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Schmerzen Mariens

Auch wenn hier jeder etwas anderes behauptet: wärmer wird es tatsächlich! Wobei das den Timoresen noch nicht so auffällt. Wenn ich meine Schülerinnen frage, ob sie nicht auch schwitzen, werde ich eher ausgelacht.
Datum:
15. Sep. 2014
Von:
Maria Thissen

Vorletztes Wochenende haben wir es wirklich bis zum Strand geschafft. Auch wenn wir erst nachmittags gefahren sind, weil es dort nur wenig Schatten gibt und es sonst einfach zu heiß ist. Tita und Sven hatten sogar Plastikstühle dabei! Richtig ins Meer getraut haben wir uns dann aber doch nicht, weil man nicht 100%ig vor Krokodilen sicher ist und das Wasser sehr trüb war. Gegen Ende des Jahres soll es laut Sven aber klarer werden. Also haben wir uns an einer klaren Stelle ins warme Wasser gelegt und der Sonne beim Untergehen zugeschaut. Tita und Sven sind mit uns extra an einen weiter entfernten Strand gefahren, wo sonst keine Leute sind, weil es zum Laufen zu weit ist. Dementsprechend haben wir uns auch gefreut, dass wir einen Bikini anziehen können. Geht man nämlich hier ins Schwimmbad, muss man immer in kompletter Kleidung ins Wasser. Es fühlt sich dann an wie beim Rettungsschwimmen. An diesem Sonntag konnte man sogar vom Strand aus indonesische Inseln erkennen. Nachdem wir vom Strand wieder nach Hause kamen, hat es sich angefühlt, als würden wir wieder in eine andere Welt eintreten…

Am Freitag habe ich, nachdem ich ein ganz kleines bisschen offensichtlich am Klassenraum der Hospitility Class vorbeigegangen bin, einen Mexikanischen Kaffee (Kaffee und Tequila) angeboten bekommen. Als ich abends Betty in ihrem Büro abgeholt habe, habe ich mitbekommen, dass die Timoresinnen auch den Cocktail getrunken oder zumindest probiert haben und alle Bauch- und Kopfschmerzen hatten..!!

Am Samstag wurde mal wieder etwas Kirchliches gefeiert. Der Feiertag ist eigentlich am 15. September, aber da am 15.9. die Prüfungen im CTID starten, wurde die Feier auf den Samstag vorverlegt. Und wer weiß, um welchen Feiertag es sich hier handelt? - Ganz genau! Um die Schmerzen Mariens! Wir haben diesen Festtag mit einer etwas längeren Messe in der Kapelle vom Konvent gefeiert. Anschließend gab es auf der Veranda und im Versammlungsraum reichlich Essen. Dabei wurde ich mal wieder etwas belächelt, weil ich mir von allem nur ein bisschen genommen habe, bevor hinterher ein Berg Chili oder unreifer Papaya unbemerkt auf meinem Teller landet. Das meiste hat aber nicht schlecht geschmeckt und es gab zum Nachtisch (Nachtisch gibt es sonst nie!) sogar Obstsalat mit Bananen, Grapefruit und reifer Papaya. Auch Rotwein gab es, wobei die ganzen Mädels schon wieder nach einem halben Glas….. Jedenfalls sind auf einmal alle mit Kameras rumgesprungen und es wurden tausend Fotos gemacht. Als alle mit Essen fertig waren, wurden die Tische zur Seite geräumt, die Musik aufgedreht und getanzt und getanzt und getanzt. Die meiste Zeit timoresische Tänze, wobei die alle  nicht so schwierig sind, sodass ich sie nun kann. Meine Zumba-Tanzstunde musste dann sogar nach draußen auf den Schulhof verlegt werden, weil die tanzenden Besucher nach zwei Stunden immer noch nicht müde waren. Danach hat das Internet ausnahmsweise mal funktioniert und meine Schülerinnen waren ganz angetan davon, meine Familie beim Skypen zu sehen. Auf dem Rückweg habe ich ein Foto vom Markt gemacht, wo der H&M gerade seine Herbstkollektion gebracht bekommt. Direkt dahinter ist LIDL zu erkennen und auf der anderen Straßenseite ist der ALDI. Es ist Samstagnachmittag – normalerweise ist dort mehr los.

Nach dem Kleidungwaschen am Sonntag war die Aussicht, um der Langeweile entgegen zu wirken, auf einen Besuch im Schwimmbad (piscina) sehr gut. Der Eintritt kostet sagenhafte 50 Centavos und es ist wirklich eine gute Abkühlung. Wenn man Glück hat, kann man auch ein paar Bahnen schwimmen. Wenn man Pech hat, springen einem vom Beckenrand kleine Kinder jedes Mal direkt vor die Nase.

Letztes Wochenende und heute hatten wir kein fließendes Wasser mehr. Das ist schon sehr nervig, weil uns dann nur das Wasser aus den Regentonnen bleibt, was zwar auch vom Tanker gebracht wird, aber längst nicht so sauber bleibt, wie das im Wassertank. Außerdem musst du dann jedes Mal bevor du ins Badezimmer gehst, dir von draußen einen kleinen Kanister mitbringen. Und duschen kann man nicht und wirklich kochen will ich damit auch nicht. Und seit vorgestern ist unser Spüli leer. Aber anstatt neues zu kaufen, wird jetzt Waschmittel zum Spülen benutzt...

Zum Essen: gestern gab es Fisch! Am Anfang haben wir uns mal darin probiert, zwischendurch abgewunken, doch gestern hatte ich nichts Besseres zu tun, als vorm Mittagessen einen kleinen Fisch abzunagen. Und schlecht geschmeckt hat es wirklich nicht. Zumindest das, was ich nicht übriggelassen habe. Am besten isst man ihn mit den Fingern! Und macht sich auch nicht allzu viele Gedanken. Heute gab es ai-ata. Der Baum wurde mir schon ein paar Mal gezeigt und als wir die Frucht gesehen haben, dachten wir zuerst an Brotfrucht. Es schmeckt aber total süß – ein bisschen wie Shampoo. Wobei das ja Quatsch ist: wer züchtet eine Pflanze, die nach Shampoo schmeckt? Also muss es umgekehrt sein, dass  Shampoo wie „Zimtapfel“  riecht. Zuerst ein bisschen ungewohnt, aber dann wirklich sehr lecker – und eine Abwechslung zu Bananen. Ich freue mich schon sehr auf die erste Fruchtsaison im Dezember/Januar!