barmherzig ist. Dem anderen Erbarmen, Verständnis entgegenbringen, mein Herz für ihn öffnen und ihm mit Gottes Liebe begegnen. Wie oft hat Heinz das selbst getan?

Heinz hatte ein liebevolles Herz und besondere Vorliebe für die „armen Säcke“, wie er sie selbst nannte, dieser Welt. Sonja, du hast mir erzählt, dass er an keinem Bettler vorbeigehen konnte, ohne ihm etwas zu geben. Vor allem ihm Urlaub sagte er dann immer: Uns geht es gut. Wir erleben so viel Schönes.

Brannte uns hier wie den Emmausjüngern bei Jesus nicht das Herz, wenn Heinz gepredigt hat? Kurze, einprägsame, prägnante Sätze, die er oft wiederholt hat, die ins Herz trafen, den Glauben berührten, nachdenklich machten und innerlich für Gott öffneten. Und wer erinnert sich nicht gerne an seine Tierpredigten, meist am 3.oder 4. Adventssonntag und an das kölsche Weihnachtslied, dass er Heiligabend oft zur Gitarre sang?

Brannte uns nicht das Herz, wenn er uns im Namen Jesu Christi den Sinn der Schrift erschloss? Brannte uns nicht das Herz, wenn er mit seinem Jugendchor Navicula die Frohe Botschaft durch seine Lieder auf seine, einfühlsame und besondere Weise verkündete?

 Lebendig, ansteckend, mitreißend, bewegend. Ich will lachen wo man lacht…, ich will mutig weitergehen…, ich will Glauben gegen Enge…, Gott, gib das die Gute Kraft, gib, dass alles, was mich treibt, gib, dass alles zu dir schwingt, damit mein Leben, mein Leben gelingt.

Heinz war immer am Leben, an der Gesellschaft, an den Geschehnissen in der Welt interessiert. Er war sehr belesen und hatte ein großes Wissen. Bis zum Schluss. Du, Sonja, hast dich liebevoll viele Jahre um Heinz gekümmert, hast ihm am Ende aus der Zeitung vorgelesen.

Das Schicksal der Flüchtlinge lag ihm am Herzen. Hatte er die Erfahrung ansatzweise schließlich selbst mit ihnen - seinen Geschwistern und den Eltern gemacht, als ihr Vater wenige Wochen vor der Bombardierung mit der Familie Köln verließ. Eine lange Zeit hat Heinz dann mit der Familie in Kommern verbracht. Dort traf er auf einen jungen Kaplan, der Heinz, wie er ihnen Herr Büsching, seinem Bruder einmal erzählte, die richtigen Bücher für seine Entwicklung gab.

Doch bei allem, was ich selbst und viele andere über Heinz Büsching sagen könnten: Es ging dabei nie um seine Person. Er wollte nicht im Mittelpunkt stehen und Lobeshymen wollte er nicht hören. Auch etwas – worin Heinz mir immer Vorbild sein wird: Seine Bescheidenheit – weil es ihm immer um die Mitte des Glaubens ging, um Jesus Christus, dessen Tod und Auferstehung wir feiern. Das war Heinz wichtig.

Und diesen Glauben teilte er nicht nur mit den Katholiken, sondern auch ganz selbstverständlich mit unseren evangelischen Schwestern und Brüder. Denn auch die Ökumene war Heinz ein wichtiges Anliegen. Und er machte möglich, was möglich war und manchmal sogar mehr.

Brannte uns nicht das Herz, wenn Heinz in der Kirche mit den Kindern „Ottokar hat Segelohren“ oder „Wenn einer sagt ich mag dich Du“, gesungen hat? Weil in diesen Liedern vieles der zentralen Botschaft Jesu Christi in alltäglicher Sprache zum Ausdruck kommt.  Ich habe vor Augen wie Heinz den Kommunionkindern eine gute äußere Gebetshaltung beibrachte, weil sie für ihn Ausdruck seines inneren Glaubens waren: „Versucht die Hände schön und ordentlich zu falten, für Jesus wollen wir unser Bestes geben.“

Die Emmausjünger erkannten Jesus, als das Brot brach. Unzählige Male hat Heinz im Namen Jesu Christi mit uns Eucharistie gefeiert, gebetet und gesungen. Langsames, bewusstes Beten hat er mich gelehrt. Die Worte des Vater unsers ganz bewusst zu sprechen… „Dein Wille geschehe“, die Feier von Tod und Auferstehung in Ruhe, mit Würde und der Konzentration auf das Wesentliche zu feiern. „Musste der Messias nicht all das erleiden, um in seine Herrlichkeit zu gelangen?“, sagt Jesus zu den Emmausjüngern.

Heinz hat sein Leiden geduldig ertragen. Er hätte gerne noch gelebt. Als es nach vielen Aufs- und Abs seiner Krankheit am Ende keine Hoffnung mehr gab, hat er das ohne Auflehnen angenommen. Am Ostermontag hat er sein Leben in die Hand Gottes gelegt.

„Komm Heinz, komm in meine Arme, ich sorge jetzt für dich, du sollst leben.“