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Sommerliche Weihnachtsgrüße aus Neuseeland

Seit über vier Monaten bin ich jetzt in Neuseeland und so langsam geht es auf die Weihnachtszeit zu. Mit dem kleinen Unterschied jedoch, dass es hier wärmer wird und der Frühling bald dem Sommer weicht, während bei Ihnen/Euch vielleicht bald schon der erste Schnee fällt.
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Datum:
5. Dez. 2018
Von:
Yolanda Bördgen

Da wir jetzt in einem Sommerquartal sind bietet unsere Schule, wie schon erwähnt auch andere Sportarten an. Das absolute Top-Angebot ist definitiv die Surfgruppe. Zwei Mal die Woche fahre ich mit Zac, dem Surflehrer und einer Gruppe Mädchen zu dem ca. eine Stunde entfernten Stand. Bei Castlepoint rennen dann alle in die Wellen und spielen mit den Surfboards. Ich muss die Schülerinnen beaufsichtigen, darf aber auch mit ins Wasser. Das ist wirklich lustig, auch wenn ich noch nicht so wirklich auf dem Board stehen kann.

Zusätzlich laufen aber auch andere wirklich tolle Angebote von Boxfitness über Reiten bis hin zu Outdoor-Education. Dort lernen die Mädchen viele Hilfreiche Tricks und Verhaltensregeln um im „Bush“, also der neuseeländischen Natur unterwegs zu sein und gehen auf Wanderungen, etc…

In der Schule hat sich mein Alltag kaum verändert. Da alle „Seniors“, also die Oberstufe keine Schule mehr hat, sondern bis zu ihrem Examen selbständig lernen soll ist es vergleichsweise ruhig geworden. Verabschiedet wurden die Schülerinnen mit dem sogenannten „High Tea“. Unsere Dining Hall wurde mit weißen Tischdecken und Blumen geschmückt und alle LehrerInnen und Schülerinnen haben sich zu einem gemeinsamen Mittagessen versammelt. Ein sehr ehrenwerter Abschied für die Seniors.

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Ein weiteres Event von unserer Schule in den letzten Wochen war das Turnier im Dressurreiten. Die Schülerinnen treten alle mit ihren eigenen Pferden, (welche sie während der Woche in den Stall in der Schule unterbringen können) gegen andere Schülerinnen, von der ganzen Insel an. Die anderen Schulen sind vormittags mit Pferdeanhängern und „rausgeputzen“ Schülerinnen zum Dressurreiten vorbeigekommen. Ich konnte mir das vorher wirklich schlecht vorstellen, aber es läuft einfach wie ein großes Schulturnier ab. Ich war persönlich nicht so sehr von dem Event betroffen, da ich auch normal nicht mit den Pferden arbeite. Aber Fiona, meine Mitbewohnerin war drei Tage komplett eingespannt, und ihr Arbeitseinsatz ging von Pferdchen frisieren bis zu Schülerinnen an die Koppel bringen oder Dressuruniformen putzen. Aber am Ende des Turniers lässt sich sagen, dass (soweit ich das beurteilen kann und mitbekommen habe) es eigentlich alles recht gut gelaufen ist und sich der Aufwand gelohnt hat. Ich bin nur zwischendrin mit den kleineren Schülerinnen mal zu den Showgrounds gelaufen um zuzuschauen. Auf jeden Fall eine ganz neue Erfahrung im Kontext Schule.

Vor ein paar Wochen hatte ich an einem Samstagabend ein Konzert mit dem Wairarapa Orchester, welches wirklich toll war. Wir haben in unterschiedlichen Besetzungen gespielt, so ging es von unserer Concertband mit beispielsweise Sway oder New Frontier, einem typisch amerikanischen Stück bis hin zu einem Orchester mit Streichern und einem professionellen Pianisten, mit dem wir Beethovens Konzert Nr. 3 für Pianoforte gespielt haben. Das war wirklich beeindruckend. Normalerweise bezahle ich um solch ein Konzert zu besuchen und diesmal saß ich mit auf der Bühne und musste versuchen vor Staunen nicht meinen Einsatz zu verpassen. Also wirklich eine sehr schöne und spannende Erfahrung. Zudem haben wir mit einer Deutschen, welche vor 25 Jahren nach Neuseeland gezogen ist gesprochen und sind natürlich auf das Thema Brot gekommen… und sie war so süß und hat uns Laugenbrötchen gebacken, welche überraschend ähnlich wie die Laugenbrötchen aus Deutschland geschmeckt haben. Das war wirklich sehr lecker und ein kleines bisschen Heimat. :D

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Etwas merkwürdig ist für mich jedoch die Weihnachtsstimmung, die jeden außer mich zu ergreifen scheint. Das ist ein ziemlich komisches Gefühl für mich, denn überall trillert jemand einen Weihnachtssong vor sich hin und die Weihnachtsdeko wird langsam ausgepackt während es sonniger und wärmer wird. Die Idee von Weihnachten am Strand im Sommer ohne meiner Familie ist zwar befremdlich, aber wahrscheinlich so weit entfernt von meiner normalen Erfahrung, dass es schon wieder ok ist. Am Wochenende hatten wir Christmasdinner, die ganze Schule hat gemeinsam gegessen und danach anschließend noch eine Art Gottesdienst zusammen gehabt. Dort haben wir auch mit dem Schulchor die Weihnachtslieder gesungen und es war ein nettes miteinander. …eine Schülerin und ich haben sogar am Wochenende noch Weihnachtsplätzchen gebacken, welche wir nun in der Sonne auf der Terrasse genießen können, falls es nicht regnet.

Das Wetter ist richtig faszinierend. In einem Moment scheint hier die Sonne und es wirkt wie Sommer, dann haben wir unglaublichen Regen, sodass man meint die Welt würde gleich untergehen, bevor es dann so doll stürmt, dass ich den Luftzug im Zimmer spüren kann und man laut reden muss, um sich im Wohnzimmer zu verstehen. Auch wenn wir das Haus an den Tagen nur schwer verlassen können ist es wunderschön, wenn die Sonne durch den Regen hindurchkommt und ein großer Regenbogen sich über den Horizon spannt. So unberechenbar das Wetter auch grade ist, ich mag es überraschend gerne.

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Zudem fangen die Sommerferien jetzt bald an und dann habe ich etwas mehr als einen Monat Zeit um die Südinsel (bei hoffentlich stabilerem Wetter) zu erkunden. In meinen letzten zwei Wochen Ferien bin ich mit einer anderen Freiwilligen über die Nordinsel gereist und wir haben so nette Leute getroffen und die wunderbare Landschaft bestaunt.

Das war wirklich mehr als beeindruckend. Wir haben zwei Mehrtageswanderungen gemacht und dadurch die Region im Mt. Taranaki National Park und im Tongariro National Park erkundet. Sehr faszinierend ist es beispielsweise, dass man an einem Tag durch so viele verschiedene Landschaftstypen laufen kann. Morgens sind wir im neuseeländischen „Bush“ gestartet, dann haben wir einen Vulkanpass und Schneefelder passiert, haben anschließend eine Steinwüste durchlaufen und unsere letztes Stück hat uns durch den Jungle geführt. Und man kann auch an einem Tag aus den Bergen an den Strand fahren und einen Zwischenstopp in einer „Stadt“ machen. Also die Natur ist hier wirklich wunderschön und der Sternenhimmel ist einfach nur fantastisch. Deswegen hoffe ich, dass meine Sommerferien genau so spannend und aufregend werden. :D

Somit wünsche ich Ihnen/Euch allen besinnliche Festtage, mit gemütlichen Abenden und einen schönen Advent. Sommerliche Weihnachtsgrüße!

Yolanda