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Altenberger Licht 2021

Altenberger Licht 2021
Datum:
1. Mai 2021
Von:
th

Nachdem das Altenberger Licht im letzten Jahr komplett online stattfinden musste, zeichnete sich schon früh ab, dass auch dieses Jahr die Pandemie weiterhin das Geschehen bestimmt. So musste das Abendprogramm mit der abschließenden Vigil aufgrund der Ausgangsbeschränkungen leider auch dieses Jahr online stattfinden. Es gab ein kurzweiliges Programm mit Debattierclub, virtuellem Lagerfeuer, Maskenball und vielem mehr. Immerhin durften im Rahmen des Möglichen einige wenige Jugendliche an der Aussendungsfeier im Altenberger Dom teilnehmen. So bekamen unsere Messdiener Konstantin und Constanze die Möglichkeit, heute bei der Aussendungsmesse des Altenberger Lichts mit dabei sein. Im Anschluss brachten sie das Licht vom Altenberger Dom zu uns in den Seelsorgebereich. Es wartet in Sankt Katharina darauf, von Ihnen und Euch abgeholt zu werden. Einfach eine Lampe oder Kerze mitbringen und das Licht weiter verteilen...

 


Tobias Schwaderlapp, Diözesanjugendseelsorger und Rektor von Haus Altenberg, über das diesjährige Motto Unverhüllt:

Unverhüllt – „Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird.“ (Mt 10,26)

„Seht, der Mensch!“ (Joh 19,5). Eine berührende Szene aus der Leidensgeschichte Jesu, die uns jedes Jahr am Karfreitag begegnet: Pilatus lässt Jesus vorführen, entkleidet, unverhüllt, mit der Dornenkrone auf dem Kopf, frisch verprügelt. „Guckt ihn euch an, die Witzfigur. Seht, wie erbärmlich dieser Mensch ist…“

Hier wird die Enthüllung zur Erniedrigung. Das Schutzkleid der Menschenwürde ist Jesus genommen, geraubt worden.

Verhüllung hat etwas mit Würde zu tun und mit Selbstbestimmung. Ich kann selbst entscheiden, was ich von mir zeige. Ich habe eine Intimsphäre, die niemanden etwas angeht. Niemand hat ein Recht auf meine intimsten Gedanken. Mich unverhüllt zu zeigen, ist ein Moment von großem Vertrauen, damit auch von großer Verletzlichkeit, und deshalb ein ganz starkes Zeichen der Liebe und Freundschaft. Wenn es in Freiheit geschieht!

Verhüllung also als Schutz.

Es gibt aber auf jeden Fall auch eine Verhüllung, die stört, und sogar eine Verhüllung, die einfach unrecht ist. Die Verhüllung von Einkünften zum Beispiel, wenn damit Steuern umgangen werden. Oder wenn großes Unrecht einfach klammheimlich unter den Teppich gekehrt wird, nach dem Motto: „Aus den Augen, aus dem Sinn.“

Aber ganz praktisch und viel alltäglicher (und so kamen wir ursprünglich aufs Motto) sind eine störende Verhüllung natürlich auch die Masken, an die wir uns im vergangenen Jahr gewöhnen mussten. Wo immer wir uns von Mensch zu Mensch begegnen, haben wir mittlerweile eine Maske im Gesicht. Sie schützt uns und Andere natürlich und muss deshalb sein – aber sie verhindert eben auch, dass wir uns sehen.

Und das löst ja etwas in uns aus.

Wenn wir uns auf der Straße begegnen, in der Schule oder im Büro, dann begegnen wir uns maskiert, den Gesichtsausdruck der Anderen können wir nur erraten und unseren eigenen nicht richtig zeigen. Ich kann nicht mehr auf den ersten Blick sehen, ob jemand mir zugewandt ist, mit einem Lächeln begegnet, Bekannte erkenne ich oft gar nicht oder peinlich spät – und alles wird distanzierter, kälter, unpersönlicher. Und manchmal, wenn ich ganz ehrlich bin, greift ein bisschen Einsamkeit nach meinem Herzen, einfach weil mir so viele liebe und liebevolle Gesichter fehlen. Zum Glück haben wir zwar Videokonferenzen – aber so ganz ersetzen können sie eben doch nicht die vielen echten Begegnungen im Alltag.

Und so wächst die Sehnsucht nach dem Echten. Nach echter Mit-Menschlichkeit. Menschen unverhüllt zu sehen, von Menschen unverhüllt gesehen zu werden. Und dann unverhüllt gern gehabt zu werden und es zu merken. Wir brauchen einfach ein Gegenüber, das uns anschaut und Ja zu uns sagt, wie wir sind.

Weil wir Menschen sind – und Gottes „Ebenbilder“.

Wir ähneln ja einem Gott, der uns genau so gewollt und ausgedacht hat: mit der Fähigkeit zur Intimität, zur Selbstoffenbarung und zur Liebe. Mit dem Bedürfnis nach Intimität, Selbstoffenbarung und Liebe. Wo dieser Durst gestillt wird, da ereignet sich Frieden, da wird echter Friede spürbar. Wo ich merke, hier bin ich angenommen und bejaht, willkommen, so wie ich bin, hier kann ich mich sehen lassen, da wächst ein Raum des Friedens, der Stimmigkeit, der Ruhe, der Kraft und des Lichts. Wo ich nicht nur akzeptiert bin, weil ich irgendeine Rolle oder Aufgabe erfülle – sondern wo ich angenommen und geliebt werde, einfach nur, weil es mich gibt, da merke ich: hier bin ich gern, hier ist ein guter Ort.

Das Altenberger Licht 2021 soll für euch ein solcher Ort und ein solcher Moment sein, soll zumindest Hoffnung machen, dass es das alles gibt. Ein Moment des Lichtes und der Kraft, ein Moment des Friedens. Ein Moment der Liebe und unverhüllten Freundschaft mit Gott, aber auch ein Moment, der unser eigenes Herz für Andere öffnet. Ein Moment, an dem die unverhüllte Fackel der Freundschaft und des Friedens aufflammen und geteilt werden kann.

Wir haben sie, weiß Gott, nötig!