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Vorsichtig aus der Katastrophe ins Leben zurück (Donnerstag der 3. Osterwoche 2020)

2020-04-30_Corona-Predigt
Datum:
30. Apr. 2020
Von:
Christoph Jansen

Liebe Freunde,

nachdem ich zahlreiche Interviews gegeben und als priesterliches Model mit Zollstock posiert habe, nachdem ich lange überlegt, telefoniert und mich habe beraten lassen, nachdem ich unser Lockerungskonzept für die kommenden Wochen den Entscheidungsträgern unserer Gemeinden erklärt und dann zustimmungsfähig überarbeitet habe, nachdem ich zahllose Hinweise und Vorschriften durchgearbeitet habe und eben noch mit der Stadt Hennef besprochen habe, was wir vorhaben, damit wir unaufgeregt und mit so wenig Risiken wie möglich gemeinsam den Weg in die Normalität gehen können, komme ich jetzt endlich dazu, mir über Wesentliches Gedanken zu machen und diesen Impuls zu schreiben.

Ich musste an einen wunderschönen und passenden Text aus dem alten Testament denken, den man im Buch Hosea finden kann:

Kommt, wir kehren zum Herrn zurück.

Denn er hat Wunden gerissen, er wird auch heilen,

er hat verwundet, er wird auch verbinden.

Nach zwei Tagen gibt er uns das Leben zurück,

am dritten Tag richtet er uns wieder auf

und wir leben vor seinem Angesicht. ...

Er kommt so sicher wie das Morgenrot,

er kommt zu uns wie der Regen,

wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt.

Endlich ist der Frühjahrsregen gekommen. Ist euch eigentlich aufgefallen, dass es seit Beginn der einschneidenden Maßnahmen gegen die Pandemie, seit dem Ende der öffentlichen Gottesdienste und Veranstaltungen, nicht mehr geregnet hat?

Jetzt kommt so vieles an einem Tag. Der lang ersehnte Regen, deutlich sinkende Zahlen von Infizierten mit dem Coronavirus, der Beschluss, bald die Schulen und Spielplätze wieder zu öffnen, all das gibt uns Hoffnung, dass es langsam wieder aufwärts geht mit allem, dass der Weg tatsächlich vorsichtig aus der Katastrophe ins Leben zurück führt.

Vor über 2700 Jahren beschreibt der Prophet Hosea auch eine Katastrophe. Er deutet diese - anders als wir heute - als ein Drama, das Gott seinem Volk angetan hat. Das Gottesbild dieser Zeit ist sperrig und heute schwer nachvollziehbar, und doch beschreibt der Prophet seinen Gott als einen liebenden Gott, der alles gut macht, was sein Volk so sehr verletzt hat.

Aus dem verletzenden, Wunden reißenden wilden Gott wird ein Kümmerer, einer, der es gut meint, der heilt und Wunden verbindet. Vielleicht ist das ein Trost für alle, die jene allzu oft gestellte Theodizeefrage stellen, also jene Frage, warum Gott das Unglück zulässt, wenn er doch ein guter, liebender Gott ist. Hosea sagt sinngemäß: Was auch passiert ist, jetzt wird es anders. Das Schicksal der Welt wendet sich zum Guten. Der Herr gibt uns das Leben, richtet uns auf und kommt zu uns, um bei uns zu bleiben.

Später wurde das Prophetenwort Hoseas als Vorhersage des Todes und der Auferstehung Jesu gedeutet, des Heilands, der viele Menschen und schließlich die ganze Welt heilt. Er ist der, der kommt wie der Frühjahrsregen. Lange mussten wir auf diesen Regen warten, lange auf gute Nachrichten. Aber so sicher, wie morgens die Sonne aufgeht, kommt Heilung, Leben, Freude und Segen zurück. Heute ist ein guter Tag.

Das sagt euer

Christoph Jansen.