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Streamen oder nicht (mehr) streamen- das ist hier die Frage

Als der erste Lockdown beschlossen wurde, befanden wir uns mitten in der Fastenzeit.
Streaming_Scenenbild
Datum:
23. Jan. 2022
Von:
hh

Von heute auf morgen wurde schlichtweg ALLES abgesagt: keine Gruppentreffen mehr, keine Gottesdienste… obwohl es doch gerade in den Zeiten einer existenziellen Bedrohung, wie sie die Corona Pandemie ja darstellt, die vordringliche Aufgabe der Kirche gewesen wäre, die Menschen aufzubauen und ihnen Zuversicht zu geben - die heilige Messe ist da sicher als Kraft- und Hoffnungsspender an erster Stelle zu nennen.

Da wir das Glück haben, einen Fachmann für Luftbildaufnahmen und Videos in unserer Gemeinde wohnen zu haben, bot er seine Hilfe an, einen Gottesdienst in der Fastenzeit zu streamen. Ja, aller Anfang ist schwer: die Bilder wackelten schon mal, auch fiel zwischendurch der Ton aus - aber wir waren miteinander verbunden: die Feiernden hinter dem Altar und die Gemeinde vor den Empfangsgeräten. Ich muss gestehen, dass mir angesichts des tiefen Gefühls der Zusammengehörigkeit die Tränen kamen. Vielleicht ist das die Grunderfahrung von Kirche: eine tiefe emotionale Verbundenheit durch den gemeinsamen Glauben.

Mit der Zeit weitete sich der „Kundenkreis“ dieser Stream-Gottesdienste aus: weit versprengte Gemeindeangehörige in Neuseeland oder USA konnten an den Gottesdiensten „Ihrer“ Pfarrgemeinde teilnehmen. Wobei die Betonung auf „ihrer“ liegt- sicher ist ein Fernsehgottesdienst aus einer Kathedrale mit musikalisch ambitionierter Untermalung ein highlight- aber er geht nicht so tief ins Bewusstsein, ins Herz, wie der Gottesdienst aus der Heimatgemeinde. Es konnte sogar eine Harfenistin geworben werden, die nach dem Gottesdienst ein Konzert gab, für das online zur Spende aufgerufen wurde. (Sie gibt am 13.03. um 15:00 Uhr ein Konzert in Liebfrauen/Warth.) Nebenbei erfuhren viele von den Openair-Messen: wo finden denn diese Messen statt, die ein völlig schmerzloser Pastor bei Wind und Wetter draußen feiert? Viele Christen wurden durch den Stream für eine „analoge“ Teilnahme geworben. Letztlich stellen die Stream-Gottesdienste eine Form von missionarischer Pastoral dar.

Und heute? Wir haben uns mit der Pandemie arrangiert - Gottesdienste finden wieder überall statt unter Einhaltung der 3/2G Regeln. Also braucht man den Stream nicht mehr? Angesichts der angespannten Finanzlage der Pfarrei ein begründeter Einwand der „Finanzverwaltung“- aber was gewinnen wir für unsere Kirche(n) nicht alles mit dem Stream: eine relativ unbekannte Kirchengemeinde wird bekannt über ihre geographischen Grenzen hinaus und zieht Christen an, Menschen können von Zuhause aus am Gottesdienst teilnehmen - auch zeitversetzt - wenn sie durch Krankheit oder anderes an der Teilnahme vor Ort behindert sind und nicht zuletzt die Idee, auch die Menschen draußen aktiv an der Messgestaltung teilnehmen zu lassen… Wir gewinnen mehr als wir investieren! Ich bitte Sie deshalb an dieser Stelle, wieder „offensiv“ für den Stream zu spenden- um Spiritualität und Hoffnung für ALLE zu ermöglichen!