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Helfen als Lebensaufgabe? Ordensschwestern in Bödingen

Als die letzten beiden Ordensschwestern, die im Sankt Augustinus Seniorenhaus in Hennef-Altenbödingen ihren Dienst in der Alten- und Krankenpflege geleistet hatten, im Sommer das Haus verließen, wurde uns in Bödingen klar, dass damit eine über hundertjährige Geschichte der Frauenorden in Bödingen beendet war und wir mehr über diese Geschichte erfahren wollten. Ich stütze mich dabei auf den von Wilhelm Schleicher verfassten Artikel im Buch ?Bödingen ist eine Wallfahrt wert? von Gabriel Busch, das1981 in Siegburg erschienen ist, eine Chronik im Archiv der Cellitinnen zur heiligen Maria (1210) und auf Berichte von Zeitzeugen.
2017-09-27_Pfarrbrief Ordensschwestern Bödingen 01
Datum:
27. Sept. 2017
Von:
pl
2017-09-27_Pfarrbrief Ordensschwestern Bödingen

Am 21. November 1905 zogen die ersten Ordensschwestern in das Walterscheidsche Haus, heute  ‚An der Klostermauer‘, wobei sich der Name Kloster aus dem 1803 aufgelösten Kloster der Augustiner Chorherren herleitet. Die Schwestern gehörten der Ordensgemeinschaft der Cellitinnen zur heiligen Maria in der Kupfergasse in Köln an.

 


Die Geschichte dieser Ordensgemeinschaft beginnt im späten 13. Jahrhundert. Damals lebten unverheiratete Frauen und Witwen in Gemeinschaften zusammen, deren Leben von Gebeten und Gottesdiensten geprägt waren. Im 15. Jahrhundert schlossen sich einige Gruppen, die sich in der Hauptsache sozial-karitativ betätigten, der Ordensregel des hl. Augustinus an, weshalb sie auch als Augustinerinnen bezeichnet werden. In der jetzigen Form besteht der Orden seit 1828. Im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahmen sich bis zu 600 Ordensfrauen in etwa 50 Niederlassungen der alten und kranken Menschen an und betreuten auch Kindergärten und Waisenhäuser. Außerdem unterrichteten sie in Koch- und Nähschulen.

 


Das war auch ihre erste Aufgabe in dem Haus, das aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts stammte und ihnen von Margareta Walterscheid, geborene Beyert, geschenkt worden war. Die Eheleute Johann, seines Zeichens Landwirt, und Margareta Walterscheid waren in ihr von 1900 bis 1902 erbautes Wohnhaus gezogen, wo sie mit ihren Söhnen Johannes, der Geistlicher wurde, Joseph, dem späteren Amtsgerichtsrat in Siegburg, und Peter, der später den Hof übernahm, lebten. Monsignore Dr. phil. Johannes Walterscheid, der im hohen Alter von 94 Jahren verstarb und auf dem alten Friedhof in Bödingen begraben ist, verbrachte häufig seinen Urlaub in Bödingen, wo er gerne auf die Jagd ging und morgens eine heilige Messe in der Kirche oder im Kloster der Augustinerinnen zelebrierte. Er war uns allen als ‚Onkel Johannes‘ bekannt. Sein Bruder Joseph lebte in Siegburg und hat als Heimatforscher viele Artikel über Bödingen verfasst.

Am 21. November 1905 zogen die Augustinerinnen, d.h. die Cellitinnen aus der Kupfergasse, in das auch heute noch so genannte Walterscheidsche Haus, in dem die Schwestern zunächst eine Koch-, Handwerks- und Nähschule einrichteten, wie es von der Stifterin gewünscht worden war.

Am 8.September 1909 wurde der Grundstein für ein großes Haus im Stil des frühen 20. Jahrhunderts gelegt. Es erhielt hohe Zimmer für Gäste, die Klausur der Nonnen und eine geräumige Küche und wurde im Juni 1910 eingeweiht, ebenso wie die große Kapelle,

in der aber erst am 9. Mai 1912 das erste Messopfer gefeiert wurde. Später wurden auch noch zwei daneben stehende Fachwerkhäuser zuerst in Pacht und 1925 käuflich  erworben. So konnten die Schwestern in insgesamt 32 Zimmern Erholungsuchende, Alte und Kranke beherbergen und pflegen.

 

Auf dem großen Hof standen mehrere Fachwerkgebäude, die die Waschküche und das Bügelzimmer und andere für die Hauswirtschaft benötigte Räume enthielten.

Lange Jahre diente das Bügelzimmer gleich rechts neben dem Eingang von der Oberaueler Straße aus dem Kirchenchor Cäcilia als Probenraum. Das Kloster hatte den Raum 1925 zur Verfügung gestellt. Er wurde im 2. Weltkrieg durch den Beschuss schwer beschädigt, konnte aber mit tatkräftiger Mithilfe von Pater Burgmann bald wieder instand gesetzt und benutzt werde, bis 1956 das neue ‚Pfarrsälchen‘, das heutige Marienheim eingeweiht wurde.