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Mission im Kongo (Fünfter Fastensonntag 2003)

Datum:
6. Apr. 2003
Von:
Abbé Dr. Jean-Bosco Matand Bulembat

Liebe Gemeinde,

voll von Freude juble ich, dass mir die Möglichkeit in diesem Gottesdienst gegeben wird, mit Ihnen den 5. Fastensonntag zu feiern. Der Pfarrer Heinz Büsching hat mich gebeten, Ihnen ein wenig über die Situation meines Landes zu erzählen, besonders dass die Kollekte dieses Sonntags für Misereor bestimmt ist. 

Wie Sie es wissen, die Fastenzeit ist nicht dazu gedacht, dass wir fasten, um einige Kilos abzunehmen. Sie ist keine Zeit, in der wir uns um unsere körperliche Schönheit kümmern wollen. Die Fastenzeit ist eine Zeit, in der ein gläubiger Christ seine Beziehung mit Gott in Frage stellen sollte, um zu prüfen, ob er nach dem Willen Gottes handelt oder nicht. Sie ist uns insbesondere dafür geschenkt, damit wir erleben und erkennen, wie gut der Herr zu uns ist. Während dieser Zeit hören wir Stücke des Evangeliums, Worte Gottes, in denen die Liebe Gottes für die Menschheit erkennbar ist. In diesen Worten Gottes wird uns verkündet, wie wir es gerade gehört haben, wie Gott sich einmal für immer engagiert hat, den Mensch aus jeder Not zu retten, irgendwelche sei sein Stamm oder Sprache, sein Volk oder Nation, seine Farbe oder Rasse. Das ist die Mission, die die Kirche heute noch fortführt, voller Hoffnung. Deswegen unternimmt die Kirche, besonders während der Fastenzeit, Aktionen, die diese Aufgabe konkret machen. Es geht auch darum mit der heutigen Misereoraktion. Der Erlös ist zugunsten der Kirche von Deutschland, damit sie Projekte in der Weltkirche unterstützen kann, die für die Verbesserung der Menschenwürdesituation geplant sind. Ich bitte Sie mitzuhelfen.

Ja, wie viel Menschen sind noch heute in ihrer Würde verletzt? Schauen wir mal z.B. nach Afrika, woher ich komme! Wie viel Ungerechtigkeit? Wie viel Kriege und Blut? Wie viel Hunger? Das Problem ist, dass die Medien nicht darüber erzählen. In meiner Heimat, der Demokratischen Republik vom Kongo, ist ein Krieg da, der in der Tat seit Oktober 1996 entstanden ist, um – sagte man damals – eine lange Diktatur abzuschaffen. Aber es ist nicht so und das Volk leidet viel. Man sagt, dass es ein bürgerlicher Krieg ist, um Demokratie ins Land einzuführen. Aber man kann sich fragen: was wollen die Kämpfer eigentlich? Woher bekommen die Rebellen Waffen, Panzer und Munitionen, wenn sie kein Geld haben? Wer unterstützt sie und zu welchem Zweck? Ist das alles nicht nur für die Ausbeutung des Landes und des Volkes, da alles in der Tat kaputt gemacht wird? Viele unserer Mitmenschen sind in ihren fundamentalen Rechten nicht gesichert. Menschenrechtsverletzungen gibt es überall: viele Menschen sind aus ihrer Heimat vertrieben worden; die Arbeitslosigkeit und die Armut wurden gebracht; die Vergewaltigung und der Missbrauch der Frauen, die Ausbeutung der Kinder und die Zerstörung vieler sozialer Infrastrukturen werden verursacht. Nichts funktioniert gut im Land, weder Schulen, Krankenhäuser, Post, Verwaltung, Straßen, öffentliche Verkehrsmittel, noch die ganze Infrastruktur und alle staatlichen Einrichtungen - mit Ausnahme von Privateinrichtungen, die noch überstehen können. Leider kann sich aber der Durchschnittsbürger solche Dienste nicht leisten. Wer überleben möchte, muss sich zu helfen wissen mit allen Mitteln. Das nennt man dort bei uns "Article 15" (Paragraph 15). Die, die den Krieg führen, dienen also keinem Interesse des Volkes. Vielmal sind Friedensgespräche geführt worden und Friedensverträge unterschrieben. Aber niemand von den Kämpfern hat sie respektiert. Jeder will die Macht im Gebiet behalten, wo er schon herrscht, und so die Bodenschätze ohne Kontrolle ausbeuten. Der letzte Vertrag ist am letzten 2. April 2003 in Südafrika unterschrieben worden. Aber, auch wenn das Volk gejubelt hat, hat dieses Volk kein Vertrauen mehr; es hat fast die Hoffnung verloren, da die Politiker sich nicht einigen.0

In einer solchen Situation der Hoffnungsvernichtung ist es sehr wichtig, dass die Kirche die frohe Botschaft der Auferstehung wahrnimmt und sie verkündet. Die Kirche ist die einzige Institution, die im Kongo sich in der Tat für die Verteidigung der Menschenrechte einsetzt und viel leistet, damit die Mitmenschen das Glück der geretteten Kinder Gottes ausstrahlen. 

Wichtig ist, dass die Leute nicht aufgeben; sie halten noch an ihrer Hoffnung fest, dass eines Tages, mit Hilfe anderer Mitchristen, auch sie das Gute in allem erleben werden. Die Leute von den verschiedenen Diözesen, bzw. von den kleinen lebendigen christlichen Gemeinden, tragen viele Anliegen vor, z.B.: einen Dorfwasserbrunnen bauen, eine Schule, eine Brücke, oder ein Gesundheitszentrum, damit die Zukunft der ganzen Gemeinden gesichert werden. Deswegen kämpfen die Christen voll Vertrauen und sind froh und sehr dankbar zu wissen, dass die Kirche Europas mithilft. 

Man freut sich wirklich auf jede Hilfe. Die Botschaft der Kirche im Kongo ist also eine des Friedens, Frieden und Versöhnung mitten unter den Menschen, Frieden und Freude in den Herzen aller Menschen. Man kann sagen, dass die Situation der Kirche im Kongo genauso wie zur Zeit einiger Propheten ist. Sie ist von ihrem Auftrag überzeugt, die Liebe, die Gerechtigkeit, die Versöhnung und das Erbarmen Gottes kundzutun; aber gleichzeitig bringt ihr das Wort des Herrn oft Spott und Hohn, da viel Gewalt und Unterdrückung oft von denen genutzt wird, die die Macht haben. Trotzdem gibt die Kirche im Namen der Unterdrückten nicht auf.

Liebe Gemeinde, 

die Unterstützung, die Sie uns gesichert haben, so dass wir eine Klinik in meiner Heimat, tief im Busch, bauen konnten, ist uns eine große Hilfe und bringt die stufenweise Entwicklung in einer solchen Sozialsituation weiter. Deswegen danke ich Ihnen für Ihre Hilfsbereitschaft, für alle Ihre spontanen und großzügigen Spenden, für Ihre standhaften Gebete, für die verschiedenen Aktionen, die hier in Liebfrauen unternommen werden und die, dank Ihrer Teilnahme, erfolgreich sind. Natürlich wäre all dies nicht so möglich, ohne den Missionskreis, der das Missionsbewusstsein in dieser Pfarrei wirklich sehr gut steuert. Vielen herzlichen Dank, liebe Mitglieder des Missionskreises, für alles. Meinem Mitbruder, Herrn Pfarrer Heinz Büsching, danke ich auch vom ganzen Herzen. Ich weiß, dass er ab nächstem August und nach fast 30 Jahren als Seelsorger hier in Hennef/Warth, die Pfarrei verlassen wird und in den Ruhestand geht. Lieber Heinz, ich danke Gott, der Dich auf meinen Weg gestellt hat. Was Du für mich und für meine Heimat getan hast, schon als ich noch Student in Rom war, ist unzählbar. Ich danke Dir vom ganzen Herzen. Möge Gott Dich immer schützen, Dich mit vielen Gnaden erfüllen und mit vielen Jahren segnen, voller Frieden und Gesundheit.

Liebe Gemeinde,

Lasset uns alle füreinander beten und einander in unsere Herzen schließen, so dass der vielfältige Einsatz, den wir im Namen unseres Glaubens leisten für die Herrschaft Gottes und die Erneuerung der Welt, Gott unserem Vater gefalle.

Hennef, den 05/06.04.2003

Abbé Dr. Jean-Bosco Matand Bulembat