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Gedanken zum Weihnachtsfest - Christmette 2018

In den allermeisten Kirchen wird zu Weihnachten eine Krippe aufgebaut, in vielen Haushalten hat sie ebenfalls einen festen Platz neben dem Christbaum. Liebevoll wird dabei versucht, das Geschehen der Geburt Christi vor 2000 Jahren darzustellen. Die einen probieren, den damaligen Lebensraum zur Zeit Jesu wiederzugeben, die anderen verlegen das Geschehen in ihren ganz persönlichen heimatlichen Raum.
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Datum:
25. Dez. 2018
Von:
hh/bg
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Allen Krippendarstellungen ist gemeinsam, dass sie uns ansprechen und die eigentlich unglaubliche Weihnachts-botschaft des Evangeliums vermitteln wollen: Der unendlich große und barmherzige Gott wird Mensch, nicht mit Getöse, Pauken und Trompeten, sondern in aller Stille, unter ärmlichsten Verhältnissen als kleines hilfloses Kind. Er nimmt unsere menschliche Existenz ganz und gar an, bis hin zur letzten Konsequenz eines qualvollen Todes.
Immer dann, wenn ich an einer Krippe stehe, versuche ich all das nachzuvollziehen, aber oftmals tue ich mich schwer. Das ganze Geschehen ist so weit weg und mehr als 2000 Jahre her! Immer wieder beschäftigt mich dann die Frage, wo denn heute die Krippe des Mensch gewordenen Gottessohnes wohl stehen würde, wenn Gott beschlossen hätte, erst in unseren Tagen Mensch zu werden. Um eine Antwort zu finden, muss ich mich auf die Suche machen, auf die Suche nach dem Krippenplatz im 21. Jahrhundert.

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Im Alten Testament hat es viele Propheten gegeben, die immer wieder auf ihre je eigene Weise die Geburt des Messias verheißen haben. Aber keiner von ihnen hat ein exaktes Datum genannt. Und  die Geburt Jesu fand völlig unauffällig und für die Öffentlichkeit ganz im Verborgenen statt.

Gott selber in Gestalt eines Engels offenbarte dies zu aller erst den Hirten, Menschen, die keineswegs im Mittelpunkt der damaligen Gesellschaft standen, sondern „arme Schlucker“ und Randexistenzen waren. Sie glaubten der eigentlich unglaublichen Botschaft und machten sich auf die Suche. Dabei werden sie sich wohl  davon haben leiten lassen, dass der verkündete Ort nicht in einem luxuriösen Palast     oder ähnlichen für sie unzugänglichen Orten lag, sondern in dem ihnen völlig vertrauten Bereich ihres bescheidenen und entbehrungsreichen Alltags.

Und sie wurden fündig!

Sie knieten nieder und beteten dieses göttliche Kind an, sie glaubten der Botschaft und nahmen das Erlebte zurück mit in ihren Alltag.

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Bei meiner Suche finde ich also Orientierung bei den Hirten. Sie haben sich vertrauensvoll von Gottes Engel führen und leiten lassen. Will ich selbst zu einem Hirten werden, der sich auf den Weg zur Krippe macht, so muss ich meine Blickrichtung ändern. In Börsennotizen, Kontoauszügen und Bilanzen werde ich keine Antwort finden, ebenfalls nicht im Konsumrausch oder auf luxuriösen Urlaubsreisen. Auch diejenigen, die schon immer alles besser wussten und über allem stehen, bleiben außen vor; dazu gehören sicherlich auch einige abgehobene „Theologen“ der katholischen Kirche!

Das arme Kind in der Krippe will mich vor ihm niederknien lassen, damit es mir auf Augenhöhe begegnen kann. Es will mich mit seiner kindlichen Hilflosigkeit anrühren,  meine Augen ganz auf seine unendliche göttliche Liebe wenden, damit ich sie, wie die Hirten, mit in den Alltag nehme und sie weitergebe. Und dieses göttliche Kind hat mir durch die Hirten eine Antwort gegeben, wo seine Krippe heute steht: Im Alltag eines jeden von uns!

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Nun bin ich fündig geworden bei meiner persönlichen Suche nach dem Standort der Krippe Jesu in unseren Tagen:

Der Stall von Bethlehem befindet sich überall dort, wo es nach Mist und Gülle stinkt, wo es fürs menschliche Überleben eigentlich an allem fehlt. Dort, wo Armut herrscht, dort, wo man auf der Flucht ist, dort wo Gewalt und Folter die Regel sind, dort, wo Menschen erbarmungslos erniedrigt und ausgegrenzt werden.

Die Krippe läßt sich heute genau dort wiederfinden, wo Glaubensüberzeugungen mit Füßen getreten werden, wo Hunger, Krieg und Naturkatastrophen wüten. Die Krippe steht heute im Sahel, in Eritrea, Somalia etc., in Südamerika, in Syrien und im Jemen, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Ich habe begriffen:

In jedem Menschen, der meiner Hilfe bedarf, sei es weltweit oder in meiner unmittelbaren Nachbarschaft: Das Kind in der Krippe schaut mich mit ausgebreiteten Armen an, Auge in Auge, und will mich davon überzeugen, seine Liebe vorbehaltlos an meine Mitmenschen weiterzugeben, egal, wer es auch sei.

Und das unabhängig vom politischen Mainstream!

In jedem Menschen, dem ich begegne, kommt mir der Mensch gewordene Gott für alle Zeiten erneut entgegen und will immer wieder neu Mensch werden. Er bittet mich, seine mir geschenkte Liebe weiter zu schenken.

Das Kind im Stall von Bethlehem möchte, dass ich endlich ein Mensch werde, wie es selbst einer geworden ist, einer, der sich den Armen und Bedrängten zuwendet, den Kranken, den Witwen, den Hilflosen und Ausgegrenzten. Das war damals gegen den politischen Mainstream und hat dem Gottessohn letztlich sein Leben gekostet!

Angesichts jedweder Krippe werde ich ganz entschieden mit der Frage konfrontiert:

Bist auch Du bereit, wie ich, Dein Leben für Deine Mitmenschen einzusetzen?