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"Ich weiß es nicht" (Donnerstag der 4. Woche der Fastenzeit 2020)

2020-03-26_Corona-Predigt
Datum:
26. März 2020
Von:
Christoph Jansen

Ich will eure Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel. In der Krise baut Gott Mose und das Volk Israel auf. Lange schon sind sie in der Wüste unterwegs und der Weg wird lang. Manch einer glaubt, das Ziel ist unerreichbar.

Die ganze Welt hat sich auf einen Weg ins Ungewisse gemacht. Und so viele Fragen kommen auf. Können wir im Mai unsere Hochzeit feiern? Wann ist denn Erstkommunion, wenn der Weiße Sonntag abgesagt ist? Findet das Firmwochenende statt? Was ist mit dem Kinderferienlager? Können wir Ende Juli wieder reisen?

Die ehrlichste Antwort, die ich in den letzten Tagen gegeben habe, war: Ich weiß es nicht. Damit bin ich in einer ähnlichen Situation wie Mose. Wie oft werden die Israeliten gefragt haben: Wie lange noch? Wie geht es weiter? Was kommt als nächstes? Und Mose konnte nur sagen: "Ich weiß es nicht". Da bauten sich die Israeliten einen anderen Gott, ein goldenes Kalb. Das sagte nämlich nicht: "Ich weiß es nicht". Das Kalb sagte einfach gar nichts. Und es brachte die Menschen auch nicht weiter.

In der Lesung von heute erleben wir einen Gott, der lernt. Eine ganz komische Vorstellung! Aber warum nicht? Das Volk in der Wüste tanzt um das goldene Kalb. Gott zürnt seinem Volke, er ist sauer. Er will das Volk bestrafen oder sogar vernichten. Aber vielleicht braucht das Volk einfach andere Antworten, eine andere Perspektive und nicht dauernd dieses "Ich weiß es nicht". Wir alle wissen, wie die Geschichte vom Auszug endet. Das Volk Israel erreicht nach vierzig Wüstenjahren das gelobte Land, in dem Milch und Honig fließt.

Ich bin ganz gespannt, was auf uns wartet nach diesem Weg durch das Ungewisse, nach dieser Corona-Situation. Wie lange es dauert? Ich weiß es nicht. Wie viele Einschränkungen es noch gibt? Keine Ahnung. Ob ich mich wohl infiziere? Wer kann das wissen?

Aber wie damals in den Wüstenjahren des Exodus weiß ich, dass Gott bei mir, bei uns ist. Und ich weiß auch, dass er uns seine Pläne meistens nicht verrät. Das hat er schon damals nicht getan. Ich bin gespannt, wo er uns heute hinführt.

Ihr und euer

Christoph Jansen