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Wie blind sind wir eigentlich? (Vierter Fastensonntag 2020)

Datum:
22. März 2020
Von:
Christoph Jansen

Liebe Christen,

Jesus heilt einen Blinden. Wie blind sind wir eigentlich? Kennen Sie das? Sie machen eine Wanderung, aber irgendwann kommt ihnen in den Sinn, dass Sie den ganzen Weg ja auch noch wieder zurückmüssen. Aber der Weg ist schön und angenehm, er ist neu, sie sind ihn noch nie gegangen, und dann gehen Sie weiter. Noch eben um die nächste Kurve gucken, eben schauen, wie es weitergeht.

Das würde ich auch gern. Wie geht es denn weiter mit uns? Kann am 20. April die Schule wieder losgehen? Wann können wir es wagen, uns wieder zu umarmen – ohne Angst, uns anzustecken? Wie viele Menschen werden noch krank, wie viele werden nicht überleben? Die besten Freunde, die weit weg wohnen – wann kann ich sie wieder besuchen? Wann dürfen die Großeltern endlich wieder ihre Enkelkinder in den Arm nehmen? Keiner weiß das. Wir sind blind, sehen nicht, was morgen ist.

Die letzte Woche war ein Tasten, ein Raten und Ahnen. Oft habe ich danebengelegen. Wie geht es weiter? Was kommt nach der nächsten Kurve des Weges?

Herr, ich will wieder sehen können! Sehen, was morgen ist. Sehen, was richtig ist in dieser Zeit. Sehen, was wirklich zählt. Vielleicht will uns diese Zeit sagen: Ihr seht zwar, aber in die verkehrte Richtung. Was wirklich wichtig ist, findet ihr da nicht.

Vielleicht spielt unsere Welt in dieser Zeit so verrückt, damit wir anders sehen, damit wir uns verändern. Der Blindgeborene jedenfalls verändert sich. Er kommt zum Glauben, sieht das Wesentliche. Anders als die Pharisäer.

Versuchen wir einmal, mit anderen Augen zu sehen. Nicht mit den Augen des mehr oder weniger organisierten Menschen, dessen Pläne gerade über den Haufen geworfen werden. Auch nicht mit den Augen des Krisenmanagers, der gerade tausend Dinge erledigen muss, damit das Drama, das wir erleben, nicht zur ganz großen Katastrophe wird.

Versuchen wir einfach einmal, mit den Augen Jesu zu sehen. Jesus liebt uns. Er verändert uns. Er führt alles zum Guten. Und er bleibt bei uns, begleitet uns. Auch, wenn wir nicht wissen, was uns hinter der nächsten Kurve unseres Weges erwartet.

Amen.