Zum Inhalt springen

Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr keinen Glauben? (Samstag der 4. Woche der Fastenzeit 2020)

2020-03-28_Corona-Predigt
Datum:
28. März 2020
Von:
Christoph Jansen

Ihr Lieben,

gestern hat Papst Franziskus vom menschenleeren Petersplatz uns alle gesegnet, die ganze Welt. Er wollte mit dem Welt-Segen "Urbi et Orbi" alle Menschen trösten und ihnen Hoffnung geben. Unsere Erde, auch die Menschheit ist nicht von Gott verlassen, vielleicht schläft er nur und ist uns ganz nahe.

Dem besonderen Segen hat Franziskus eine Begebenheit vorangestellt, die im Markusevangelium berichtet wird. "Die Jünger schickten die Leute fort und fuhren mit Jesus in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn. Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es sich mit Wasser zu füllen begann. Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich und es trat völlige Stille ein. Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?"

Der Papst hat mit dem Evangelium vom Sturm auf dem See eine frohe Botschaft ausgewählt, die genau in unsere Situation hineinpasst. Wir glauben, alles im Griff zu haben, alles alleine zu schaffen.

Auch die Jünger glauben, alles im Griff zu haben. Sie sind Fischer am See, kennen die unterschiedlichsten Wetterphänomene, wissen, wie ihr Boot reagiert, aber jetzt kommen sie an ihre Grenzen. All ihr Wissen, ihre Routine, ihre Vertrautheit mit Boot und See, Wind und Wetter hilft ihnen nicht mehr weiter. Angst überwältigt und lähmt sie. Die Hoffnung, jemals aus dieser bedrohlichen Lage herauszukommen, schwindet.

Jesus schläft. Ihm macht der Sturm nichts aus. Er weiß sich geborgen in der Liebe des Vaters, die er allen wieder und wieder verkündet. Schlafen kann er nur, weil er keine Angst hat. Und doch reicht es den Jüngern nicht aus, dass dieser furchtlose, schlafende Jesus mit den Jüngern im selben Boot ist. Sie wecken ihn mit den Worten: Kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Für Jesus aber ist klar: Wir gehen nicht zugrunde. Sein und unser Vater lässt ihn nicht untergehen. Nicht im Boot, nicht am Kreuz, nicht im Tod. Da reicht es, dass er bei uns ist.

Jesus steht auf, droht dem Wind und befiehlt dem See, still zu sein. Er sagt das nicht, damit Sturm und Wellen es hören und Angst kriegen, sondern damit seine Jünger es hören. Wie er brauchen auch sie keine Angst zu haben, sie sind ja nicht allein.

Der sakramentale Segen des Papstes für die Stadt und die Welt soll allen Menschen sagen: Ihr seid nicht allein in dieser Zeit. Seht nur, Jesus ist bei euch. Er hat keine Angst, also braucht auch ihr keine Angst zu haben.

Das ewige Licht am Tabernakel unserer Kirchen ist auch ein solches Zeichen, ebenso die Osterkerze. Wir sind nicht allein in dieser Zeit, sondern Jesus, der stärker ist als der Tod, begleitet uns.

Christoph Jansen