Weihnachten/Krippe 2010
Dann war da die Herbergssuche in Bethlehem. Es gab keinen Platz für das Paar, schließlich fanden sie ein primitives Quartier in einer Höhle, die als Stall diente. Ställe, wie wir sie kennen, gab es in Bethlehem nie. Immer waren es einfache Erdhöhlen. Und als Bettchen diente dem Neugeborenen ein Futtertrog.
Wer sich schwer tut, den heiligen Abend oder Weihnachten zu feiern, findet möglicherweise Trost darin, dass auch Maria und Josef in jener Nacht, die uns so heilig ist, Not hatten. Maria und Josef wissen, was es bedeutet, Weihnachten nicht zu Hause, sondern im Gefängnis zu verbringen, nicht bei ihrer Familie, sondern in einem fremden Land als Arbeitssuchende oder Flüchtlinge. Sicher sind Maria und Josef denen besonders nahe, die in der letzten Zeit einen lieben Menschen verloren haben und zum ersten Mal Weihnachten ohne ihn feiern. Ich glaube auch, dass das heilige Paar in dieser so schweren Nacht auch denen besonders nahe ist, deren Beziehung zerbrochen ist und die das Fest in diesem Jahr erstmalig ohne den früher einmal geliebten Partner feiern müssen. Und dann gibt es jene, die Weihnachten in Streit und Unfrieden verbringen und deshalb eben nicht feiern können. Die Not der heiligen Familie könnte auch sie trösten.
Ein Wunder kann geschehen, wenn trotz dieser schwierigen Vorzeichen die Freude über das Kind die Sorge, die Not so vieler Menschen überstrahlt. Heute ist uns der Retter geboren, der Messias, der Herr. Alles wird gut. Als Christus schließlich geboren wird, erscheinen die Engel nicht Maria und Josef im Stall, sondern den Hirten draußen auf dem Feld. Die Hirten sind arm wie das Paar im Stall, und als sie sich auf den Weg machen, finden sie Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe liegt – sie sehen armselige Not und ein Neugeborenes. Hier gibt es keine Engel, keinen Himmelsglanz. Gott wird Mensch, und niemand ist da, der ihm seinen ihm gebührenden roten Teppich ausrollt.
Aber die Hirten erkennen das Kind doch als den Retter, den Heiland und Erlöser. Sie erzählen davon, was ihnen über das Kind gesagt wurde, und glauben: Dieses arme Kind ist die große Hoffnung der Welt. Ich wünsche uns allen solche Hirten. Menschen, die uns auch, wenn wir ein schwieriges Weihnachtsfest erwarten, Mut machen, die uns sagen:
Auch mitten in deiner Not leuchtet das Licht der Hoffnung. Christus kommt nämlich vor allem dorthin, wo die Not am größten ist. Und so kann ein mühsames Weihnachten doch zu einem Fest stiller Freude werden.