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Die Menschheit hat Hunger. (18. Sonntag im Jahreskreis 2003)

Datum:
3. Aug. 2003
Von:
Heinz Büsching

Die Menschheit hat Hunger. Hunger zunächst mal nach dem täglichen Brot. Nach dem täglichen Reis. Nach dem Lebensnotwendigsten. Und nie dürfen wir vergessen, dass uns aufgetragen ist, mit den Hungernden zu teilen.

Aber es gibt noch einen anderen Hunger. Einen, der über den leiblichen Hunger hinausgeht. Warum strömen jetzt wieder so viele Menschen in die Fußballstadien? Es muss einen Riesenhunger nach Spannung, nach Kribbeln, nach Begeisterung geben. Warum fliegen so viele Urlauber in ferne Länder? Es muss einen Riesenhunger nach Weite geben, nach etwas ganz Neuem, nach etwas ganz Anderem. Warum hat vor einigen Monaten die Sendung "Deutschland sucht den Superstar" so viele junge Menschen vor den Fernseher gesaugt? Da muss ein Riesenhunger nach Identifikation mit einem Helden im Spiel gewesen sein, einem Star, einem Vorbild.

Wir wollen über unseren engen Alltag hinaus. Wir wollen mehr, wollen Höheres, wollen Weite und Faszination. Doch Vorläufiges und Vorübergehendes kann diesen Hunger nicht stillen. Der Reiz eines schönen Fußballspiels ist schnell verflogen. Die Sendung "Deutschland sucht den Superstar" ist schon fast vergessen. Und die fernen Länder, in die uns die Sehnsucht zieht, erweisen sich, wenn man schließlich da ist und man sie sich von nah besieht, auch noch nicht als das Paradies, und die meisten Menschen sind am Ende froh, wenn sie wieder zu Hause sind.

Aber wirklich zufrieden, endgültig und abschließend zufrieden, sind wir Menschen mit unserem engen Alltag nicht. Sonst würde uns nicht ständig der Hunger nach Neuem und Anderem treiben, nach etwas, was den Alltag übersteigt. Ich sag das nicht aus der Distanz und schon gar nicht von oben herab. Ich sehe sehr gern Fußball und reise leidenschaftlich gern in fremde Länder und gucke mir gern eine schöne Fernsehsendung an. Aber ich weiß auch, dass es das noch nicht ist. Dass das nicht reicht, dass das meinen Hunger noch nicht stillt, ja, dass es nur Hunger nach mehr macht.

Das heutige Evangelium ist durchaus ein Beitrag zu diesem Thema. Was die Leute Jesus zutreibt, ist nicht nur der Hunger nach dem Brot von gestern, sondern der Hunger nach mehr, nach etwas ganz Großem, nach etwas, was sie ganz erfüllt. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sagt Jesus. Müht euch ab für die Speise, die für das ewige Leben bleibt. Und er sagt: Ich bin das Brot des Lebens.

Jesus nachfolgen, die Freundschaft mit ihm aufbauen, sich mit ihm identifizieren, mit ihm einswerden, das wirkt neben all den Genüssen, die diese Welt zu bieten hat, wie Schwarzbrot. Wie Schwarzbrot, an dem man mühsam kauen muss. Gegen das Schwarzbrot der Nachfolge Christi wirkt eine tolle Erlebnisreise oder die Zauberwelt des Sports oder eine glänzende Show wie Sahnekuchen.

Aber ich sehe keinen wirklichen Gegensatz. Gott will, dass wir an seiner Welt Freude haben. Der gelegentliche Sahnekuchen spricht nicht gegen das Schwarzbrot des Alltags. Jeder weiß, dass das Schwarzbrot gesünder ist. Und wenn ich die Gleichnisse Jesu richtig verstehe, dann ist für ihn alles Schöne und Bunte, aller Glanz und alle Schönheit dieser Welt eine Ahnung und Andeutung dessen, was Gott in Ewigkeit denen bereitet hat, die ihn lieben.

Ist die Nachfolge Christi wirklich immer nur hartes Schwarzbrot? Ist sie nicht oft reizvoller und befriedigender als aller Sahnekuchen dieser Welt? Haben Sie die Nachfolge Christi wirklich schon echt probiert? Wie schmeckt sie Ihnen? Wie ist Ihre Erfahrung mit diesem Jesus?