Uckerath:Die Muttergottes von Bruchhausen zu Besuch

Durch die Vorbereitungen der Wallfahrt hat sich in den Jahren ein guter Kontakt zum Ortsausschuss in Bruchhausen entwickelt. Nun kamen unser Ansprechpartner vor Ort - Frau Schlott und Herr Krupp vom Kirchenvorstand - mit einem besonderen Angebot auf uns zu. Im Rahmen der Sanierungsarbeiten wird die Madonna vorübergehend die Kirche verlassen und an einen für sie sicheren Ort ziehen. Dabei kam die Idee auf, mit der Madonna nach Uckerath zu kommen und dort an einer Heiligen Messe teilzunehmen.
„Ihr seid 27 Jahre zu uns nach Bruchhausen gepilgert, nun haben wir die Möglichkeit, die Madonna einmal zu Euch zu bringen“- so der O-Ton der Bruchhausen-Verantwortlichen – was uns sehr gefreut und auch gerührt hat.
Am Sonntag, 7. September 2025 war es dann so weit. Zum Hochamt war die Muttergottes am Altar von Sankt Johannes der Täufer zu sehen, um mit uns zusammen die Heilige Messe zu feiern.
Es war auch für die Pilgerinnen und Pilger, die uns aus vielerlei Gründen nicht mehr auf dem Weg nach Bruchhausen begleiten können, eine schöne Möglichkeit, der Mutter Gottes aus Bruchhausen noch einmal nahe zu sein.
Frau Schlott hat uns während der Heiligen Messe dann noch einiges zur Muttergottesverehrung in Bruchhausen erzählt:
Es ist uns eine große Freude heute bei Ihnen zu sein und wir danken Ihnen von Herzen, dass wir gemeinsam diesen Gottesdienst im Beisein unserer Gottesmutter feiern durften.
Viele von Ihnen fragen sich vielleicht, warum die Muttergottes, die „Zuflucht der Sünder“, heute den Weg von Bruchhausen nach Uckerath gefunden hat.
Die Antwort liegt in einer über 580 Jahre alten Verbundenheit, denn seit 1445 pilgern Uckerather zu uns nach Bruchhausen, so zumindest nach den uns vorliegenden Aufzeichnungen. Eine ganz schön lange Zeit.
Zuletzt waren Sie am 16. August zur Lichterprozession, der für uns neben der Marienverehrung auch ein besonderer Abend war, als Pilgergruppe in Bruchhausen, weil dies die letzte Heilige Messe vor der anstehenden Innensanierung unserer Kirche St. Johannes Baptist war. Wie Sie sehen, verbindet uns nicht nur der Glaube und die Marienverehrung, sondern auch unser gemeinsamer Kirchenpatron.
Während der Sanierungsmaßnahme werden alle unsere Figuren eingelagert – auch unsere Muttergottes. Und da die Verehrung unserer Madonna den Uckerathern schon immer ein besonderes Anliegen war, kam uns ein Gedanke: Wir wollten sie nicht einfach so in eine Kiste packen. Stattdessen haben wir beschlossen, sie auf die Reise zu Ihnen zu schicken, um hier in Uckerath eine gemeinsame Messe zu feiern und eine Anbetung zu ermöglichen.
Lassen Sie mich die Besonderheit unserer Kirche und Gottesmutter kurz erzählen:
Wer die Bruchhausener Kirche kennt, stellt fest, dass sie nicht auf einem Berg gebaut ist, sondern an einer tieferen Stelle im Dorf, eher ungewöhnlich. Einer Legende nach wurde der Ort gewählt, weil man an einer nahegelegenen Quelle in einem Dornbusch eine Muttergottes entdeckte. Diese wurde ca. 400 Jahre verehrt und im 14. Jahrhundert durch unsere heutige, in Kalkstein geschlagene Wallfahrtsmadonna, die „Trösterin der Betrübten“, abgelöst.
Neben dieser Gottesmutter besaß Bruchhausen auch noch eine zweite, um 1330 in Eichenholz geschnitzte Marienfigur, die jahrhundertelang in einem Schrank hinter dem Altar aufbewahrt wurde und nur am Sonntag vor dem Fest Johannes der Täufer und am Tag des Patroziniums selbst von jungem Mädchen hervorgeholt wurde, um das geschmückte Bildnis bei den Sakramentsprozessionen durch die Straßen des Dorfes zu tragen.
Im Jahre 1745 bat die weibliche Jugend „ihr Muttergottesbild“ auch zum Fest der “Himmelfahrt Mariens“ am 15. August in das Retabel des Hochaltars stellen zu dürfen, was auch erstmalig in dieser Art geschah.
Am 21. September 1745 nahmen zwei Mädchen der Muttergottesfigur die kostbare Kleidung, die ihr zum Geburtsfest am 08. September angelegt worden war, wieder ab. Beim Auskleiden sahen sie in den Augenhöhlen der Holzstatue Nässe stehen, beachteten dies aber zunächst nicht und holten beim Küster das alltägliche Gewandt. Als sie begannen dieses Kleid anzulegen, fiel Ihnen die Nässe und Feuchtigkeit in den Augenwinkeln der Figur besonders auf und redeten hierüber. Der Küster wollte für Ruhe sorgen. Auch er konnte sich die Nässe nicht erklären und wischte mit den Fingern die Tropfen ab. Als die Mädchen die Kleider angelegt hatten, waren die Augenwinkel erneut voller Wassertropfen. Diesmal übersahen sie diesen Vorgang bewusst und stellten die Figur auf den Platz, wo sie seit dem 15. August gestanden hatte. Der Küster und auch seine Frau sahen am 25. September wieder Tränen in den Augen der Gottesmutter und die Kunde von der weinenden Marienfigur verbreitete sich schnell, auch bis nach Köln und dies wurde auch mehrfach beurkundet.
Für alle, die den Text jetzt aufmerksam gelesen haben stellt sich bestimmt die Frage, wieso Pilgern die Uckerather erst seit 27 Jahren nach Bruchhausen, wenn Sie doch schon seit 1445 nach Bruchhausen pilgern.
Ohne von dieser alten Tradition zu wissen, wurde die Wallfahrt 1999 wieder als Familienwallfahrt von Elke Ditscheid und Ihrem Team neu aufgelegt und seitdem ununterbrochen durchgeführt. In den Zeiten von Corona sind wir in einer kleineren Gruppe mit dem Fahrrad gepilgert um auch die Hygienevorschriften einhalten zu können.
Seit dem Jahre 2024, also nach genau 25 Jahren hat Elke Ditscheid die Leitung der Wallfahrt samt Ihrem Team an Elke Lichtenberg abgegeben, die dankenswerterweise die Leitung nach der Wallfahrt 2023 übernommen hat.