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Argentina es un país único

Da ich nächste Woche und die Osterfeiertage nutzen möchte, um den Süden Argentiniens kennen zu lernen, veröffentliche ich jetzt schon einen kleineren – nicht so ernst gemeinten – Artikel für April.
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Datum:
12. Apr. 2019
Von:
Benedikt Groß

Ich möchte mit kleinen Beispielen einige kulturelle und generelle Unterschiede zu meinem Alltag in Deutschland ansprechen, die mir in meinen bisherigen 8 Monaten aufgefallen sind. Die Sätze sind ein wenig salopp formuliert und darum bitte ich, diese auf keinen Fall als Tatsachen zu lesen. Viele dieser Sätze basieren auf Erfahrungen, die ich in meinem Umfeld in Córdoba gemacht habe. Sie sollen die Argentinier und ihr Land allerdings nicht verallgemeinern. Argentinien ist ein gigantisches und vielfältiges Land mit herzlichen Menschen. Trotzdem muss ich beim Lesen der Punkte immer wieder schmunzeln, da ich diese Erfahrungen tatsächlich häufig mache.

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1. Egal ob Mann oder Frau, bekannt oder unbekannt, alle werden mit einem Kuss auf die rechte Wange begrüßt und verabschiedet. Mittlerweile haben wir freiwillige uns schon so daran gewöhnt, dass wir uns auch gegenseitig so begrüßen. Das wird in Deutschland das ein oder andere Mal mit Sicherheit zu lustigen Situationen führen.

2. An der Bushaltestelle muss der Arm rausgehalten werden, damit der Bus anhält und Argentinier stehen an Haltestellen oft sehr geordnet in einer Reihe. Es wird auch sehr viel Wert darauf gelegt, dass man älteren und schwächeren Personen immer einen Platz anbietet.


3. Oft wird die Hupe anstatt der Bremse beim Überqueren von Straßenkreuzungen benutzt. Es gilt zwar rechts vor links. Manchmal glaube ich aber, dass das schnellere und stärkere Fahrzeug Vorfahrt hat.


4. Bei Bus- und Autofahrten sieht man sehr häufig, wie die Insassen das Kreuzzeichen machen. Ich dachte zuerst es sei wie eine Art Glücksbringer beim schnellen Überqueren der Straßen. Jedoch wurde mir erklärt, dass man das Zeichen beim Vorbeifahren an kirchlichen Zeichen und Gebäuden, z.B. Jungfrauenstatuen, Kirchen, Kreuzen etc. macht.


5. Pro Person wird beim Asado (Grillen) mit einem halben Kilo Fleisch geplant, wirkliche Beilagen wie Salat, Kartoffeln oder ähnliches gibt es kaum. Oft wird einfach die ganze Rippe einer Kuh auf den langen Kohlegrill gelegt. Asado wird auch überall gemacht, man braucht nur ein Gitter, auf das das Fleisch gelegt wird. Als Unterlage würde der Steinboden auf der Straße vollkommen ausreichen.

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6. Zum Frühstücken gibt es trockene Kräcker und Tee oder einen Mate Cocido. (Ich bin nun recht verwöhnt, meine Gastoma überrascht mich oft mit einem Fruchtsmoothie am Morgen).

7. Vor 22 Uhr wird nicht zu Abend gegessen. In meiner vorherigen Familie haben wir manchmal erst zwischen 12-halb 2 zu Abend gegessen, das war tatsächlich sehr anstrengend.

8. Vor 2 Uhr nachts geht man nicht feiern. Einmal sind wir mit Argentiniern feiern gegangen und erst um halb 4 Uhr zum Club gegangen, wenn in Deutschland normalerweise das Feiern zeitlich schon sein Ende nimmt.

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9. Um Punkt 5 Uhr geht die Musik in Clubs einfach aus.

10. Der Müll wird auf die Straße geworfen oder in Metallkörbe reingelegt, damit die Straßenhunde diesen nicht fressen können.

11. Straßenhunde können sehr lieb und beschützend sein und dich begleiten oder dir ganz schön Angst einjagen und aggressiv hinter dir herlaufen. Gerade wenn ein Hund dich anbellt, sind ganz schnell vier, fünf weitere da.

12. Es passiert nichts, wenn man mit mehr Leuten als für ein Auto zugelassen an der Polizei vorbeifährt. Mein bisheriger „Rekord“ war mit 6 Leuten in einem 2-Sitzer Auto.   

13. Der TÜV wird definitiv überbewertet. Vielen Autos fehlen offensichtliche Teile. Das Auto von meinem Arbeitskollegen startet man zum Beispiel, indem man die Kabel aneinander drückt, bis diese Funken schlagen. Und ich dachte immer, das geht in Filmen.                                                                    

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14. Argentinier haben fast immer Thermokannen und Mate dabei.

 


15. Toilettenpapier wird in Mülleimer und nicht in Toiletten geworfen.

 


16. In Großstädte gibt es fast ausschließlich Einbahnstraßen.

 

17. Um Zeit zu sparen, öffnen die Busfahrer die Türen bereits während der Fahrt und man sollte sich beim Ein- und Aussteigen beeilen!

18. Saft bedeutet, Pulver in Wasser auflösen.

19. Müll wird in nur sehr wenigen Barrios getrennt. Der Müll stapelt sich außerhalb der Städte in riesigen Türmen auf Müllhalden.

20. Im Haus läuft man mit Straßenschuhen rum. Lediglich einmal habe ich es anders erlebt.

21. Zu spät kommen, ist bei vielen Dingen gang und gäbe und wird deshalb auch nicht negativ aufgenommen. Zeitliche Angaben sind hier definitiv ein wenig freier.

22. Spontanität gehört zum Alltag dazu. Nicht alles wird von vorne herein durchgeplant, sondern man lässt den Tag und alle Überraschungen auf sich zu kommen.

23. Gerade In Córdoba sind Beleidigungen im Sprachgebrauch absolut normal und in bekannten Umfeldern nicht abwertend gemeint, sondern eher ein freundschaftliches Zeichen. Wenn man ernst beleidigt wird, merkt man das auch. Die bekannteste Beleidigung in Córdoba ist „culiaaado“. Die Übersetzung spar ich mir lieber mal.

24. In vielen Familien wartet man mit dem Essen nicht aufeinander. Wenn man fertig ist, reicht ein „Provecho“ aus, um sich vom Tisch zu entfernen. (In meiner jetzigen trifft dieser Punkt nicht zu. Wir warten gegenseitig aufeinander und bleiben auch danach noch am Tisch, um ein wenig zu plaudern)

25. Bier wird in 1 Liter Glasflaschen verkauft.         

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26. Wenn man mit Freunden etwas trinken geht, wird aus demselben Glas oder derselben Flasche getrunken und diese im Kreis rundgegeben.

27. Klotüren kann man selten abschließen

28. Die Inflation ist stark, sodass sich täglich Preise der Lebensmittel ändern können. Wir sind angekommen mit 1 Euro zu 30 Pesos, aktuell liegt 1 Euro bei fast 50 Pesos.

29. Es wird sehr viel Wert auf die Familie gelegt.

30. Und noch mehr auf Fußball Am besten wird alles miteinander verbunden: Ein Familien-Asado am Sonntag mit vielen Fußballspielen und Diskussionsbedarf.