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"111 Jahre und immer noch nicht fertig" - Jugend Hennef Ost im Rosenmontagszug

Die Idee ist an einem Abend im Kinderferienlager der Pfarrgemeinde Liebfrauen in Österreich entstanden. Ich saß zusammen mit den Gruppen-leitern und unserem Busfahrer Frank Brenner zusammen und wir planten, was in der Zukunft so alles möglich ist. Irgendwann kamen wir auf das Thema Karneval zu sprechen und ich wies darauf hin, dass die Warther Liebfrauenkirche 2016 ihren 111. Geburtstag feiert und es schön wäre, dieses jecke Datum im Karneval gebührend zu feiern. Auf jeden Fall, so waren sich alle einig, wollen wir wieder beim Hennefer Rosenmontagszug mitgehen.
2016-02-08 Karneval 01
Datum:
8. Feb. 2016
Von:
cj

Frank Brenner fragte im Gespräch: “Habt ihr nen Wagen oder so was?” und wir erzählten, dass wir in den letzten Jahren schon mal als Fußgruppe unterwegs waren und unseren Kleinbus als Bagagewagen mitgeführt hätten. Als er dann fragte: “Wollt ihr ‘nen Bus von mir haben?”, konnte keiner glauben, dass das ein ernst gemeintes Angebot war.

Im Herbst schließlich wurde die Planung für Karneval bereits konkret. Frank Brenner rief uns an und sagte: “Ich hab ‘nen Bus für euch. Der hat Tüv und alles, aber den will ich ausmustern. Den könnt ihr haben. Macht damit, was ihr wollt. Ich fahr den auch beim Rosenmontagszug.” Das war ein Wort! Und immer öfter trafen sich im Busdepot der Firma Brenner, Jugendliche, um einen alten Schulbus zum Karnevalswagen umzubauen. Die meisten Sitzplätze wurden entfernt, ein Sprayer sowie ein Kunstkurs aus der Oberstufe des Hennefer Gymnasiums waren bereit, aus dem blau-weißen Schulbus ein fröhlich-buntes Karnevalsmobil zu machen.

Ein Motto war schnell gefunden. Einerseits ging es um eine Kirche, für die vor 111 Jahren ein Kirchturm geplant war, der niemals gebaut wurde, andererseits befindet sich die Kirche – nicht nur in der Warth, sondern überall - in ständiger Veränderung. “Ecclesia semper reformanda” hieß dann am Rosenmontag: “111 Jahre und immer noch nicht fertig”. Das Kostüm war dementsprechend einfach: Blaumann, Helm und Warnweste, das war markant und leicht zu beschaffen.

Am Rosenmontag war es endlich so weit. Etwa 60 “Bauarbeiter” trudelten bis 11 Uhr ein und bildeten eine beeindruckend große fröhliche Gruppe, und als die Musikanlage in den Bus eingebaut war, rollte das Gefährt unter lauter Partymusik zur Zugaufstellung. Und dann machten 60 Jugendliche rund um den schönsten Partybus der Welt eine große Féte von der Warth am Hennefer Rathaus vorbei bis nach Geistingen. Die Stimmung schlug über auf alle, die dazu gekommen waren, um den Rosenmontagszug anzusehen. Viele Menschen bewunderten das ungewöhnliche Fahrzeug. “So was haben wir ja noch nie gesehen”, “Wo habt ihr den tollen Bus her?” hörte man überall.

Unbeabsichtigt spektakulär wirkte auf viele auch die Schieflage des Fahrzeugs. Weil der Bus aufgrund seines Alters nicht genug Druck aufbauen konnte, fuhr er mit Schlagseite durch Hennef – vielleicht auch ganz nach dem Sinn des Papstes, dem eine verbeulte Kirche, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber ist als eine, "die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist”.

Nach dem Zug trafen sich die Teilnehmer noch zu einer fröhlichen “After-Zoch-Party” im Warther Pfarrheim, und der Schulbus, der zum Karnevalswagen mutiert war, stand vor der Tür. Alle waren sich einig, dass es eine großartige Aktion war, und schon gegen 22 Uhr war alles vorbei.