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Das Reich Gottes hat die Zukunft (15. Sonntag im Jahreskreis 2002)

Datum:
14. Juli 2002
Von:
Heinz Büsching

Die Sache Jesu wird sich durchsetzen. Das Reich Gottes hat die Zukunft. Die Welt ist Gottes Ackerfeld. Die Welt ist Gottes Eigentum. Der göttliche Same wird aufgehen und siegreich sein. Das ist die Botschaft dieses Gleichnisses.

Wem sagt Jesus das? Er sagt es zunächst mal den Zweiflern von damals.

Wer war das? Wie sahen die Zweifel aus?

Die Frommen sagten: der hält den Sabbat nicht.

Die Strengen sagten: dieser Fresser und Weinsäufer.

Die Pharisäer sagten: der ist besessen.

Die Verwandten sagten: er ist verrückt geworden.

Den Freiheitskämpfern war er zu friedlich.

Den Offiziellen zu gefährlich.

Natanael hatte gleich gesagt: was kann aus Nazaret schon Gutes kommen.

O ja, der Hindernisse und Widerstände gab es genug. Dabei habe ich den Haupteinwand noch gar nicht genannt. Der Haupteinwand gegen Jesus war: Dieser Sauhaufen, mit dem Jesus da durch die Gegend zieht; dieses Sammelsurium von Versagern, mit denen er sich abgibt, betrügerische Zollpächter, Ungebildete, Unreine, Sünder, stadtbekannte Dirnen – mit denen will dieser Jesus die Welt für den lieben Gott erobern? Lachhaft. Da stellen wir uns das Reich Gottes aber doch etwas anders vor.

Den Zweiflern von damals und heute erzählt Jesus sein Gleichnis von der aufgehenden Saat. Er weist auf etwas hin, was alle aus Erfahrung kennen. Er ruft etwas in das Bewusstsein, was alle jedes Jahr selbst miterleben. Er sagt:

dass etwas Winziges in sich die Größe trägt;

dass aus einem armseligen Anfang etwas Wunderschönes wird;

dass etwas Wehrlos-Kleines sich gegen alle Widrigkeiten doch entfaltet;

dass etwas, was nach menschlichem Ermessen keine Chance hat, sich dennoch durchsetzt und siegt –

um festzustellen, dass es das gibt, dazu müsst ihr nur die Augen aufmachen und schauen, was jedes Jahr auf unseren Feldern geschieht.

Die gute Saat setzt sich durch.

Sie setzt sich durch gegen alle Widrigkeiten.

Und natürlich schwingt im Erzählen dieses Gleichnisses mit – jeder weiß es – Jesus braucht dafür keinen Zeigefinger: Hinter dem Wunder des Wachstums steht Gott selbst. Der gütige Vater ist es, der wachsen lässt und dem Wachstum Gelingen schenkt.

Nicht nur ein Weizenfeld in Palästina gehört Gott. Die ganze Welt ist Gottes Eigentum. Ob Weizenkorn oder Samenkorn seines Wortes: wenn Gott will, dann geht es auch auf, auch wenn es in menschlichen Augen mickrig ist. Es wächst gegen alle Widrigkeiten. Hinter dem Wunder des Wachstums steht Gott selbst. Die Sache Jesu wird sich durchsetzen. Das Reich Gottes hat die Zukunft. Der göttliche Same wird siegreich sein.

Auch in mir?

Auch in Ihnen?

Auch in unseren Kindern?

Auch in denen, um die wir uns Sorgen machen?

Manchmal kommen auch mir die Zweifel. Viele gute Anregungen, die Gott mir gibt, fallen bei mir unter die Dornen. Viele gute Ideen, mit denen Gott mich begeistert, sind bei mir schnell verdorrt und vergessen. Manch guter Gedanke wird mir von der täglichen Hektik weggeweht, manch guter Vorsatz versucht bei mir Wurzeln zu schlagen – und schon stürmt der nächste Eindruck heran und fegt ihn weg. Oft bin ich erschreckt darüber, wie viele Samenkörner des Guten in mir verlorengehen. Oft erinnert mich mein Inneres mehr an Kraut und Rüben als an ein gesegnetes Weizenfeld.

Welche Chance hat das Reich Gottes in mir?

Welche Chance hat es in Ihnen?

Wir sind Gottes Ackerfeld, Gottes Eigentum, Gottes Kinder. Können sie sich vorstellen, dass Gott für uns weniger tut als für ein Weizenfeld irgendwo im Gelände?

Ich bin überzeugt: viel Gutes wächst schon. Schauen Sie in sich hinein: Was wächst da? Schauen Sie auf das Gute!