Wichtiger als das Reden ist das Handeln (26. Sonntag im Jahreskreis 2002)
Wichtiger als das Reden ist das Handeln. Wichtiger als das christliche Wort ist die christliche Tat. Wichtiger als das Ja-Sagen ist das praktische Verhalten, das dem Ja-Sagen folgt.
Ich glaube: das haben wir verstanden. Und es ist Allgemeingut geworden. Jesus hat es uns so eindrucksvoll ans Herz gelegt und so überzeugend vorgelebt, dass es sich bei uns tief eingeprägt hat: Nicht, wer zu mir sagt: Herr, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer nach dem Willen meines Vaters im Himmel handelt.
Im heutigen Evangelium wird es noch einmal auf den Punkt gebracht: Nicht das Ja-Sagen bringt es, sondern das, was dann wirklich getan wird. Wichtiger als das Reden ist das Handeln. Wichtiger als das christliche Wort ist die christliche Tat.
Wie gehen wir mit dieser Botschaft um. Ich fürchte: oft schlecht. Wir hauen sie uns gegenseitig um die Ohren. Etwa so: Ihr rennt in die Kirche, aber ihr handelt nicht danach. Ihr redet christlich daher, aber euer Handeln entspricht nicht eurem Reden. Für sich selbst wird die Tat reklamiert, und den anderen wird vorgeworfen, sie würden ja nur reden.
Ich werbe darum, sich von einem solchen Gebrauch des Evangeliums zu verabschieden. Das Evangelium ist nicht als Keule gedacht. Und Gott allein steht das Urteil über menschliches Handeln zu. Richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden.
Kritisch ist dieses Evangelium durchaus. Aber ich verstehe es als Einladung zur Selbstkritik: Wie steht es mit meinem Handeln? Wie steht es mit meinem praktischen Verhalten? Und nicht nur an den Geboten, nicht nur an den Gesetzen sollte ich mein Handeln prüfen. Immer sollte ich fragen: Gott, welche Aufgabe stellst du mir persönlich, einmalig, mir und nur mir? Gott, was ist mein Auftrag. Und: Werde ich ihm gerecht.
Das kann ich nicht aus dem Vergleich mit anderen ermitteln; die anderen haben i h r e Aufträge. Auch die fromme Checkliste reicht nicht; sie erfasst nicht das Einmalig-Persönliche. Was mein Auftrag ist, das kriege ich nur klar, wenn ich wach bin für Gottes Anrufe aus meinem Leben. Das kriege ich nur klar im persönlichen Gespräch mit Gott. Dabei ist mir die Heilige Messe eine große Hilfe.
Wo ist im großen Weinberg Gottes mein Platz? Wo ist im großen Weinberg meine Aufgabe? Das Bild vom Weinberg gefällt mir. Wenn ich die Weinberge im Rheintal sehe, dann denke ich schon mal: Die armen Kerle, die in diesen steilen Hängen arbeiten müssen, womöglich noch in glühender Sonne. Da kommt Verständnis auf für das Nein des zweiten Sohnes.
Aber es könnte ja auch sein, dass er, wenn er mal voll drin ist, plötzlich spürt: Das ist ja richtig gut, was ich hier mache! Es verschafft mir – bei aller Mühe und allem Schwitzen – eine tiefe Befriedigung. Es macht Sinn.
Und auch das gehört zur Stimmigkeit des Bildes: dass die Arbeit im Weinberg der Freude der Menschen dient, dem guten Wein und dem fröhlichen Fest. Ich male mir mal aus, wie das bei dem zweiten Sohn gelaufen sein könnte.
1. Weinbergsarbeit? Kein Bock.
2. Dem Vater zuliebe gebe ich mir einen Ruck.
3. Das Aha-Erlebnis: Hier im Weinberg ist es ja richtig schön!
Weinberg Gottes: das ist für mich zunächst mal meine Pfarrgemeinde. Könnte das bei den Angehörigen der Pfarrfamilie heute ähnlich laufen:
1. In der Pfarre mitarbeiten? Kein Bock.
2. Dem Vater zuliebe gebe ich mir einen Ruck.
3. Das Aha-Erlebnis: In der Pfarrgemeinde mitarbeiten – das ist ja richtig schön!
Wichtiger als das Reden ist das Handeln. Wichtiger als das christliche Wort ist die christliche Tat. Wo könnten Sie anpacken? Wo sollten Sie anpacken? Wo in Ihrem Leben? Vielleicht auch: wo in Ihrer Pfarrgemeinde?