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Karneval 2002

Datum:
10. Feb. 2002
Von:
Heinz Büsching

Für viele ist das Licht der Welt

ein schöner großer Haufen Geld.

Das ersehnte Licht im Dunkeln

ist für sie des Geldes Funkeln.

 

Die Erlösung kommt vom Geld!

Laut tönt es: Geld regiert die Welt!

Oder, etwas burschikos,

heißt es: ohne Moos nix los.

 

Der Volksmund setzt noch einen drauf.

Er sagt: Bei Geld hört Freundschaft auf.

Man holt das "D" aus seinem Dank

und sagt stattdessen: "Gott sei Bank."

 

Das Geld nimmt Platz auf höchstem Thron;

erscheint als wahre Religion.

Und die Devise lautet eben:

Geld bringt Licht in unser Leben.

 

Drum ist – wenn ich das richtig seh –

die Samstag-Abend-Lotto-Fee

für viele Menschen, jung und alt,

eine wahre Lichtgestalt.

 

Denn viele hoffen gläubig hin

auf einen Lotto-Hauptgewinn.

Millionen träumen schon

von einer goldenen Million,

die das Leben, trist und fies,

wandelt in ein Paradies.

So käme durch den Lottoschein

das wahre Licht ins Leben rein.

 

Willst du von Millionen träumen,

darfst du das Zahlen nicht versäumen.

Denn jeder Lottoträume-Schein

will mit Geld bezahlet sein.

 

Doch dieses Geld kommt nie zurück.

Denn gegen großes Lottoglück

steht schlicht die Mathema-ma-tik.

Die Chancen, auch mal King zu sein,

sind mathematisch klitzeklein.

Der große Traum – so wonderful –

träumt praktisch von ner großen Null.

 

Da gibt es welche, die das wissen,

doch schmerzlich großes Geld vermissen,

die wolln nicht lebenslang bezahlen

für lebenslange Warte-Qualen,

die wolln das große Geld ganz schnell,

unverzüglich, auf der Stell,

die es auf der Bank sich holen

mit schwarzen Masken und Pistolen.

 

Bringt das geklaute Geld nun Licht?

In den meisten Fällen nicht.

Es bringet in den meisten Fällen

den Aufenthalt in dunklen Zellen.

 

Andere, die suchen auch

das große Geld bei Günther Jauch.

Die Frage: Wer wird Millionär?,

die beschäftigt sie gar sehr.

Und sie denken inniglich

bei der Antwort gern an sich.

 

Wer ein bisschen ist verkopft,

wer mit Wissen vollgestopft,

probt sich am Wissensallerlei

mit Raten, Grips und Zockerei.

Da spürt man kaum des Geistes Hauch,

da kommt das Licht meist aus dem Bauch.

 

Ob dieser Mix aus Show und Geld

des Lebens Düsternis erhellt?

Ein bisschen Spaß – mehr ist es nicht.

Und des erspielten Geldes Licht –

es zieht – soweit ich sehen kann –

die Motten und die Schnorrer an.

 

Ohne Show und ohne Schweiß,

nicht mit Gewalt und nicht mit Fleiß

hofft auf Geld mit leichter Hand

sodann der Börsenspekulant.

 

Mit Aktien zu spekulieren,

das soll zu schnellem Gelde führen.

Selbst wo es etwas länger dauert –

der Spekulant auf Großes lauert.

Einen Boom im Voraus ahnen,

um dann kräftig abzusahnen.

Doch kann man so beim Spekulieren

auch mal kräftig was verlieren.

 

Ich sage jetzt ein bisschen locker:

Spekulieren – was für Zocker.

Mal Gewinn und mal Verlust,

mal Hochgefühl und auch mal Frust.

 

Bei solchem Spekulieren zählt

mehr der Kitzel als das Geld.

Kommt’s wirklich mal zum großen deal,

dann geht das Geld ins nächste Spiel.

Bist du von solchem Spiel gefangen,

bleibt dir das echte Licht verhangen.

Denn wen es hin zum Gelde drängt,

der ist von andrem abgelenkt.

 

Doch das Geld – es fasziniert,

und viele sind davon berührt,

gieren nach des Geldes Segen,

versuchen es auf 1000 Wegen.

Die Beispiele, die ich gebracht,

sie haben’s anschaulich gemacht.

 

Wer es zum großen Geld geschafft,

wer ergattert und gerafft,

stellt es auf den Leuchter gern,

dass man kommt von nah und fern,

um den Reichtum zu bestaunen,

mit Bewunderung zu raunen:

"diese Reichen, Menschenskind,

was das für tolle Leute sind!"

 

Luxusvilla, Luxusyacht,

Luxusauto – um die Pracht

eine Mauer hoch gebaut,

dass niemand diesen Luxus klaut.

 

Haste was, dann biste was –

ich fürchte: viele glauben das.

 

Ob der Reichtum – vorgeführt –

andern wirklich imponiert?

Ich fürchte – und fast tut’s mir leid –

er bringt nur Grinsen und viel Neid.

Also ehrlich: Glamourlicht

ist das wahre Leben nicht.

 

Schon Goethe warnt vor Illusionen,

welche in der Geldgier wohnen.

Und er mahnt in weisen Sätzen:

Grabet nicht nach falschen Schätzen.

Suchst du nach dem Sinn des Lebens,

ist die Jagd nach Geld vergebens.

 

Was Goethe dann empfehlen kann,

hört sich noch immer prima an:

Tages Arbeit, abends Gäste,

saure Wochen, frohe Feste.

 

Ich kenne aus der Heilgen Schrift

ein Licht, das alles übertrifft.

Aus den heilgen Büchern spricht

die gute Botschaft: Gott ist Licht.

 

Und dieses Licht kam in die Welt,

damit es Weg und Herz erhellt.

Der Welt, die einst ins Dunkle fiel,

erstrahlt ganz neu ein helles Ziel.

 

Glücklich, wer zum Licht sich bringt

und wen es immer mehr durchdringt.

Der ganze Glitzerkram verblasst,

je mehr ein Mensch vom Licht erfasst.

 

Nicht nur durch biblischen Bericht

weiß ich vom Mensch gewordnen Licht.

Wer im Alltag Güte schaut,

wer getröstet, aufgebaut,

sieht ein freundliches Gesicht,

der sieht schon Licht vom wahren Licht.

 

Da will der Funke überspringen,

will auch dich zum Leuchten bringen,

lädt auch dich behutsam ein,

Licht für andere zu sein.

 

Das Licht auf einen Leuchter bringen

heißt nicht: das eigne Lob zu singen,

heißt nicht: die Werbetrommel rühren,

nicht: Show abziehen, renommieren.

Helles Leuchten heißt allein:

selbstvergessen gütig sein,

ohne Stolz und ohne Prahlen

echte Güte auszustrahlen.

 

Güte, ausgestrahlt vereint,

ist Licht der Welt, wie Gott es meint.

Ein frommes Lied, das mir gefällt,

redet so vom Licht der Welt:

"Tragt eurer Güte hellen Schein

weit in die dunkle Welt hinein."

 

Damit die Güte nicht verglüht;

damit sie bleibt und wächst und blüht,

vergiss die Güte-Regel nicht:

Halt dich dicht beim großen Licht.

 

Allen, die heut Zeit sich nahmen,

allen Müden, allen Lahmen,

allen Wilden, allen Zahmen –

allen, die heut Zeit sich nahmen,

auch Karneval zur Kirche kamen,

sag ich jetzt: Alaaf und Amen!