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Dem Herrn sei Dank und Lob gesungen (Mittwoch der 5. Woche der Fastenzeit 2020)

2020-04-01_Corona-Predigt
Datum:
1. Apr. 2020
Von:
Christoph Jansen

Liebe Christen,

unser Weg durch das Leben geht weiter, er bleibt nicht stehen. Manch einer empfindet das aber so. Nichts geht mehr und deshalb ist das Einzige, was sinnvoll ist, zu warten, bis es wieder vorbei ist. Gott schenkt uns jeden neuen Tag, auch die Tage in der Coronazeit. Vergessen wir das nicht! Und jeder Tag hat wunderbare Momente.

In der strahlenden Sonne bin ich unter dem meist wolkenlosen Himmel dieser Tage, den kein Kondensstreifen trübt, oft mit dem Rad unterwegs und genieße die klare Luft, die weite Aussicht von den Hügeln und Bergen, und ich freue mich, dass ich Zeit dafür habe. Die habe ich nämlich in anderen Zeiten allzu oft nicht. Und ich sehe im Grünen viel öfter Familien, die gemeinsam etwas unternehmen, die sich vielleicht jetzt, in der Ausnahmesituation, wieder neu kennen lernen.

Allmählich wird uns allen ja schmerzvoll bewusst, dass selbst die mächtigsten Frauen und Männer des Landes und der Welt die Pandemie nicht am Abend des 19. April für beendet erklären können. Wie lange wir mehr oder weniger eingeschränkt leben müssen, kann keiner sagen. Und so lange wie das dauert, fühlt sich jeder Tag irgendwie gleich an. Irgendwo in der Mitte zwischen Sonntagsruhe und Grabesstille, und das täglich.

Mir kommt angesichts dieser Situation eine wunderbare US-amerikanische Filmkomödie aus dem Jahre 1993 in den Sinn. Sie heißt: "Und täglich grüßt das Murmeltier" und ist vielen bekannt. Bill Murray spielt in dieser Komödie Phil, einen Reporter, der in eine Endlosschleife gerät. Er erlebt immer und immer wieder denselben Tag, den 2. Februar, den "Murmeltiertag" im verschlafenen Städtchen Punxsutawney. Phil mag den Murmeltiertag nicht und möchte aus Punxsutawney so schnell wie möglich wieder nach Hause, aber genau den Tag im Jahr, den er am meisten hasst, erlebt er auf wundersame Weise wieder und wieder.

Nach anfänglichen Frusterlebnissen beginnt Phil, den Tag, den er immer wieder erlebt, mit Sinn zu erfüllen. Er lernt Klavierspielen, bildet sich weiter, hilft den Menschen, wo er nur kann und schafft es am Ende, geliebt zu werden - die einzige Möglichkeit, den nächsten Tag zu erreichen.

Nehmen wir die Tage, die uns geschenkt werden, also dankbar an und vergessen wir nicht, dass wir geliebt und beschenkt werden. Was wir in den Gottesdiensten am Anfang des Jahres gesungen haben, gilt jetzt umso mehr.

Dem Herrn, der Tag und Jahr geschenkt,

der unser Leben trägt und lenkt,

sei Dank und Lob gesungen.

 

Ihr und euer

Christoph Jansen