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Happerschoß:„Dich schickt der Himmel“ - Eingewöhnung im Familienzentrum

Im August startet das neue Kitajahr und wir nehmen alljährlich neue Kinder auf. Dieses Jahr sind es 21 Kinder, 12 davon jünger als drei Jahre. Damit beginnt für alle Beteiligten eine aufregende Zeit, für die Kinder, für die Familien und auch für uns pädagogische Fachkräfte.
Familienzentrum Happerschoss Logo
Datum:
1. Aug. 2025
Von:
jm

Diese Kinder „schickt der Himmel“.
Dem Beispiel Jesu folgend, stellen wir das Kind in die Mitte. Aufgrund unseres christlichen Menschenbilds, sehen wir jedes Kind als ein einzigartiges Geschöpf und Abbild Gottes und begegnen seiner Individualität, seinen Interessen, Stärken und Bedürfnissen wertschätzend und einfühlsam.

Die Familie bildet den primären Kontext, in dem das Kind Geborgenheit, Vertrauen und Werte erfährt und bildet den Grund-stein für die Entwicklung und das Aufwachsen des Kindes. Daher nehmen wir den Erziehungs- und Bildungsauftrag in unserem Haus familienergänzend wahr und legen großen Wert auf einen kontinu-ierlichen Austausch und eine vertrauens-volle Zusammenarbeit mit den Eltern. Diesen Konstanten und Anforderungen gerecht zu werden, ist in der Eingewöhnungszeit eine besondere Herausforderung.
Wie sich ein ganz normaler Tag in dieser Zeit anfühlt, möchte wir Ihnen gern mit diesem Bericht einer Erzieherin darstellen.


Ein ganz normaler Tag während der Eingewöhnung
Der Tag beginnt um 7:15 Uhr mit dem Frühdienst. Eine Kollegin und ich nehmen die frühen Kinder im Entdeckerraum in Empfang und betreuen sie, bis die anderen Kolleginnen im Haus sind. Da vor 8:00 Uhr nur wenige Kinder gebracht werden, können diese Kinder in einem Raum betreut werden. Sie frühstücken in der Kita, bevor sie ins Spiel starten. Gegen 8:15 Uhr sind alle Kolleginnen im Haus und so viele Kinder angekommen, dass sie in ihre ver-schiedenen Räume ausschwärmen können.

Wir arbeiten zu dritt im „Hafen“, dem Raum, in dem die Kinder betreut werden, die jünger als drei Jahre sind. Alljährlich nehmen wir 12 U-3-Kinder auf und beglei-ten sie durch ihr erstes Jahr in der Kita.

Um 8:15 Uhr fliegt die Tür unseres Raumes auf und die ersten Kinder kommen hereingestürmt. Lorenz erzählt, dass er gestern im Freibad war und Lea kuschelt sich auf meinen Schoß, weil sie noch müde ist. Stefan ist erst zwei Wochen bei uns und wird heute das erste Mal früh in den Kindergarten gebracht. Er weint, als sich sein Vater von ihm verabschiedet. Ich bitte Lea von meinem Schoß runterzurutschen, damit ich Stefan auf den Arm nehmen kann. Er lässt sich zwar von mir trösten, will aber weiter von mir getragen werden. Meine Kolleginnen und ich begrüßen die ankommenden Kinder und Eltern. Frau H. möchte ihre Tochter heute schon früher abholen und fragt, ob das möglich sei. Frau S. teilt uns mit, dass ihre Tochter heute das erste Mal ohne Windel in der Kita ist und bittet uns, sie häufiger an den Toilettengang zu erinnern. Herr T. erzählt anschaulich von einem tollen Ausflug mit seinen Kindern in einen Freizeitpark und Frau G. bittet uns um Rat, wie sie ihren Sohn am besten vom Nucki entwöhnt. Während wir uns im Raum unterhalten, haben einige Kinder beschlossen vor dem Morgenkreis noch einmal gründlich die Hände zu waschen. Leider haben sie vergessen die Ärmel hochzukrempeln, das bedeutet fünf Kindern neue Oberteile an-ziehen. Und dann ertönt um 8:45 Uhr der Gong, das Zeichen, dass jetzt alle Eltern gehen müssen und die Kinder ihre Morgenkreise aufsuchen.

Um 9.30 Uhr kommt Peter das erste Mal mit seiner Mutter in die Kita. Eigentlich hatten wir zuvor besprochen, dass ich Kontakt zu Peter aufnehme und ihn die ersten Tage ganz eng begleite. Er scheint aber zu meiner Kollegin den besseren Draht zu haben, also übernimmt sie diese Eingewöhnung. Gott sei Dank, denn Frau K. kommt eine viertel Stunde später mit ihrer Tochter Dora und nachdem die Mut-ter jetzt drei Tage mit in der Kita war, bitten wir sie heute für eine halbe Stunde zu gehen und ihre Tochter bei uns zu lassen. Dora ist damit zunächst gar nicht einverstanden und tut das auch lautstark kund, aber nach wenigen Minuten schon lässt sie sich von mir trösten und wir beginnen ein Spiel in unserem Rollenspielbereich. Als die Mutter zurückkommt, will Dora gar nicht wieder nach Hause. Der Mutter stehen die Tränen in den Augen. Die Eingewöhnung ist auch für die Eltern nicht einfach. Die dritte Kollegin im Raum hält uns beiden eingewöhnenden pädagogischen Fachkräften währenddessen den Rücken frei und reguliert das Gruppengeschehen im Raum. Um 10:30 Uhr sind Peter und Dora mit ihren Müttern bereits gegangen und die nächsten beiden einzugewöhnen-den Kinder kommen. Lars ist bereits den fünften Tag bei uns, kam aber mit der ers-ten Trennung überhaupt nicht klar. Also bleibt die Mutter die nächsten Tage wieder mit im Raum, bis er sich stabilisiert hat. Herr S. kommt ebenfalls mit seinen beiden Kindern zur Eingewöhnung. Das Ge-schwisterpaar hat allerdings schon Kindergartenerfahrung am früheren Wohnort. Dem Vater ist an einer schnellen Ein-gewöhnung gelegen, da sein Urlaub bald endet und er wieder arbeiten muss. Die Kinder sind tatsächlich gar nicht ängstlich und sehr selbstständig im Haus unterwegs. Es gelingt mir kaum ihnen zu folgen, um mich mit ihnen zu unterhalten.

Um 11:30 Uhr beginnt das Mittagessen mit unseren U-3-Kindern. Einige dieser U-3-Kinder sind nun schon länger in der Kita, schaffen den ganzen Vormittag und dür-fen auch schon mit zu Mittag essen. Meine Kollegin und ich setzen uns mit zunächst nur fünf Kindern zu Tisch, zum Ende der Eingewöhnungszeit werden es zwölf sein. Wir reichen den Kindern die Speisen an und essen mit ihnen gemeinsam. Nicht alle sind den Umgang mit dem Besteck ge-wohnt. Auch das Trinken aus einem Glas ist nicht einfach. Wir werden von einem Caterer mit leckerem Essen beliefert, aber die kleinen Zungen müssen sich an die neuartigen Speisen gewöhnen. Da wird manches Blättchen Salat, oder Stückchen Gemüse postwendend wieder auf den Tel-ler gespuckt oder mit der Gabel durch den Raum katapultiert. Was immer geht sind Nudeln.

Nach dem Essen begleiten wir die Kinder, die schon bei uns den Mittagschlaf machen dürfen, in den Schlafraum. Das sind zurzeit drei Kinder. Rudi ist heute das erste Mal dabei. Er hat schon vor dem Essen seinen Nucki und die Schmusedecke in sei-nem Bettchen deponiert, aber jetzt ist es ihm doch ein bisschen unheimlich. Am Ende schläft er nach einer halben Stunde auf meinem Arm ein, während meine Kol-legin zwischen den beiden anderen Kindern sitzt, sie beruhigt und ihnen die Hände hält. Wie soll das werden, wenn erst mal alle zwölf Kinder zum Schlafen dablei-ben. Dann haben wir Hände zu wenig. Am Ende schlafen alle drei und reiben sich ver-träumt die Augen, als die Eltern sie um 14:15 Uhr wieder abholen.

Jetzt ist auch für mich Dienstschluss. Ich habe heute meinen freien Nachmittag. Morgen wird der Tag länger werden und ähnlich kurzweilig. Die Eingewöhnung ist für Kinder, Eltern und Pädagogen gleicher-maßen aufregend und anstrengend.
Aber wir sind froh und dankbar, dass der „Himmel uns diese Kinder schickt“.