Unfassbar dankbar - für die paar Sätze Englisch?
Und dieser Gedanke wird heute durch die Sozialarbeiter der Fundación fortgeführt: Es gibt viele arme Familien in Santo Domingo. Viele Familien können sich die Schulgebühren nicht leisten, viele Familien können sich die nötigen Schulartikel nicht leisten. Manche Familien können sich noch nicht einmal Lebensmittel für ihre Kinder leisten. Die Arbeit der Sozialarbeiter besteht darin, die Familien und deren Kinder zuerst einmal ausfindig zu machen, und dann durch Gespräche ausfindig zu machen, wie man diesen Kindern und Familien helfen kann. Beispielsweise ein großer Teil der Arbeit liegt in der Präventionsarbeit, direkt mit den Kindern:
Zweimal im Monat treffen sich die Sozialarbeiter eines bestimmten Viertels mit allen Kindern, die sie in diesem Viertel betreuen. Bei diesen Treffen werden dann Vorträge, bspw. Über Kindesentführung, Umgang mit der Armut der Eltern, usw. gehalten. Auch wenn sich dies erstmal komisch anhört: Es ist schon häufiger passiert, dass Kinder in Santo Domingo nach Schulschluss von Entführern vor der Schule abgefangen und entführt wurden. Deswegen gibt es jetzt einerseits diese Vorträge, andererseits steht jetzt bei Schulschluss vor vielen Schulen eine Polizeistreife zur Prävention. Bei den Treffen mit den Kindern werden aber nicht nur so unschöne Themen behandelt, es wird auch viel gebastelt, viel gelacht, und einfach viel miteinander gesprochen. Mein Part bei diesen Treffen war bisher eigentlich immer das Übernehmen eines kurzen Englischunterrichts: Da es hier an einigen Schulen gar keinen Englischunterricht gibt, bzw. dieser an vielen Schulen eher dürftig ausfällt, lag meine Aufgabe einfach darin, den Kids ein paar Froskeln und Sätze auf Englisch beizubringen. Hierbei versuchte ich mich immer an den Englischunterricht aus Grundschulzeiten zurückzuerinnern, sodass am Ende der Unterricht immer mit einer Runde „Head and Shoulders, Knees and Toes“ endete. Ich selber hielt damals als Kind diese Form des Unterrichts nicht für besonders sinnvoll. Hier ist das aber etwas ganz Anderes: Die Kinder sind hochmotiviert, singen laut mit, und sind am Ende einfach nur unfassbar dankbar für diese Minieinheit Englischunterricht. Das war echt ein beeindruckendes Gefühl, eine Dankbarkeit seitens der Kinder, die ich in Deutschland noch nie erlebt habe. Dabei habe ich doch nur ein paar Sätze Englisch geredet.
Mehr Bilder von einer dieser Vorträge könnt ihr euch hier angucken:
(Nicht wundern, sind sehr viele Bilder und viele Bilder doppeln sich auch, aber die ecuadorianische Einstellung zu Fotos lautet nunmal: „Toma más fotos!“ = Mach noch mehr Fotos! :D)
Wenn ich dann einmal nicht gerade als Englischlehrer unterwegs bin, sitze ich im Auto mit dem noch jungen Sozialarbeiter Fabián. Dieser ist nicht direkt in die oben beschriebene Arbeit mit den Kindern involviert, sondern kümmert sich um speziellere Einzelfälle. Z.B. waren wir vorletzte Woche bei einem Herrn, der während des schlimmen Erdbebens vor einem halben Jahr, aus dem zweiten Stock seines Hauses heruntergefallen ist. Sein Haus ist natürlich vollkommen zerstört; aber zusätzlich ist er jetzt auch noch querschnitzgelähmt. Unsere Aufgabe bestand dann erst einmal darin, die Daten des Herrn aufzunehmen, und ihn dann zum Amtsbesuch zu begleiten, bei dem es darum ging, ob er eine Art Behindertengeld erhalten wird oder nicht. Zusätzlich dazu haben wir uns dann noch an verschiedenen Stellen nach einem Job für ihn umgehört.
Trotz der vielen neuen, coolen Aufgaben: Emiliano hol' ich trotzdem noch jeden Tag vom Kindergarten ab :D
Nachmittags kehre ich dann immer ins Heim zurück, und packe hier und dort mit an. Als ich Anfang August ankam, lebten im Heim 20 Kinder; zwei Monate später leben jetzt 38 Kinder im Heim. Zusätzlich findet man jetzt auch wieder Kinder jeden Alters im Heim: Der Jüngste, Emiliano, ist jetzt 20 Monate alt; der Älteste ist 16 Jahre alt. Diese hohe Anzahl an Kindern, zusätzlich so verschiedenen Alters, stellt natürlich eine große Herausforderung für die Erzieher da, die sie aber dennoch gut meistern.
Mittlerweile ist auch eine weitere Freiwillige angekommen, Bernadette aus der Nähe von Stuttgart. Sie arbeitet sehr viel mit den ganz kleinen Kindern und macht dabei einen echt guten Job; wahrscheinlich, weil sie auf Grund fünf kleinerer Geschwister sehr erfahren im Umgang mit so kleinen Kids ist.
Das war es jetzt aber erst einmal für den Eintrag heute. Ich habe das Gefühl, je länger ich weg bin, desto schlechter wird mein Ausdrucksvermögen in der deutschen Sprache. Naja, dafür wird dat Spanisch ja auch besser.
Danke auch noch einmal für die vielen Rückmeldungen auf meinen Blog. Es freut mich sehr, dass so viele sich für meine Arbeit hier in Ecuador interessieren und ich euch von meinen Erfahrungen berichten kann.
Viele Grüße y mucho arroz (viel Reis)
Wünscht euch
Konni