Zum Inhalt springen

Die Kartoffelaktion

Blankenberg - Weltweit gibt es ca. 5.000 Kartoffelsorten. Allein in den Anden sind es 3.800 Sorten. Darunter sind sowohl zahlreiche Wildarten als auch Kulturkartoffeln.
Kartoffelaktion 2020 der Messdiener von Sankt Katharina
Datum:
12. Sep. 2020
Von:
th

Diese große biologische Vielfalt ist für die Kartoffel ein Schutzmechanismus vor Krankheitserregern. Und sie hat ebenso dazu geführt, dass Kartoffeln in den unterschiedlichsten Gebieten angebaut werden können: in Flusstälern, Wäldern und Gebirgszügen. Tatsächlich werden in den Anden Kartoffeln bis zu einer Höhe von 4.500 Meter angebaut. Dabei handelt es sich um eine spezielle Kartoffelsorte, die sich selbst gegen Frost schützen kann. Bei uns in den Supermarktregalen und an den Marktständen reduziert sich die Sortenvielfalt immer weiter, viele früher sehr bekannte Sorten sind fast vollkommen vom Markt verschwunden.

Als wir am Anfang des Jahres auf den Seiten des Erzbistums über einen Artikel zur Kartoffelaktion stolperten, war das reiner Zufall. Wir recherchierten weiter und erfuhren, dass es um das Anpflanzen von mittlerweile selten gewordenen Kartoffelsorten geht, die nicht mehr in das heutige Schema der Kartoffel im Handel passen und daher schon nahezu vom Aussterben bedroht sind. Mit der Aktion werden jedes Jahr fünf seltene Sorten ausgewählt und den Teilnehmern der Aktion zum Anpflanzen zur Verfügung gestellt. Mit der Kartoffelaktion wird am Beispiel der Kartoffel das Bewusstsein um die Vielfalt der Schöpfung geschärft; es gibt nicht die eine Kartoffel, sondern unglaublich viele Sorten, die sich in Form, Farbe und Geschmack unterscheiden, aber oft schon aus dem Bewusstsein verschwunden sind. Im Supermarkt sehen alle Kartoffeln weitgehend gleich aus. Wir waren von der Idee begeistert, einen Platz zu finden, um die Kartoffeln gemeinsam anzubauen und im Herbst zu ernten, also machten wir mit und bekamen pünktlich zur Pflanzzeit je eine Kartoffel der Sorten Blauer Schwede, Dänische Spargelkartoffel. Shetland Black, Golden Wonder und Roter Erstling. Unterstützt wurde die Aktion durch einen monatlichen Kartoffelbrief, in dem es Tipps und Tricks zum Anbau, aber auch Schöpfungsimpulse als Begleitung gibt. So erfuhren wir beispielsweise, was beim Befall mit dem Kartoffelkäfer getan werden kann, aber parallel dazu auch Impulse zur Frage. „Was tun mit Kartoffelkäfern, die doch ebenso Geschöpfe Gottes sind wie die Kartoffelpflanze auch? Wie können wir als Menschen rücksichtsvoll mit der Erde umgehen, ohne selbst zu Störenfrieden zu werden?“ Zunächst war das Ziel, für die Kartoffeln zusammen mit unserer Messdienergruppe einen Platz in der Nähe unserer Kirche zu finden, um uns gemeinsam um die Kartoffeln kümmern zu können. Da aber aufgrund der Corona-Beschränkungen zunächst etwas Sand ins Getriebe kam, entschlossen wir uns kurzerhand die Kartoffeln in gebrauchte Kaffeesäcke zu pflanzen, um ein wenig mobil zu bleiben. Nach kurzer Zeit waren die Kartoffeln aber so gut gewachsen, dass sie sich durch die Jute-Säcke mit dem Boden im Garten verbunden haben. Als es nach einem langen Sommer endlich an die Ernte ging, waren wir sehr mit unseren Pflanzen zufrieden, auch wenn mit ein wenig Erfahrung die Ernte sicherlich noch reicher ausgefallen wäre. Daher werden wir in den nächsten Jahren weiter üben...

Die Kartoffelaktion entstammt der „Ideenwerkstatt der Pfarrei Guter Hirte“ in der Seelsorgeeinheit Mannheim-Nord. Die Grundidee der Ideenwerkstatt lautete: Wenn wir mit vielen verschiedenen Leuten zusammen Kartoffeln wachsen lassen und uns im Laufe eines freundschaftlichen Wettbewerbs kennenlernen, dann können wir auch zusammenwachsen. Im ersten Jahr der Pflanzaktion stand daher das Zusammenwachsen der sechs Pfarreien in der neuen Seelsorgeeinheit Mannheim-Nord im Vordergrund. 2018 wurden dann schon die Christen der evangelischen Gemeinde zum Kartoffelwettstreit eingeladen. Nach den Anfängen in Mannheim und der Erzdiözese Freiburg sind dieses Jahr auch die (Erz-)Diözesen Köln und Rottenburg-Stuttgart dabei. Zwischen Bodensee und Rheinland werden dieses Jahr an über 1.000 Orten seltene Kartoffeln angebaut. Vielleicht haben ja im nächsten Jahr auch andere Kinder- und Jugendgruppen, aber vielleicht auch Erwachsene Lust, sich mit der Diversität der Natur am Beispiel der Kartoffel auseinanderzusetzen. Wir werden sicher wieder mit dabei sein! Weitere Informationen gibt es unter kartoffelaktion.de