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Eine Nacht, ganz anders als die anderen Nächte...

Bei der Feier der Osternacht am Samstag, 11.04.2020, war alles anders als sonst. Statt einer Osterkerze waren es insgesamt sieben Osterkerzen aus allen größeren Kirchen des Seelsorgebereiches Hennef-Ost die im Gottesdienst gesegnet wurden.
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Datum:
12. Apr. 2020
Von:
bg/cj

Liebe Christen,

lassen Sie sich anstecken!

Ich möchte das gerne tun, alle anstecken, die mir begegnen.

 

Merken Sie eigentlich, wie sehr wir schon gelenkt sind in unseren Gedanken, dass wir direkt an die Pandemie denken, wenn wir so etwas hören?

Und dass Sie vielleicht direkt sagen: Ja spinnt der denn? Wie kann der so etwas sagen!

Nein, ich möchte niemanden krank machen.

Ich möchte alle anstecken mit der Osterfreude!

Christus ist auferstanden, er stirbt nicht mehr!

Lassen wir uns anstecken von dieser unendlich guten Nachricht, die uns und die ganze Welt verändert!

 

Denn Gott findet selbst in der größten Ausweglosigkeit, da wo wir längst keine Hoffnung mehr haben, einen guten Weg ins Licht, in die Freude. 

Von einigen dieser völlig ausweglosen Situationen, in der Trauer und Verzweiflung größer sind als die Hoffnung, haben wir gehört.

Das Volk Israel flieht vor dem übermächtigen Pharao, der sein starkes Heer „mit Rossen und Wagen“ schickt, um die Geflohenen zu verfolgen und zu bestrafen. 

Vor den Israeliten ist das unüberwindliche Meer, hinter ihnen die brutalen Verfolger. Es gibt keine Rettung.

Und dann teilt sich das Meer und mit Gottes Macht tut sich ein Weg auf. Mit Gott sind Mose und das Volk unterwegs, und der Weg, auf dem Gott unterwegs ist, ist niemals eine Sackgasse.

Abraham, der immer davon geträumt hatte, Vater vieler Kinder zu werden, bekommt den Befehl, seinen einen, geliebten Sohn zu opfern. Der Befehl kommt von ganz oben, und der mächtigste aller Götter verlangt es. 

Wie kann er sich Gott entgegen setzen?

Abraham sieht keine andere Möglichkeit, er muss gehorchen. Zu seiner Zeit, vor etwa 4000 Jahren, sind Menschenopfer nicht ungewöhnlich, die Götter, an die damals die Menschen glauben, forderten oft große Opfer. 

Man stelle sich die Verzweiflung vor, als Abraham mit seinem Sohn auf den Berg steigt. Der Junge ist gesund und fröhlich, er ahnt nichts, weiß er doch, dass sein Vater Abraham ihn über alles liebt und ihm niemals etwas antun würde. 

Kein Thriller könnte ein besseres Setting liefern. Dieser Berg, dieser Opferaltar ist Abrahams ausweglose Sackgasse. Hätte er seinen Sohn in seiner Verzweiflung geopfert, umgebracht, er wäre ein gebrochener Mann gewesen. Wir würden keine Christen sein, wenn Isaak geopfert worden wäre. 

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Aber Gott findet einen anderen, einen neuen Weg. Er geht ihn gemeinsam mit Abraham und seinem Sohn Isaak. 

Gerne wäre ich dabei gewesen, als der Widder geopfert war und Abraham mit seinem Sohn vom Berg hinunter ging. Was werden die beiden gesprochen haben? War Isaak wütend auf seinen Vater oder hat er seine innere Zerrissenheit gespürt? War beiden beim Abstieg bewusst, dass der Weg, den Gott mit ihnen geht, niemals eine Sackgasse ist?

Die dritte vermeintliche Sackgasse ist der Karfreitag, der Tod Jesu. Und dieser Weg endet noch viel offensichtlicher und endgültiger als die anderen beiden, von denen wir gehört haben. 

Das Volk Israel ist im Moment der Rettung noch nicht in die Hände der Ägypter gefallen. Es ist kurz davor, aber die Katastrophe ist noch nicht eingetreten, als Gott sein Volk rettet.

 


Isaak liegt zwar schon gefesselt auf dem Altar, als die Rettung kommt, aber er lebt noch und ist unversehrt.

Aber Jesus ist tot. Um ganz sicher zu gehen, hatte ein Soldat ihm nach seinem Tod eine Lanze in die Seite gestochen. Er ist begraben und ein schwerer Stein hat seine Grabstätte verschlossen. Es ist vorbei.

Als die Frauen am Morgen des ersten Tages der Woche nach dem Grab sehen wollen, gehen sie noch einmal ans Ende der Sackgasse, an dem sie Jesus begraben haben. 

Aber war den beiden bewusst, dass der Weg, den Gott mit ihnen geht, niemals eine Sackgasse ist?

Der Weg, den wir in diesen Zeiten gehen, ist deshalb auch keine Sackgasse, denn wir gehen ihn mit Gott. 

 


Ich sehe so viele Zeichen, dass er da ist und hilft, wo er nur kann. So hätte es uns viel, viel schlimmer treffen können, etwa, wenn das Virus zu einer anderen Zeit gekommen wäre.

Noch vor wenigen Jahrzehnten zum Beispiel hätte ein Begegnungsverbot gar nicht funktionieren können. Vor nur 30 Jahren gab es noch kein Internet. Acht Minuten telefonieren kosteten 23 Pfennig. Amazon gab es noch nicht, stattdessen nur den Versandhauskatalog. Die Zustellung ging nur per Postpaket, und das war teuer. Damit wäre die Schließung von Geschäften nahezu unmöglich gewesen. 

Es gab drei Fernsehprogramme, kein Netflix, kein facebook, Instagram, twitter, Youtube. Die Menschen hätten – ohne die Technik, die uns heute fast überall zur Verfügung steht – die Maßnahmen als unmenschlich empfunden und sich wohl kaum dran halten können. 

 


Noch vor wenigen Jahrzehnten wären wir dieser Pandemie hilflos ausgeliefert gewesen, weil das Wissen um Viren und deren Verbreitung und Wirkung noch weit weniger entwickelt war. Aber jetzt können wir hoffen, dass der Weg, den die Menschheit geht, keine Sackgasse ist. 

 


Ostern ist ein Fest der Hoffnung, auch und gerade in schwierigen Zeiten. Gott ist Mensch geworden, weil er uns Menschen liebt, und Christus ist auferstanden, weil seine Liebe zu uns nicht mit dem Tod endet, sondern viel stärker ist. 

 


Wie Gott mit Abraham unterwegs war und mit dem Volk Israel, wie Jesus mit seinen Jüngern und jenen, die an ihn glaubten unterwegs war, ist er auch mit uns unterwegs. Er ist der Weg, er weiß, wie es weitergeht. 

 


Für Gott gibt es keine Sackgassen. 

Deshalb ist es völlig richtig, was die Kinder in den letzten Wochen auf die Regenbogenbanner geschrieben haben, in denen sie den Passanten gezeigt haben, dass sie in dieser Zeit zuhause bleiben.

Alles wird gut.

Natürlich wird alles gut.

Denn Christus ist für uns auferstanden, 

um die Welt und die Menschen zu retten

und ihnen neue Hoffnung zu geben.

Feiern wir diese Hoffnung jetzt und immer wieder.

Halleluja.

 

Amen.