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Gott lädt uns ein. (28. Sonntag im Jahreskreis 2002)

Datum:
13. Okt. 2002
Von:
Heinz Büsching

Gott lädt uns ein. Er lädt uns ein in seine Nähe. Er lädt uns ein an seinen Tisch. Er lädt uns ein in seine Ewigkeit. Nehmen Sie seine Einladung an?

In unserem Evangelium ist die Einladung als dramatischer Vorgang geschildert und die Ablehnung als dramatische Entscheidung und die Folgen als dramatische Katastrophe, für die der Untergang Jerusalems in Jahre 70 als Bild eingesetzt wird. Aber ich denke, dass die Dramatik lediglich der Deutlichkeit dient. Dass Gott selbst uns einlädt und dass eine Ablehnung für uns katastrophal ist, das soll dramatisch deutlich gemacht werden.

Was im Gleichnis überdeutlich dargestellt ist, das geschieht in der Realität eher leise, schleichend, undramatisch. Gottes Einladung ist nicht eine einmalige Aktion. Und unsere Entscheidung ist nicht ein knappes Ja oder Nein.

Was im Bild auf einen Punkt gebracht wird, vollzieht sich in unserer Realität als lebenslanges Geschehen. Es gleicht dem lebenslangen Wachsen einer Freundschaft, oder, um ein anderes Bild zu verwenden: es ist wie eine lebenslange Wanderung auf Gott zu oder von ihm weg. Nie können wir die Sache mit Gott ein für alle Mal abhaken und als erledigt beiseitelegen. Immer sind wir unterwegs, und immer führt uns die Bewegung zu ihm hin oder von ihm weg.

Gott wirbt jeden Tag um uns. Jeden Tag lädt er uns ein in tausend Zeichen, Winken, Begegnungen; Einladungen von außen oder Einladungen, die aus unserem Innern kommen. Nichts ist zufällig. Alles ist Einladung. Was hindert uns daran, Gottes Einladungen anzunehmen?

Vielleicht gibt es immer noch die Meinung, bei Gottes Einladungen müsse es furchtbar heilig zugehen, lichtvoll, erhaben; oder auch ein bisschen unheimlich, irgendwie mit frommem Schauder. Was wir so täglich erleben, erscheint uns zu banal, zu armselig, einfach zu unheilig, als dass wir dies als Gottes Einladungen verstehen könnten.

Aber wenn wir so empfinden, dann haben wir noch nicht begriffen, was es bedeutet, dass Gott Mensch geworden ist. Gott kommt menschlich auf uns zu. Seine Einladungen tragen ein menschliches Gewand, sind unscheinbar, unaufdringlich. Und auch wenn Sie sich nicht als Lichtgestalt einschätzen: Gottes Einladungen ergehen auch an Sie. Was mag er sich für Sie ausgedacht haben?

Könnte es sein, dass wir Gottes Einladungen auch darum nicht so recht wahrnehmen wollen, weil wir sie von vornherein im Verdacht haben, sie könnten uns den Spaß verderben? Sie würden uns etwas Schönes nehmen? Sie wären nichts als lästige Forderungen? Wenn wir so empfinden würden, dann wäre uns Gottes Güte noch nicht wirklich zu Herzen gegangen. Die Einladungen Gottes – sie sind ja zuerst und vor allem die guten Erfahrungen unseres Lebens, die uns in seine Nähe locken. Kostet und seht, wie gütig der Herr ist.

Sollte Gott mich dazu einladen, etwas Schönes loszulassen, dann nur, weil er mir etwas Schöneres anzubieten hat. Dieses Schönere ist in unserem Gleichnis zeichenhaft dargestellt im Bild von der Hochzeitsfeier. Eine Hochzeitsfeier war für die Leute das fröhlichste Fest, das sie kannten. Jesus greift die schönste menschliche Erfahrung auf, um eine Ahnung davon zu geben, was er für uns will.

Der Sinn der Sonntagsmesse ist immer auch der, dass wir noch einmal in die Woche hineinhören. Manchmal geht mir erst im Nachhinein auf, dass mir Gott mitten im Getümmel des Alltags eine Erfahrung zugeschickt hat, die um mich wirbt. Was war schön in der letzten Woche?