Zum Inhalt springen

Musik? Läuft.

Die Tage gehen so schnell vorüber und es passiert so viel, dass man es gar nicht in Worte fassen kann. Auch wenn die Arbeit jede Woche die gleiche ist, macht es immer noch Spaß, weil ich mich mehr und mehr auf Norwegisch verständigen kann und es auch immer wieder toll ist, die ganzen bekannten Gesichter zu sehen.
2012-10-02_Voluntariat Melina
Datum:
2. Okt. 2012
Von:
Melina Berka

Vom 21. bis 23.9. habe ich die Vera besucht. Wir haben viel gelacht und erzählt, sind spazieren gegangen, haben beim låvedans Volkstänze aus aller Welt, nur nicht aus Norwegen gelernt, und „I belong to you“ geschmettert.

Letzten Dienstag habe ich mich abends mit meiner Mentorin Clare getroffen. Sie spielt auch Blockflöte, also haben wir zusammen musiziert. Es war wunderbar und hat gut getan, mal wieder richtig Musik zu machen!

Freitag war ein sehr langer Tag gewesen, da wir bis 23 Uhr den Jugendclub hatten. Darauf folgte eine kurze Nacht und ein verschlafener Morgen. Beste Bedingungen für eine Tagestour nach Schweden! Da im Grunde alles in Norwegen so teuer ist, fahren die Norweger gerne ab und zu in ihr Nachbarland, um einzukaufen, zur sogenannten „harry-tur“. Porsgrunn liegt jetzt nicht gerade an der Landgrenze zu Schweden, aber von Sandefjord fährt eine Fähre nach Strömstad, die Überfahrt dauert nur zweieinhalb Stunden. Also haben wir am Samstag 16 Konfirmanden und etwa 10 Müllsäcke in drei Autos gepackt und sind losgefahren. Die E18 um Sandefjord wird im Moment ausgebaut, deshalb sind wir so 10 km zu weit gefahren, aber die Fähre haben wir trotzdem noch gekriegt. Und sie war richtig voll! Aber das Frühstücksbuffett war überragend und auch die Aussicht vom Sonnendeck ohne Sonne. Angekommen auf schwedischem Boden, ging es dann erst mal nicht ins Shoppingcenter. Stattdessen gab es eine Überraschung: Es ging zum Golfen! Gordon ist ein begnadeter Golfspieler und wollte den Nachwuchs gerne fördern. Einige von unserer Truppe waren sogar ziemlich gut, soweit ich das beurteilen kann. Leider konnten wir nicht diese coolen Autos ausprobieren. Mein persönliches Fazit: Ein Schachbrett kostet nicht so viel Geld wie eine Golfausrüstung.

Irgendwann am frühen Nachmittag erreichten wir dann das Nordby-Shoppingcenter. Ein Fleckchen Norwegen auf schwedischem Boden. Hier tummeln sich nämlich nur Norweger und man kann an der Kasse entscheiden, ob man mit schwedischen Kronen oder in NOK bezahlen möchte. Nachdem wir dann in dem riesigen Parkhaus die letzten drei Parkplätze ergattert hatten, hieß es für die Konfirmanden: Kauft um euer Leben! Gordon, Malin und ich hatten derweil eine andere Mission. Wie gesagt, neben den Konfirmanden, bzw. hinter ihnen, hatten wir in den Autos noch 10 große Müllsäcke. Hier in der Kirche werden zu den Angeboten Getränkedosen verkauft und die gibt es in Schweden für wenig Geld. Eigentlich eine ganz praktikable Angelegenheit, wäre da nicht das Dosenpfand. Auf jeder Dose ist eine Krone Pfand, je mehr Dosen, desto mehr Pfandgeld. Und hier werden tatsächlich Unmengen getrunken! Und diese Dosen müssen ja auch wieder entsorgt werden und zwar im Pfandautomaten in Nordby. Wir haben sage und schreibe über 1000 Kronen Pfandgeld zurückbekommen, für Schnellrechner: 1000 Kronen Pfandgeld entsprechen 1000 leeren Dosen. Ja, wir haben über 1000 leere, klebrige, stinkende Getränkedosen, brusbokser, einzeln in den Pfandautomat gesteckt! Und wir waren nicht die einzigen... Aber die Schweden sind darauf vorbereitet und haben direkt neben den Automaten ein Waschbecken installiert.

Nachdem wir das Geld dann ausgezahlt bekommen hatten, hieß die nächste Mission: Neue brusbokser müssen her! Also sind wir in einen Laden gegangen. Was ich dort gesehen habe, war unglaublich: Überall strahlende Kinder, bunte Tüten und Zuckergeruch. Ein Meer aus Süßkram! Massenweise Kaugummi, Schokolade, Gummibärchen und Getränkedosen. Das Süßigkeitensupermarktregal in 5facher Dimension, mindestens! In der Mitte des Verkaufsareals standen ca. 10 von diesen langen Haribo-Selbstbedienungsständen, die es auf Pützchens Markt gibt. Mit allen möglichen Sorten von Gummizeug, Marshmallow, Plastikbrauseraketen usw. Hier mal probieren und davon noch eins... Nachdem wir 40 Paletten à 24 Dosen Limo, Cola etc. in die Einkaufswagen gepackt hatten, haben wir und dann auch noch tütenweise an dem süßen Zeug bedient, für den Kiosk. Der ganze Kram wurde in die Autos verladen und dann hatten auch wir noch eine ganze halbe Stunde Zeit, das Nordby Shoppingcenter zu erkunden. Ich glaube, so viel Geld habe ich noch nie in 30 min. ausgegeben. Unter anderem konnte ich den importierten Nürnberger Würstchen nicht widerstehen. Gegen halb 12 sind wir dann zurück gewesen und haben die Dosen in der Küche gestapelt. Ich werde gleich mal runter gehen und ein Foto machen, sonst ist das echt unvorstellbar.

Sonntag hab ich dann einen Film geguckt und Wäsche gewaschen und mich auf die møte am Abend vorbereitet, die Vorstellung der Konfirmanden. Das war richtig schön, der Kindergospelchor hat gesungen und zum Schluss habe ich noch was geflötet. Da ich kein Orchester hatte, musste die Karaoke CD zum Einsatz kommen. Aber es war trotzdem sehr schön, die Menge hat gejubelt. Anschließend gab’s noch ein Kafe mit Würstchen und Waffeln und Kuchen. Und abends hatte ich dann einen Ohrwurm nach dem andren und habe eine Karaokesession in voller Lautstärke eingelegt, weil meine Mitbewohnerin ein paar Tage zu Hause bei ihren Eltern war.

Was war gestern? Ach ja, Norwegischkurs mit Inger und abends war ich zu bequem, um wandern zu gehen. Aaah. Da fällt mir ein, dass ich ja noch gar nicht von meiner sykkeltur nach Porsgrunn-City berichtet habe!

 

Letzte Woche Montag war ich nämlich auch nicht wandern, sondern habe mir Bodils Fahrrad ausgeliehen, um in die Stadt zu radeln. Ich wollte nämlich in einen bestimmten Laden. So. Zuhause hab ich mein 7-Gänge Hollandrad und fahre damit sehr gerne. Hier in Norwegen sind Hollandräder eher selten gesehen, stattdessen fahren hier alle Mountainbikes. Mit 21 Gängen und ohne Rücktrittbremse. Und damit kann ich einfach gar nichts anfangen! So, dann hab ich erst mal den Sattel ganz runter gestellt und tief durchgeatmet. 3 Gänge links, 7 rechts. Außerdem zwei Handbremsen. HILFE!!! Auf diesen Rädern hängt man auch immer so unbequem drauf, aber ich wollte nicht das Auto nehmen. Die ersten paar Meter habe ich dann auch bewältigt gekriegt, irgendwann wollte ich dann aber mal schalten. Das System habe ich auch in der Theorie kapiert, aber an der Praxis hat es dann doch noch gehapert. Ich bin im 7. Gang gelandet und wollte dann quasi in den achten. Aber das hat nicht funktioniert. Die Kette hat komische Geräusche gemacht, sodass ich mir gesagt habe: Okay, bevor du jetzt was kaputt machst, radelst du halt einfach drauf los, sind ja nur 3,5 km. Aber 3,5 km können ganz schön lang sein, wenn man gefühlte tausend Mal pro Minute in die Pedale treten muss. Gott sei Dank musste ich mir nicht selbst beim Fahrradfahren zugucken! Um fünf Uhr war ich dann angekommen. Leider eine Stunde zu spät. Die Norweger machen schon um vier Uhr die Läden dicht. Naja, dann bin ich auf die andere Seite des Porsgrunnelva und habe das alte Einkaufszentrum besichtigt. Leere Ladenlokale reihen sich aneinander. Und dann bin ich wieder über die Brücke ins neue Einkaufszentrum „downtown“ und habe dort ein bisschen Geld ausgegeben. Auf dem Rückweg habe ich dann noch mal an der Gangschaltung rumgefrickelt, aber es tat sich einfach nichts. Trotzdem bin ich heile wiedergekommen.

Nach dem kleinen Abstecher mit dem Fahrrad, komme ich jetzt zu dem Titel dieses Eintrages, denn: Gordon hat ein neues Radio für den Toyotavan gekauft, jetzt kann ich CDs hören. Musik? Läuft. Es ist einfach viel schöner durch Norwegen zu düsen, wenn neben dem offenen Fenster auch noch Musik im Auto läuft.

Und außerdem treffe ich mich am Donnerstag wieder mit Clare, um unser Repertoire für die Gottesdienste zu erweitern. Und vielleicht machen wir ein kleines Konzert in der Weihnachtszeit. Aber am Samstag kriege ich erst mal eine große Lieferung aus Deutschland: Meine Eltern kommen mit meinem Cello und den Winterklamotten und wir machen eine Woche Urlaub im schönen Setesdal.

Hjertelig hilsen fra Melina