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Krippen haben uns viel zu sgaen ... (Weihnachten 2008)

Datum:
25. Dez. 2008
Von:
Christoph Jansen

Entscheidendes. Und so ist mir auch die Krippe auf dem Kölner Altermarkt ins Auge gefallen, wenn auch nach einigem Suchen, wo sie denn ist. Etwas kitschig zwar, aber das muss sein.

Hier in Liebfrauen haben wir die Krippe vor zwei Jahren endlich in die Mitte gestellt, aus der hinteren Ecke geholt, damit alle sie sehen, damit sie sofort ins Auge fällt. Seht her, ihr Besucher des Gotteshauses, hier bei euch in Hennef, in der Warth will euer Gott Mensch sein, einer von euch, mitten unter euch. Und auch in meinem Haus habe ich Platz geschaffen für das Geheimnis von Weihnachten. Und ich habe eine Krippe aufgestellt. Wie Millionen anderer Menschen in der Welt für sich oder auch für andere eine Krippe aufbauen.

Jede dieser Krippen hat uns viel zu sagen. Das Kind in der Krippe in meiner Wohnung sagt zu mir: Ich komme heute hier zur Welt, in deine Heimat, in dein Haus. Nicht mehr in Bethlehem, sondern für dich hier. Denn für dich ist Bethlehem zu weit weg. Und als Mensch will ich DIR nahe sein.

Und mit den Worten, die Jesus auch an Zachäus richtet, sagt er zu mir: Heute noch muss ich in deinem Haus zu Gast sein. Und ich sage ja zu ihm. Ich will anders sein als die Herbergswirte damals in Bethlehem. Ich will Platz machen, auch wenn es eng wird. Ich will ihm in meinem Leben Raum geben. Da sein, wo ich gebraucht werde; zur richtigen Zeit ja sagen und nicht nein, Türen öffnen, sie nicht zuschlagen. Und wenn mir das nicht immer gelingt, hoffe ich doch, bemühe ich mich doch nach Kräften, offenere Türen zu haben als die Herbergswirte, und Türen nur dann zu schließen, wenn es sonst keine Möglichkeiten mehr gibt.

Das Kind in der Krippe im Phantasialand sagt mir: Du, der du Zerstreuung und Unterhaltung suchst, auch für dich ist Gott ein Mensch geworden. Das ist eine viel tiefere Wahrheit als das, was du hier erlebst, was dich hier umgibt. Denn die Abenteuer hier im Park sind Illusion.

Manche gut gemacht und nahe an der Realität, aber niemals echt. Ich aber bin echt. So wie die Tiere um mich herum echt sind. Ich bin keine Illusion.

In mir ist Gott ein Mensch geworden, ein Mensch wie du, um dir nahe zu sein. Selbst an so ungewöhnlichen Orten wie diesem bin ich Mensch, bin ich dir nahe. Das Kind in der Krippe bei den sehr alten und kranken Menschen sagt: Auch in den dunkelsten und traurigsten Stunden deines Lebens lasse ich dich nicht allein. Wir haben Licht und Freude gemeinsam erlebt, jetzt will ich mit dir auch Gebrechlichkeit, Endlichkeit und Dunkelheit, ja sogar den Tod gemeinsam tragen.

Wir haben miteinander gelacht und uns gefreut, da ist es selbstverständlich, dass wir auch miteinander leiden und trauern, wenn es an der Zeit ist. Denn ich, das Kind in der Krippe, bin zugleich der Mann am Kreuz. Das ist mein Leben, das ist dein Leben. Wir sind uns ganz nah. Viel näher noch, als du denkst. Und das Kind in der Krippe neben der Rolltreppe im Huma erinnert mich an den wahren Grund von Weihnachten. Und es sagt mir: Vergiss nicht in deinem Kaufrausch, in deinem Übermut, dass du dir gerade an Weihnachten einmal Zeit für dich nimmst, aus der Hektik und dem Konsumstress entfliehst und einfach mal du selbst bist.

Sieh mich an! Ich habe keinen Saturn und keinen Real, ich habe nicht einmal ein vernünftiges Dach über dem Kopf. Denk immer daran, das, worauf es an Weihnachten wirklich ankommt, kannst du nirgendwo einkaufen. Für kein Geld der Welt. Ganz ähnlich redet das Kind in der Krippe auf dem Weihnachtsmarkt. Nicht Glühwein, Gedudel, viel Rummel und das eine oder andere Kölsch macht Weihnachten zu einem ganz persönlichen, ganz besonderen Fest, sondern die Liebe Gottes, der sich nicht zu schade ist, wirklich ein für alle Mal Mensch zu werden.

An diesem Weihnachtsfest lade ich Sie ein, vor den Krippen, die Ihnen begegnen, vor den Krippen Ihres Lebens einmal ganz still zu werden und auf das zu hören, was das Kind in der Krippe Ihnen wirklich sagen will.

Jede Krippe ist anders. Jede hat eine andere Aussage. Aber eines haben sie alle gemeinsam. Wo immer du gehst und stehst, ob im Freizeitpark gehst oder in der Kirche, beim Einkaufen oder zu Hause, auf Besuch bei lieben Menschen oder auf dem Weihnachtsmarkt, ich bin schon da, dir nahe, und ich lasse dich niemals fallen.

Denn deshalb ist Gott Mensch geworden, damit er uns begleiten kann über die sinnvollen und sinnlosen Wege unseres Lebens, durch die Wüsten und Durststrecken, aber auch durch unsere Freude und Euphorie.

Deshalb feiern wir Weihnachten. Weil Gott an diesem Tag, an dem er in Bethlehem Mensch geworden ist, dies für jeden Einzelnen von uns getan hat, weil er uns liebt, jeden einzelnen.

Jede Krippe, auch die kleinste, auch die deplatzierteste sagt uns das: Wir glauben an einen Gott, der uns liebt. Der so sehr für uns da sein will, dass er sich mit uns auf einzigartige Weise identifiziert, dass er einer von uns sein will und es an Weihnachten auch tatsächlich wird.

Und so will jede Krippe auf der Welt eine frohe Botschaft sein, eine Botschaft von Gott an uns, eine Botschaft von Weihnachten.

Amen.