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Hva skjer?

„Hva skjer?“ bedeutet auf Deutsch so viel wie „Was geht?“ Und in der letzten Zeit, also seit meinem letzten richtigen Bericht am 02.10., ist ziemlich viel „gegangen“.
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Datum:
7. Nov. 2012
Von:
Melina Berka

Woche 41: høstferie i Norge, und zwar richtig gute Herbstferien! Meine Eltern kamen zu Besuch und wir haben eine sehr gemütliche Woche in einer schönen Hütte in Norwegens Natur verbracht. Das Sofa war der Ort, an, oder besser auf dem wir die meiste Zeit verbracht haben. Dank mobilem Hotspot konnten wir auch deutsches Fernsehen gucken und Radio hören und außerdem habe ich häkeln gelernt. Aber wir haben auch ein wenig die Gegend erkundet. Das Südkapp haben wir besucht und auch Undeland und Christophs Hütte haben wir aufgesucht. Und unser ganzes Auto war voll mit deutschem Essen. Und da wir in der Woche nicht alles aufgegessen hatten, war ich die nächsten Wochen erstmal versorgt. Der Abschied fiel dann natürlich nicht ganz so leicht, aber die Würstchen im Kühlschrank und mein neues Hobby, sowie die schönen Erinnerungen und die Vorfreude auf Weihnachten, haben mich dann doch vertröstet.

Die Woche drauf war ich dann alleine, weil Elin für 2 Wochen in Israel war. Erst ist es immer ein bisschen einsam, aber sobald das Radio auf voller Lautstärke läuft und ich zur Abwechslung alles überall liegen lassen kann, ist das voll okay.

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Ich weiß nicht mehr genau, ob irgendwas Spezielles in den letzten Oktoberwochen passiert ist, aber mittlerweile kenne ich mich hier in der Umgebung recht gut aus. Mehr oder weniger regelmäßig treffe ich Clare, meine Mentorin und wir machen was zusammen, sei es musizieren, spazieren gehen oder durch die Gegend fahren. Clare war nämlich vor ein paar Jahren noch Reiseleiterin für Klassenfahrten nach Berlin und Polen und hat deshalb die positive Eigenschaft, jedem alles zu zeigen. Letztens regnete es und wir sind nach Skien zu dem Bauernhof (ein ganz ganz toller Ort!) und dem Haus in der Stadt gefahren, in denen Henrik Ibsen gelebt hat. Und einige Rundfahrten durch Porsgrunn habe ich auch schon hinter mir.

Vor einer Woche etwa haben Tamar, Hermes, Elin und ich einen Ausflug gemacht. Wir hatten alle vier das ganze Wochenende frei und sind mit dem Auto nach Tønsberg und Verdens Ende gefahren. Vermutlich wird es der erste und letzte Autotrip gewesen sein. Gott sei Dank hat es uns heil wieder nach Hause gebracht, aber Gordon war durchaus etwas zögerlich, uns das antike Vehikel zu überlassen. Auf jeden Fall war es gut, mal raus zu kommen und mit Freunden was zu unternehmen. Tønsberg ist Norwegens älteste Stadt und etwa eineinhalb Stunden von Porsgrunn entfernt. Da wir an einem Sonntag dort waren, war die Stadt wie ausgestorben. Mitten in der Stadt ist der slottsfjell, ein Berg, auf dem früher ein Schloss stand. Heute sind dort nur noch Ruinen, sowie ein einsamer Turm. Bei gutem Wetter hat man einen tollen Ausblick, als wir dort waren war es leider etwas bedeckt. Beim Rundgang durch das Zentrum haben wir auch die ersten norwegischen Tauben gesehen. Hermes meinte, dass in Spanien mehr Tauben als Menschen gibt und er so verwundert war, hier in Norwegen noch keine einzige gesehen zu haben. Aber: In Tønsberg wohnen tatsächlich zwei!

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Und noch was zum Thema Tauben: Deutsch und Norwegisch ist ab und zu sowas von nicht unterschiedlich. Neueste Entdeckung. Due – Taube, drue – Traube, entdeckt ihr die Gemeinsamkeiten?

Aber zurück zu unserer Sonntagstour… Der zweite Teil führte uns nach Verdens Ende, ja, der Ort heißt tatsächlich so! Und er liegt auch am Ende der Welt, genauer gesagt am südlichsten Punkt der Insel Tjøme. Dort findet man eine Felslandschaft, ähnlich wie am Kap Lindesnes, und ein Leuchtfeuer. Aber kein gewöhnliches! Es ist ein Haus aus Steinen, es sieht aus, als ob die Steine zusammen geklebt wären, und auf der Spitze hängt eine Laterne, so eine St. Martins-Laterne. Ein grandioses Foto-Motiv! Das Wetter am Ende der Welt kann natürlich wechselhaft sein. Wir hatten wir Sonnenschein, als wir ankamen. Ein ganz eigenartiges Licht, dass durch die Wolken schien. Und plötzlich fing es an zu regnen. Und Sonnenschein und Regen produzierten einen schönen Regenbogen, nur für uns und einen Angler. Das war ein wunderbares Erlebnis! Und das ist mein ganz persönliches Norwegen. Wunderschöne Natur, jeder Ort hat seine eigene Atmosphäre und man wird immer wieder überrascht. Selbst hier in Herøya, laut einem Reiseführer „der unansehnlichste Ort Norwegens“, hatten wir in den letzten Tagen atemberaubende Winteranfangssonnenuntergänge. Der Himmel brannte! Durch die Zeitumstellung liegen die aber leider immer in meiner Arbeitszeit, sodass ich sie nicht voll und ganz genießen kann.

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Was war noch? Letztes Wochenende war die Vera zu Besuch, das war so unglaublich schön! Wir haben viel geredet und ich habe ihr die Gegend gezeigt. Außerdem haben Clare und ich am Sonntag noch spontan in der Kirche geflötet, in der John, ihr Ehemann, Organist ist. Das ist eine lutheranische Gemeinde, schon eher an den katholischen Gebräuchen dran, als die Misjonskirke. Am Sonntagabend mussten wir uns dann leider schon wieder schweren Herzens voneinander verabschieden. Und jetzt ist schon wieder Mittwochabend und ich freue mich tierisch auf morgen, denn 1. treffe ich morgen Hermes und Tamar bei der etter skoletid in Moflata und 2. habe ich morgen Abend das erste Mal Orchesterprobe! Jaaaaa, ich habe ein Orchester in Porsgrunn gefunden, dass Verstärkung braucht. Und außerdem freue ich mich, dass ich mich aufgerafft habe, einen Bericht zu schreiben und jetzt glaube ich fertig bin, denn dann kann ich gleich weiter häkeln. Im Moment mache ich Socken für Tamar. Sie ist die Kältenicht gewohnt und hat dauernd kalte Füße. Apropos: Es hat schon zwei Mal ein bisschen geschneit, aber länger als eine Stunde ist der Schnee auch nicht liegen geblieben. Ach ja, doch noch was vergessen: Ich habe jetzt 10 Fische zum Überwintern hier. Eigentlich ganz nett, ich habe schon mehrmals mit der Schüssel Cornflakes zum Frühstück vor dem Aquarium gesessen und sie beobachtet.