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Fronleichnam 2002

Datum:
30. Mai 2002
Von:
Heinz Büsching

Wir sind gemeinsam unterwegs.

Die Fronleichnamsprozession bringt es zum Ausdruck, stellt es sinnbildlich dar. Wir sind gemeinsam unterwegs. Wir – wer ist das? Wir sind unterwegs als Pfarrgemeinde Liebfrauen. Wir sind eine große Wandergruppe. Aber sie ist noch einigermaßen überschaubar. Nicht jeder kennt jeden. Aber viele kennen sich schon. Vielleicht dient der heutige Tag auch dazu, sich mehr und besser kennenzulernen.

Das Unterwegssein ist für uns Menschen typisch. Jeder Tag ist neu. Jede Woche bringt was anderes. Jedes Jahr sieht uns verändert. Wir gehen von einer Lebenssituation in die nächste. Nirgendwo können wir bleiben. Ständig gibt es Überraschungen, angenehme und unangenehme. Wir sind ständig unterwegs. Wir wandern von Station zu Station, mal bergauf, mal bergab, wir werden älter, ändern uns, gehen weiter, immer weiter, wohin, ja wohin? Oder sind wir richtungslos? Haben wir ein Ziel? Welches?

Wenn ich schon wandern muss, wenn das Wandern mein Schicksal ist, dann möchte ich mit Gleichgesinnten wandern, mit Gefährten, die freundlich sind, kameradschaftlich, hilfsbereit. Am liebsten wandere ich mit richtigen Freunden, mit Menschen, die ich gut leiden kann.

Die Sache mit der gemeinsamen Wandergruppe kann natürlich nur klappen, wenn wir ein gemeinsames Ziel haben und möglichst eine Wanderkarte, die es tut. Für uns als Pfarrgemeinde ist Wanderkarte die Heilige Schrift. Und dass unser Ziel Gottes Vaterhaus ist, darüber brauchen wir unter uns nicht lange zu diskutieren. Wanderkarte ist die Heilige Schrift nur andeutungsweise. Denn die Zukunft ist ein Gelände, das noch keines Menschen Fuß betreten hat. Aber die Heilige Schrift gibt doch Richtung und Orientierungshilfen. Und wir sprechen ja auch miteinander und suchen gemeinsam nach dem richtigen Weg, und wir helfen uns, wenn das Gehen problematisch wird; mindestens geben wir uns Mühe, und manchmal klappt es mit der Kameradschaft ja auch ganz gut.

Ich jedenfalls möchte auf dem Weg meiner Sinnsuche, auf meiner Wanderung Richtung Vaterhaus, nicht allein sein. Ich brauche auf meinem Gang durch die Wirrnisse der Zeit, ihre Gefahren und Abwege die hilfreiche Gemeinschaft, die das gleiche Ziel hat wie ich.

Aber das Wichtigste habe ich noch nicht gesagt. Der stärkste Wanderführer, der beste, ist Christus selbst. Ich bin bei euch, sagt er. Ich begleite euch. Wo 2 oder 3 in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Das gilt, und oft spüre ich es.

Aber gelegentlich muss man seine Gegenwart auch handgreiflich hochhalten und mal in der Pfarrei herumzeigen, in strahlender Einfassung, deutlich sichtbar, meinetwegen auch mal im Triumph, mit lautem Singen und mit lautem Beten. Wir sind seine Stimme: Seht her, ich bin da, mitten unter euch. Darum gibt es auch heute noch Fronleichnam: damit seine göttliche Gegenwart im Getöse der Zeit nicht überdeckt und vergessen wird. Damit wir ihn gemeinsam anbeten. Damit wir gemeinsam von ihm Ermutigung bekommen. Und damit wir ihm danken, ihm, der unsere Wandergruppe zusammenhält.