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Jesus wird auch uns befreien (2. Sonntag der Osterzeit 2020)

2020-04-19_Corona-Predigt
Datum:
19. Apr. 2020
Von:
Christoph Jansen

Es war der Tag, an dem Jesus auferstanden war. Abends saßen seine Jünger zusammen. Zehn waren da, Judas, der Verräter, fehlte und kam auch nicht mehr wieder, und Thomas war nicht gekommen. Maria aus Magdala und einige andere Frauen waren auch bei den Jüngern.

Ich stelle mir vor, dass es hoch her ging an diesem Abend. Jesus war gestorben, aber einige hatten ihn im Laufe des Tages gesehen und sagten, dass er lebt.

Die Türen des Raumes, in dem die Jünger und ihre Freunde waren, waren verrammelt. Jesus war hingerichtet worden und einige hatten Angst, dass auch sie verhaftet werden, wenn man sie findet. Und es wurde heftig diskutiert und gestritten. War Jesus jetzt auferstanden oder nicht? Hatten die, die Jesus gesehen hatten, vielleicht doch nur ein Gespenst gesehen? Hatten sie vielleicht geträumt?

Während alle noch am Reden waren, stand auf einmal Jesus da. Er war plötzlich bei ihnen und wünschte ihnen den Frieden. Es war ganz eindeutig Jesus, er war wirklich auferstanden! Und alle waren unendlich glücklich und froh.

Eine Woche später war Thomas dabei. Die Jünger erzählten, dass sie Jesus gesehen hatten, aber Thomas war traurig – und er blieb es auch. Was er da hörte, konnte er nicht glauben. Deshalb sagte er: Ich will Jesus berühren, möchte ihn anfassen. Wenn ich ihn anfassen, berühren, vielleicht sogar umarmen kann, dann glaube ich auch, dass er wirklich auferstanden ist.

In dieser Zeit, die wir heute erleben, dürfen wir nur ganz wenige Menschen anfassen. Nur Mama und Papa, vielleicht die Geschwister, sonst keinen. Das fällt richtig schwer, das tut weh. Wir alle haben Berührungsängste, weil das Coronavirus durch Berührungen übertragen werden kann oder dann, wenn sich Menschen nahekommen.

Jesus lässt uns an sich heran, er lässt sich berühren. Er ist stärker als dieses Virus und stärker als der Tod. Wie Thomas ganz nah an Jesus herangekommen ist, wie er ihn berührt hat, berührt Jesus auch euch im wunderbaren Zeichen der Eucharistie, der Kommunion. Er berührt euch jetzt schon. Dieses Berühren könnt ihr vielleicht in eurem Herzen spüren. Er sagt zu euch: Fürchtet euch nicht, habt keine Angst. Ich bin bei euch und bleibe euch nah. Immer, sogar bis zum Ende der Welt.

Noch müssen wir etwas warten, bis wir Jesus im Brot des Lebens berühren können. Aber als Kommunionkinder seid ihr damit nicht allein. Ganz viele Menschen, die sonst jeden Sonntag in die Kirche gehen, möchten zur Kommunion gehen und es geht nicht. Ganz viele vermissen die Kommunion genauso wie ihr.

Und außer der Kommunion vermissen ganz viele auch das Zusammensein, die Gemeinschaft der Glaubenden. Die Kirche ist heute wieder leer, nur ganz wenige Leute sind da, nämlich die, die wir brauchen, um eine gute Sonntagsmesse zu feiern und die an der Technik, damit ihr uns seht zuhause.

Aber ihr und wir, wir alle sind die Kirche. Kirche heißt Gemeinschaft, Gemeinschaft der Glaubenden. Wir sind miteinander und mit Jesus unterwegs, wir sind nie allein, auch wenn es sich manchmal in diesen Zeiten so anfühlt. Und wir werden uns wiedersehen, hier und in den anderen Kirchen, und da feiern wir dann ein Fest des Glaubens.

Wir stehen vielleicht etwas ratlos da wie Thomas. Alle sagen, dass es besser wird, dass Jesus bei uns ist, aber wir können ihn nicht sehen und spüren. Und es fällt einigen auch schwer, zu glauben, dass Jesus da ist und dass alles gut wird. Und Angst haben wir auch. Wie die Jünger, die sich eingeschlossen hatten, haben wir uns jetzt ja auch alle zuhause verkrochen, damit nichts Schlimmes passiert.

Aber als Jesus da war und Thomas ihn berühren durfte, da waren alle wie befreit. Jesus wird auch uns befreien. Von der Pandemie, von der Angst, von der Traurigkeit. Und dann feiern wir das Fest des Glaubens. Mit Jesus und miteinander. Ich freue mich schon. Ihr auch?

Amen.