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Josef ist der Patron aller, deren Pläne durchkreuzt werden. (Donnerstag der 3. Woche der Fastenzeit 2020)

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Datum:
19. März 2020
Von:
Christoph Jansen

Liebe Christen,

ich habe noch einen analogen Terminkalender, ein kleines Buch, in das ich alle wichtigen Termine eintrage. Während im digitalen Kalender im Smartphone Termine gelöscht werden können, bleiben in meinem Kalender jene Termine, die durchgestrichen sind, immer noch sichtbar.

So steht heute in meinem Kalender die heilige Messe zu Ehren des heiligen Josef in Mittelscheid. Natürlich fällt der Gottesdienst in der malerischen Kapelle, die Sie auf dem heutigen Bild sehen, aus. Das ist besonders schade, denn der heilige Josef, dessen Fest die Kirche nach dem liturgischen Kalender heute feiert und dem diese Kapelle geweiht ist, eignet sich hervorragend als Schutzpatron in dieser Zeit der Pandemie.

Josef, der Bräutigam der Jungfrau Maria, wird seit Jahrhunderten verehrt als Patron der Kranken und Leidenden. In vielen Kirchen, so zum Beispiel in Uckerath, gibt es einen Josefsaltar. Der Heilige wird oft am Bett eines Kranken oder Sterbenden dargestellt.

Inmitten der Coronakrise gibt es viele Menschen, die große Angst davor haben, krank zu werden oder gar zu sterben. Josef gilt als der Kümmerer, der Beschützer, der dafür verantwortlich war, dass Jesus unter widrigen Umständen geboren werden konnte. Aber nicht nur die Tatsache, dass der heilige Josef als Patron der Kranken und Sterbenden verehrt wird, macht ihn mir heute sympathisch und aktuell. Auch das, was wir von ihm wissen, passt sehr gut zu unserer Situation. Denn immer wieder werden Josefs Pläne durchkreuzt.

Josef beschließt, Maria zur Frau zu nehmen, aber Gott selbst durchkreuzt seine Pläne, das Evangelium sagt, das Kind sei vom heiligen Geist - und nicht von Josef.

In die Schwangerschaft Marias, die er zur Frau nimmt, platzt der Befehl des Kaisers hinein, und aus der geplanten ruhigen Hausgeburt in Nazareth wird nichts. Unter großen Strapazen reisen beide nach Bethlehem, wo das Kind in ärmlichen Verhältnissen zur Welt kommt.

Um dem grausamen Kindermord von Bethlehem zu entgehen, geht die Reise von dort nicht wie geplant zurück in die Heimat, sondern in die Ferne, nach Ägypten, wo Josef mit den beiden, die ihm zum Schutz anvertraut sind, so lange als Flüchtling lebt, bis der blutrünstige König Herodes endlich verstorben ist.

Selbst die jährliche Wallfahrt nach Jerusalem einige Jahre später verläuft anders als erwartet, denn der zwölfjährige Jesus bleibt bekanntlich im Tempel und wird von Josef und Maria erst nach drei Tagen wiedergefunden.

Josef ist also nicht nur Patron der Kranken, sondern auch Patron aller, deren Pläne durchkreuzt werden. Er weiß, wie es uns geht, denn wir hatten so viel vor in diesen Tagen und Wochen, wollten in den Osterferien in Urlaub fahren, hatten Karten für ein Fußballspiel, ein Konzert oder Musical, wären gerne schoppen oder ins Kino gegangen, wollten mit unserer Mannschaft zusammen Sport treiben, hätten so gerne die Sonntagsmesse besucht oder in ein paar Wochen mit vielen anderen Menschen die Ostergottesdienste oder die Erstkommunion gefeiert.

Wie viele Termine haben Sie schon gestrichen? Worauf haben Sie sich richtig gefreut und könnten heulen, dass das nicht geht? Was macht Sie wütend in dieser Krise oder hilflos, weil Sie das Gefühl haben, die Dinge sind nicht mehr unter Kontrolle?

Ich lade Sie ein, den durchkreuzten Plänen nicht lange nachzutrauern. Die Zeit, die wir nicht mit geplanten Aktionen verbringen können, ist ja keine verlorene Zeit! Vielmehr wartet sie darauf, neu und gut erfüllt zu werden.

Alles, was Josef so ungeplant tun musste, konnte doch vor allem deshalb gelingen, weil er nie alleine ging, sondern weil Gott immer bei ihm war. Was konnte ihm also passieren?

Und mit allem, was wir in diesen Tagen ungeplant tun, weil das so gründlich Geplante unmöglich geworden ist, ist es ganz genauso. Gott geht mit uns durch diese Zeit. Und wie er Josef gezeigt hat, dass man auch über neue und fremde Wege sein Ziel erreicht, zeigt er jetzt uns neue und fremde Wege.

Wenn wir wie Josef sein wollen, brauchen wir für die nächste Zeit nicht vor allem Pläne. Pläne werden aktuell dauernd über den Haufen geworfen, sie sind wertlos. Wenn wir wie Josef sein wollen, brauchen wir Vertrauen. Gottvertrauen. Danke, Herr, dass du mit uns auf dem Weg bist - wo auch immer er hinführt.

Amen.

Ihr Pastor

Christoph Jansen